Transformation der Automobilwirtschaft

Fokus auf Rohstoffe, Chips und Daten

Damit die Transformation der Automobilwirtschaft gelingt, muss die Politik nach Ansicht eines Expertenrates des Wirtschaftsministeriums aktiv werden. Im Fokus stehen die Bereiche der Rohstoff- und Halbleiterversorgung und die Datenökonomie.

Fokus auf Rohstoffe, Chips und Daten

Fokus auf Rohstoffe, Chips und Daten

Expertenrat verabschiedet Empfehlungen für die Transformation der Automobilindustrie

ahe Berlin

Der beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelte Expertenkreis „Transformation der Automobilwirtschaft“ sieht politischen Handlungsbedarf für die Branche, insbesondere in den Bereichen der Rohstoff- und Halbleiterversorgung und der Datenökonomie. Das Gremium verabschiedete am Mittwoch bei einem Treffen in Berlin ein ganzes Bündel an Empfehlungen. Die Co-Vorsitzende des Expertenrates und Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, verwies nach den Beratungen darauf, dass mit zunehmender Konkurrenz um Rohstoffe und mit den geopolitischen Spannungen auch das Versorgungsrisiko für die deutsche Autoindustrie steige. Nötig sei eine langfristige Strategie, dagegen etwas zu unternehmen. Schnitzer räumte allerdings auch ein, dass es eine Illusion wäre zu glauben, man käme schnell aus der Abhängigkeit von China heraus.

Zu den Empfehlungen des 13-köpfigen Expertenkreises im Rohstoffbereich gehören eine stärkere Transparenz bei der Bedarfsanalyse und ein ausgeweitetes Monitoring, eine Diversifizierung der Lieferanten sowie ein stärkeres Nutzen der heimischen Ressourcen, unter anderem durch Änderungen im Bergrecht. Auch der bessere Umgang mit dem Thema Recycling könne die Rohstoffversorgung beeinflussen, hieß es.

Der Expertenkreis sieht insgesamt 20 Rohstoffe für die Transformation der Automobilwirtschaft als „kritisch“ an. Diese hätten für die Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung der Fahrzeuge eine strategische Relevanz. China zählt bei zwölf dieser 20 kritischen Rohstoffe zu den Top-3-Produzenten von weiterverarbeiteten Rohstoffen, mit einem Marktanteil von teilweise deutlich über 50%. Weitere Abhängigkeiten gibt es auch von Importen aus Australien, Brasilien, Indien, Japan, Kanada und Russland.

Lehren aus der IAA

Im Bereich der Halbleiter-Versorgung raten die Experten den Autoherstellern, langfristige Lieferverträge aufzusetzen und Kooperation und Planung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu verbessern. Die Politik wurde aufgefordert, die Ausbildung in diesem Bereich an Universitäten und in Lehrberufen zu stärken. Bei der Förderung von Neuansiedlungen in Deutschland solle ein Fokus auf der Chipproduktion liegen, die stark von der Autoindustrie nachgefragt werde und momentan vor allem in China konzentriert sei, realistisch aber auch in Deutschland stattfinden könne.

Ina Schaefer vom Karlsruhe Institute of Technology (KIT), ebenfalls Co-Vorsitzende des Expertenrates, verwies auf weitere Empfehlungen, um die Datenverfügbarkeit und -nutzung für die Branche zu erhöhen. Sie forderte zugleich, in Deutschland eine stärkere Software- und KI-Kompetenz aufzubauen. Dies sei auch eine Lehre der jüngsten Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA), sagte sie. In München sei von Software nicht viel zu sehen gewesen.

Chinas Auftritt als Weckruf

Schnitzer betonte, Chinas Auftritt auf der IAA sollte ein Weckruf sein. Als „keine gute Idee“ bezeichnete sie es aber, mit Schutzzöllen gegen chinesische Elektroauto-Hersteller vorzugehen. Dies verringere nur die Anpassungsgeschwindigkeit in Europa und treffe vor allem die kleineren E-Autos, die deutsche Hersteller nicht produzierten. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der an den Beratungen teilnahm, bezeichnete eine erfolgreiche Transformation der Autoindustrie als „zentral für den Standort Deutschland“. Die Branche sei Innovationstreiber und wichtiger Arbeitgeber. Allein das Wirtschaftsministerium unterstütze Hersteller und Zulieferer beim Wandel in den nächsten Jahren mit über 6 Mrd. Euro.

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