Hauptversammlung

FMC-Aktionäre stimmen für Rechtsformwandel

Die Entflechtung des Fresenius-Konzerns kann beginnen: Mit großer Mehrheit haben die Aktionäre von Fresenius Medical Care (FMC) für die Umwandlung des Dialyse-Spezialisten in eine Aktiengesellschaft votiert.

FMC-Aktionäre stimmen für Rechtsformwandel

FMC-Aktionäre billigen Rechtsformwandel

Dialyseunternehmen steht vor der Herauslösung aus dem Fresenius-Konzern – CEO Helen Giza bekräftigt Ertragsziele

Die Entflechtung des Fresenius-Konzerns kann beginnen: Mit großer Mehrheit haben die Aktionäre von Fresenius Medical Care (FMC) für die Umwandlung des Dialyse-Spezialisten in eine Aktiengesellschaft votiert. Die Eigenständigkeit soll beiden Unternehmen mehr strategische Schlagkraft bringen.

swa Frankfurt

Die Aktionäre von Fresenius Medical Care (FMC) haben dem Rechtsformwandel des Dialyseunternehmens mit breiter Mehrheit zugestimmt. Bei einer Präsenz von 85,54% votierten 99,88% des vertretenen Kapitals für die Umwandlung von der Kommanditgesellschaft auf Aktien in eine Aktiengesellschaft. Die außerordentliche Hauptversammlung fand in Präsenz in Frankfurt statt. FMC soll über den Formwechsel aus dem Konzernverbund mit Fresenius herausgelöst werden, die Muttergesellschaft bleibt mit 32% als Ankeraktionärin beteiligt. Über die Dekonsolidierung sollen beide Unternehmen mehr strategische Flexibilität bekommen.

FMC-CEO Helen Giza wertete das Aktionärsvotum als “historischen Tag”. Die Managerin warb in ihrer Rede für das neue Modell der stärkeren Eigenständigkeit. FMC werde weniger komplex, besser und agiler werden. “Die Umwandlung wird unsere Governance-Struktur vereinfachen, unsere Entscheidungsprozesse verbessern, die Rechte der Aktionäre stärken und die unabhängige Festlegung unserer Finanzierungsstrategie verbessern”, versprach Giza. Man habe verschiedene Optionen geprüft, aber der Rechtsformwandel sei die “eleganteste Lösung” für alle Stakeholder.

Rolle rückwärts

Für FMC ist es eine Rolle rückwärts. Das Unternehmen war 2006 von der Aktiengesellschaft in die KGaA gewechselt, damit Fresenius trotz Abschmelzen ihrer Stimmrechte die volle Kontrolle an der Tochtergesellschaft behalten konnte. Damit verbunden war eine komplexe Struktur der Corporate Governance in der rechtlichen Kombination aus Kapital- und Personengesellschaft mit eingeschränkten Rechten des Aufsichtsrats in der KGaA und damit der Aktionärsvertreter.

Giza bekräftigte auf dem Aktionärstreffen die Ziele für 2025, die eine deutliche Ertragssteigerung vorsehen. Das erste Quartal 2023 sei stärker ausgefallen als erwartet, was unterstreiche, dass der Konzern auf dem richtigen Weg sei. FMC hat sich von der ehemaligen Ertragsperle zum Sorgenkind im Fresenius-Konzern entwickelt. Die Situation verschärfte sich in Pandemiezeiten, weil chronisch nierenkranke Patienten, die auf die Dialyse angewiesen sind, überproportional an Corona verstarben. Über die Dekonsolidierung wird sich die operative Entwicklung von FMC nur noch entsprechend der Beteiligungshöhe im Zahlenwerk von Fresenius niederschlagen.

Um den Einfluss im paritätisch besetzten zwölfköpfigen Aufsichtsrat zu sichern, hat Fresenius ein Entsendungsrecht für zwei von sechs Sitzen auf der Anteilseignerbank erhalten. Michael Sen wird Aufsichtsratschef von FMC, Fresenius-Finanzvorständin Sara Hennicken zieht ebenfalls in das Kontrollgremium ein.

Aktive Großaktionärin

Fresenius-Vorstandschef Michael Sen bezeichnete die Herauslösung von FMC aus dem Konzernverbund ebenfalls als großen Schritt. “Das Unternehmen wird eigenständiger. Es bekommt künftig den Bewegungsspielraum, den es braucht, um die operative Wende zu erreichen und seine Chancen am Markt bestmöglich nutzen zu können”, sagte Sen. Die neue Struktur werde FMC einen besseren Zugang zu den Kapitalmärkten für Finanzierungszwecke ermöglichen und flexiblere Entscheidungen über die Finanz- und Dividendenpolitik sicherstellen. Sen bekräftigte, dass Fresenius als größte Aktionärin wesentlich am Unternehmen beteiligt bleiben und als Anteilseignerin eine aktive Rolle einnehmen wird. Beide Unternehmen würden transparenter und könnten sich künftig voll und ganz auf ihr eigenes Geschäft konzentrieren.

Mehr Aktionärsrechte

Aktionärsvertreter begrüßten den Rechtsformwandel und die Stärkung der Rechte der außenstehenden Anteilseigner. Hendrik Schmidt, Vertreter der Fondsgesellschaft DWS, erklärte, er sehe das Entsendungsrecht zwar grundsätzlich kritisch. Da es an Beteiligungsschwellen geknüpft sei und die Rechte der Minderheitseigentümer im Zuge der Umwandlung insgesamt gestärkt würden, könne sich DWS diesem Tagesordnungspunkt jedoch anschließen.

Ein Vertreter der Aktionärsvereinigung SdK kündigte an, er werde im Auftrag einer Aktionärsgruppe zu allen Tagesordnungspunkten Widerspruch zu Protokoll geben. Auf FMC könnten also Anfechtungsklagen zukommen.

Wertberichtigt Seite 2
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.