Sofort-Lieferdienste

Flink bringt Finanzierung ins Ziel

Auch der Sofort-Lieferdienst Flink hat einen Affenzahn drauf. Im Rennen um frisches Geld von Investoren hat das Berliner Start-up den Konkurrenten Gorillas jedenfalls erst einmal abgehängt und 240 Mill. Dollar eingesammelt.

Flink bringt Finanzierung ins Ziel

ab/sp/cru Düsseldorf/Berlin – Im Wettbewerb von Sofort-Lieferdiensten für Lebensmittel reiht sich eine Finanzierungsrunde an die nächste. Neben Flink aus Berlin hat am Freitag auch der aus Istanbul stammende Branchenprimus Getir, der ebenfalls in Berlin aktiv ist, den Abschluss einer 550 Mill. Dollar schweren Runde zu einer Bewertung von 7,5 Mrd. Dollar gemeldet. Zu den frühen Getir-Finanziers Tiger Global und Sequoia Capital haben sich neue Investoren wie Silver Lake und DisruptAD gesellt.

Flink ließ am Freitag die Details zur Bewertung offen, aus dem Umfeld der beteiligten Investoren war von einer Bewertung in der Größenordnung von 500 Mill. Dollar „Pre Money“ die Rede. Die A-Finanzierungsrunde wird angeführt von Prosus, der börsennotierten niederländischen Beteiligungstochter von Naspers, in der der südafrikanische Internetkonzern seine internationalen Assets gebündelt hat, sowie von der US-Venture-Capital-Gesellschaft Bond Capital und dem Staatsfonds Mubadalla Investment aus Abu Dhabi, der sich auch bei Getir engagiert. Zusammen mit der Finanzierung kündigte Flink eine strategische Partnerschaft mit Rewe an.

Rewe, Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler und mit Rewe.de hierzulande Marktführer im Liefer- und Abholservice-Geschäft, hat sich bei Flink nicht nur für ein finanzielles Engagement entschieden, sondern sich zugleich den Platz als exklusiver Warenversorger gesichert. Wenngleich sich die Kölner nicht zur Höhe ihrer Minderheitsbeteiligung äußern, handelt es sich wohl eher um ein überschaubares Engagement. Nach Informationen der Börsen-Zeitung geht es um einen Anteil von weniger als 10%, für den ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag auf den Tisch gelegt wird.

Für Rewe steht die Kooperation mit dem schnellen Lieferdienst im Vordergrund. Dazu gehört der Exklusivvertrag in der Warenversorgung. Damit dürften die Tage als Lieferant für den Flink-Wettbewerber Gorillas gezählt sein, versorgt Rewe aktuell doch noch über den Großhändler Für Sie den Schnelllieferdienst mit Waren. Zwischen Rewe und Für Sie besteht seit 1973 eine Partnerschaft. Strategisch war das Engagement bei Gorillas jedoch von Beginn an nicht.

Im Vergleich mit Gorillas, die ebenfalls an einer neuen Finanzierungsrunde basteln und dem Vernehmen nach versuchten, Rewe vor dem Deal mit Flink ins eigene Boot zu holen, fällt die Bewertung von Flink deutlich bescheidener aus. So war in Medienberichten zuletzt von einer neuen Runde bei Gorillas in der Größenordnung von bis zu 1 Mrd. Dollar und einer Bewertung in der Gegend von 5 Mrd. Dollar die Rede.

Wenngleich sich Rewe angesichts des Vollsortiments-Angebots mit bis zu 20000 Artikeln als „Speerspitze des B2C E-Commerce-Geschäfts versteht, verkennen die Kölner nicht, dass sich das Liefergeschäft mit Lebensmitteln gerade stark ausdifferenziert. Zum Vergleich: Schnell-Lieferdienste wie Flink bringen es gerade einmal auf 2400 Artikel. Flink sei im Segment der Schnell-Lieferdienste „ein Vorreiter mit einem starken Gründer-Team und vielversprechenden Perspektive“, lobt Rewe-Chef Lionel Souque. Am Ausbau des eigenen Lieferdienstes, in den in den kommenden Jahren hohe Investitionen fließen sollen, hält Rewe unvermindert fest. Die Zusammenarbeit mit Flink ziele darauf, den „Wettbewerbsvorsprung“ auszubauen.

Erst im Dezember gestartet

Flink, die erst im Dezember gestartet ist, legte im Januar mit einer 10 Mill. Dollar großen Pre-Seed Finanzierung unter Führung der Risikokapitalgeber Cherry Ventures aus Berlin und Northzone aus London los und sammelte in einer Seed-Runde unter Führung der Berliner Target Global Anfang März weitere 52 Mill. Dollar ein. Die mit einem halben Jahr Vorsprung gestartete Gorillas konnte im August den Berliner Investor Atlantic Food Labs in einer Seed-Runde über 1,2 Mill. Dollar für sich gewinnen, schloss im November eine 44 Mill. Dollar schwere A-Serie unter Führung der US-Investmentgesellschaft Coatue Management ab und lieferte Ende März eine 290 Mill. Dollar schweren Series A unter Leitung von Coatue, dem chinesischen Internetkonzern Tencent und DST Global von Juri Milner.

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