Flaute trifft Knorr-Bremse
Im Nutzfahrzeugsegment geht es für Knorr-Bremse kräftig abwärts: Der Auftragseingang sank im dritten Quartal um ein Fünftel. Dennoch vertraut der Vorstand dem robusten Geschäftsmodell mit dem weniger konjunktursensiblen Schienenfahrzeuggeschäft – und einer strikten Kostenkontrolle. jh München – Die abgeschwächte Nutzfahrzeugkonjunktur wirkt sich immer stärker auf Knorr-Bremse aus. Der Auftragseingang des Münchner Unternehmens sank im dritten Quartal um ein Zehntel auf 1,57 Mrd. Euro. Für die ersten neun Monate ergibt sich somit ein Minus von gut 2 % (siehe Tabelle). Im Segment Nutzfahrzeuge verringerten sich die Bestellungen von Juli bis September sogar um mehr als ein Fünftel auf 621 Mill. Euro. Im weit weniger konjunkturabhängigen Geschäft für Schienenfahrzeuge reduzierte sich der Ordereingang um 1,6 %. Knorr-Bremse begründet diesen leichten Rückgang mit ersten Bremsspuren im Frachtgeschäft auf der Schiene in Nordamerika. Prognose bestätigtDer Kurs der im MDax notierten Aktie gab am Mittwochvormittag in der Spitze um 4,1 % nach und verringerte das Minus bis zum Schluss des Xetra-Handels auf 3,7 %. Der Leitindex Dax lag dagegen im Plus. Nach Ansicht von Mainfirst landeten der Umsatz und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) unter den durchschnittlichen Schätzungen von Analysten. Von einem durchwachsenen dritten Quartal spricht J.P. Morgan.Die Analysten von UBS rechnen damit, dass der Ausblick von Knorr-Bremse die Gewinnerwartungen um rund 5 % reduzieren wird. Für eine gewisse Erleichterung sorge, dass der Vorstand die Geschäftsziele für dieses Jahr bestätigt habe. Der Umsatz soll 2019 auf 6,88 bis 7,08 (i. V. 6,62) Mrd. Euro steigen, die Ebitda-Marge 18,5 bis 19,5 (17,8) % erreichen. Für das vierte Quartal rechnet der Vorstand also mit einer höheren Rendite als in den ersten neun Monaten. “Die bereits im Sommer eingeleiteten Maßnahmen zur Absicherung unseres profitablen Wachstums zeigen erste positive Effekte”, sagte Finanzvorstand Ralf Heuwing. Er betonte, dass der Umsatz im dritten Quartal “trotz steigender Unsicherheit insbesondere im Nutzfahrzeugsegment” um 2,4 % gewachsen sei und die Ebitda-Marge um 0,7 Punkte auf 18,3 % zulegte.Den Rückgang des Nettoergebnisses erklärt das Unternehmen mit der in den ersten neun Monaten auf 30 (i. V. 26) % gestiegenen Steuerquote. Grund seien nicht abzugsfähige Aufwendungen aus dem Verkauf des Unternehmensteils Powertech. Der Verkauf habe das Ergebnis im dritten Quartal mit 82 Mill. Euro belastet, heißt es im Zwischenbericht. Power-tech erzielte in den ersten neun Monaten einen Umsatz von 59 Mill. Euro. Vor Zinsen und Steuern entstand ein Verlust von 19,9 Mill. Euro.Zuversicht schöpft der Vorstand des Weltmarktführers für Bremsen in Schienen- und Nutzfahrzeugen außer aus der strikten Kostenkontrolle aus der Auftragsreichweite, die allerdings auf 7,6 (8,0) Monate gesunken ist. Der weiterhin hohe Wert “lässt auch in den kommenden Quartalen eine robuste Geschäftsentwicklung erwarten”.Regional und auf die Segmente bezogen berichtete Knorr-Bremse von weiter gestiegenen Aufträgen im Schienenfahrzeugmarkt in Asien. In der Nutzfahrzeugsparte hätten sich dagegen besonders im dritten Quartal die abgekühlte Konjunktur in Europa und der daraus resultierende deutliche Rückgang der Nutzfahrzeugproduktion ausgewirkt. Verkauf an den GroßaktionärIm aktuellen Schlussquartal erwartet Knorr-Bremse einen Buchgewinn von 46 Mill. Euro aus einem Sale-and-Lease-back-Geschäft. Grundstücke und Gebäude der Konzernzentrale in München verkauft das Unternehmen an eine Grundstücksgesellschaft, die nach Angaben von Knorr-Bremse den Immobilienunternehmen von Heinz Hermann Thiele zuzurechnen ist. Nach dem Verkauf würden die Immobilien langfristig zurückgemietet. Thiele und seine Tochter besitzen seit dem Börsengang von Knorr-Bremse im Oktober 2018 noch gut 70 % der Aktien.Aus der Transaktion flössen dem Unternehmen netto rund 200 Mill. Euro zu, davon 134 Mill. in diesem Jahr und 66 Mill. Euro in den nächsten beiden, kündigte Knorr-Bremse an. Der erwartete Buchgewinn sei nicht in der Ergebnisprognose für 2019 enthalten.