Dax-Kappungsgrenze

Fondshäuser wollen gegen Linde-Rückzug votieren

Union Investment, Deka Investment und DWS sehen die Rückzugspläne des Linde-Konzerns von der Deutschen Börse kritisch. Sie halten das Plazet der außerordentlichen Hauptversammlung nicht für ausgemacht.

Fondshäuser wollen gegen Linde-Rückzug votieren

hei/jsc Frankfurt

Der Industriekonzern Linde stößt vor der außerordentlichen Hauptversammlung am 18. Januar mit seinen Plänen zum Delisting in Frankfurt auf Widerstand von großen deutschen Fondsgesellschaften. Union Investment will „einen starken Finanzplatz“ und hat „kein Interesse am Ausbluten der obersten Börsenliga“, wie Fondsmanager Arne Rautenberg, der seit Jahresbeginn das Flaggschiff UniFonds leitet, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt. Die Fondsgesellschaft hat 2,5 Mrd. Euro in Linde-Aktien investiert und würde vom angekündigten Dax-Abschied des Konzerns, der künftig nur noch an der New Yorker Börse notiert sein will, unmittelbar betroffen. „Das Delisting von Linde von der Frankfurter Börse und das damit verbundene Verschwinden aus dem Dax und allen europäischen Indizes sehen wir kritisch, da es mit einer deutlichen Reduzierung des Volumens des deutschen Aktienmarktes einhergeht“, so der Manager. „Wir stimmen daher gegen die Vorschläge der Verwaltung.“

Auch andere deutsche Fondsgesellschaften kritisieren die Pläne. „Wir werden gegen das Delisting stimmen“, sagt Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment. Das Delisting zeige deutlich, dass letztlich Praxair Linde übernommen habe und nicht umgekehrt. „Es war eine Übernahme durch die Hintertür“, sagte er. „Bei der Übernahme von Praxair hatte Linde diesen Schritt ausgeschlossen.“

Die DWS steht den Plänen ebenfalls „äußerst kritisch“ gegenüber. „Die Signalwirkung für den Finanzplatz ist nicht zu unterschätzen“, warnt Corporate-Governance-Experte Hendrik Schmidt. Die Kosten einer Börsennotierung in Frankfurt fielen für einen Konzern wie Linde kaum ins Gewicht und taugten daher nicht als tragendes Argument für einen Rückzug. Ein Dax-Abschied könne Investoren dazu bewegen, die Aktie zu verkaufen. Auch habe der Konzern nicht ausreichend mit Investoren über die Pläne diskutiert.

Union-Investment-Fondsmanager Rautenberg geht nicht davon aus, dass der geplante Dax-Abschied von Linde ein Selbstläufer ist. „Die 75-Prozent-Schwelle ist schon eine Hürde. Ein solches Abstimmungsergebnis ist nicht als gegeben anzusehen.“ Während die Emittenten hierzulande seit längerem überwiegend dafür sind, die von Linde als Standortnachteil angeführte Kappungsgrenze für das Gewicht eines einzelnen Wertes im Dax von 10% zu kippen, betont Rautenberg, dass Fondsmanager an einer Gewichtung eines Titels von mehr als 10% kein Interesse hätten, solange sie diese Grenze im Fonds nicht überschreiten dürfen. Daher sei eine Gesetzesreform nötig. „Das Problem wäre sofort gelöst, wenn der Gesetzgeber uns die Freiheit geben würde, einen Wert in einem Fonds mit mehr als 10% zu gewichten.“ Dann liege die Risikosteuerung in den Händen der Investoren.

Die Unwucht im Dax, die dazu führt, dass die Linde-Aktie immer wieder mit der Kappungsgrenze kollidiert, hat allerdings aus Sicht von Rautenberg auch hausgemachte Ursachen. Während das Linde-Management die Strategie des Unternehmens „sehr deutlich auf den Shareholder Value fokussiert“ habe, seien andere Dax-Werte „mehr mit sich selbst beschäftigt oder berücksichtigen spezielle Interessen von Großaktionären und Familiengesellschaftern“.

Im Gespräch Seite 11

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