Flix steigert Fahrgastzahlen deutlich
Börsen-Kandidat Flix erhöht Ausblick
Robuste Halbjahreszahlen geben Fernbusbetreiber Schub - Firmenrekord 2023 in Sicht
sck München
Der Fernbus- und Bahnbetreiber Flix hat nach soliden Zahlen fürs erste Halbjahr zwar seine Erwartungen für 2023 erhöht, zeigte sich beim Thema Börsengang aber nach außen recht schmallippig. Zur Präsentation des Zahlenwerks in einer virtuellen Konferenz mit Journalisten sprach Vorstandschef und Firmenmitgründer André Schwämmlein „vom erfolgreichsten Halbjahr in der Flix-Geschichte“. Die „globale Wachstumsgeschichte setzt sich fort“, berichtete er. Der CEO und Finanzvorstand Christoph Debus klammerten das Thema Initial Public Offering (IPO) allerdings aus, obwohl es viele Nachfragen dazu gab. „Heute geht`s um die Halbjahreszahlen. Ein möglicher Börsengang ist eine Option für uns. Wir wollen darüber nicht spekulieren“, sagte der CFO.
Vermutet wird, dass die Geschäftsführung hinter den Kulissen bereits einen Börsengang vorbereitet. Dieser könnte vermutlich in der ersten Hälfte des kommenden Jahres erfolgen. Im Juni hieß es, dass Flix die US-Investmentboutique Evercore mit der Suche nach begleitenden Investmentbanken beauftragt habe. Als mögliche Adressen werden JP Morgan, Goldman Sachs und BNP Paribas gehandelt. Beim Gang aufs Handelsparkett werden Flix Emissionserlöse von bis zu 1 Mrd. Euro zugetraut.
Am Donnerstag legte CFO Debus Eckdaten fürs operative Geschäft vor, die für das Gelingen eines IPO wichtig sind. Das 2011 gegründete Unternehmen verzeichnete von Januar bis Juni nach eigenen Angaben das bislang erfolgreichste erste Halbjahr. Die Zahl der Fahrgäste schnellte um 53% auf 36 Millionen hoch. Wachstumstreiber war insbesondere das Geschäft in Europa. Debus zufolge profitierte Flix von einem Nachfrageschub aufgrund aufgehobener Reise- und Kontaktbeschränkungen infolge des Endes der Corona-Pandemie.
Raus aus der Verlustzone
Dadurch schoss der Konzernumsatz um 54% auf 860 Mill. Euro in die Höhe. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (angepasstes Ebitda) drehte in den positiven Bereich und wies 26 Mill. Euro aus. Ein Jahr zuvor machte Flix auf dieser Ergebnisebene noch 59 Mill. Euro Miese. „Es ist das erste Halbjahr in der Flix-Geschichte, in der wir positive Zahlen schreiben“, sagte der CFO. Der freie Cashflow sei ebenfalls „positiv“. Debus machte dazu aber keine genauen Angaben.
Für das laufende Jahr erhöhte das Management die Prognose. Für 2023 rechnet der Vorstand mit einem Umsatzzuwachs von „mindestens 25%“. Debus stellte bislang ein Plus von 20% in Aussicht. Das impliziert ein Nachlassen der Dynamik in der laufenden zweiten Jahreshälfte. Als Grund nannte der CFO saisonale Effekte. „Wir gehen auch im zweiten Halbjahr von profitablem Wachstum aus“, sagte er. Auf Basis des angepassten Ebitda peilt Flix nunmehr eine Umsatzrendite im einstelligen Prozentbereich an. Zuvor kündigte die Flix-Führung beim Betriebsergebnis eine Verbesserung an.
Chile im Visier
Schwämmlein bezeichnete die Firma mit Sitz in München als „globales Travel-Tech-Unternehmen“. Flix ist in 41 Ländern aktiv. Nach Europa und Nordamerika expandierte der Konzern in Südamerika. Dort ist Flix bereits in Brasilien aktiv. Chile soll im vierten Quartal hinzukommen. Im zurückliegenden Frühjahr hatte Flix erstmals Finanzdaten veröffentlicht. Danach schaffte es das Unternehmen 2022 aus der Verlustzone und erwirtschaftete ein positives angepasstes Ebitda. Der Umsatz sprang 2022 auf 1,5 Mrd. Euro ( 185%). Der Geschäftsbericht 2022 ist im Bundesanzeiger noch nicht veröffentlicht. Nach Angaben des im Bundeanzeigers bekannt gegebenen Berichts 2021 verzeichnete Flix seinerzeit einen operativen Fehlbetrag von 85 Mill. bei Erlösen von 540 Mill. Euro.
Der Börsen-Kandidat Flix erhöht nach soliden Halbjahreszahlen seine Prognose fürs laufende Jahr. Die Fahrgastzahlen steigen deutlich. Zum Gang aufs Handelsparkett hält sich der Münchner Fernbusbetreiber aber noch bedeckt. Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen für ein Initial Public Offering.