AUTOINDUSTRIE IM UMBRUCH

Ford und Uber erhöhen das Tempo

US-Autohersteller sammelt 2,8 Mrd. Dollar für Investitionen ein - Fahrdienstvermittler kauft Forscherteam

Ford und Uber erhöhen das Tempo

Der US-Autobauer Ford und der Fahrdienstvermittler Uber erhöhen das Tempo im Wettlauf um Mobilitätskonzepte, die auf das autonome Fahrzeug setzen. Volkswagen muss sich mit der neuen Tochter Moia sputen, um nicht den Anschluss zu verlieren.sp New York – Nur wenige Stunden nachdem Volkswagen am Montag das Türschild der neuen Mobilitätstochter Moia in der hippen Start-up-Metropole Berlin montiert hatte (vgl. BZ vom 6. Dezember), haben der US-Konkurrent Ford und der Fahrdienstvermittler Uber aus San Francisco angedeutet, dass die Wolfsburger das Tempo im Geschäft mit neuen Mobilitätskonzepten noch deutlich erhöhen müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren.Ford sammelte in der Nacht zum Dienstag 2,8 Mrd. Dollar im Zuge der ersten Anleiheplatzierung im Automobilgeschäft seit drei Jahren ein, die man für allgemeine Geschäftszwecke einsetzen wolle, wobei vor allem die Investitionen in “Elektrifizierung, Autonomisierung und Mobilität” erhöht werden sollen, wie der Konzern mitteilt. Der zweitgrößte US-Autobauer hat bereits angekündigt, innerhalb der nächsten fünf Jahre 100 000 Robotertaxis auf die Straße zu bringen, die ohne Lenkrad, Gaspedal, Bremsen und natürlich auch ohne Fahrer auskommen werden. Außerdem will der Konzern 4,5 Mrd. Dollar investieren, um zwei Fünftel seiner Flotte bis 2020 auf Elektromotoren umzustellen. Ford bietet in Städten wie San Francisco Räder und Shuttle-Services für Pendler an und arbeitet auch mit anderen Kommunen längst an neuen Mobilitätskonzepten, die über den Verkauf von Autos hinausgehen.Die 2009 gegründete Uber, die von Investoren zuletzt mit mehr als 70 Mrd. Dollar bewertet wurde und damit den aktuellen Börsenwert von Ford deutlich sowie die Marktkapitalisierung von Volkswagen immerhin knapp übertrifft, meldete am Montag die Übernahme der vor zwei Jahren gegründeten Geometric Intelligence, die sich mit den Möglichkeiten maschinellen Lernens beschäftigt. Ein Kaufpreis wird nicht genannt. Vor gut drei Monaten hatte Uber für das Start-up Otto, das an den Grundlagen für autonome Trucks arbeitet, knapp 600 Mill. Dollar auf den Tisch gelegt und war eine Allianz mit Volvo eingegangen. Labor für Künstliche IntelligenzDas 15 Personen starke Team von Geometric Intelligence um Gründer und CEO Gary Marcus, ein Spezialist der kognitiven Neurowissenschaft von der New York University, soll den Kern eines neu gegründeten Forschungslabors auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI) bilden, wie Uber ebenfalls am Montag bekannt gab. Die am Firmensitz in San Francisco angesiedelten Uber AI Labs unter Führung von Marcus sollen an Jeff Holden, Produktchef des Fahrdienstvermittlers, berichten.Der Zukauf von Geometric Intelligence wird von Beobachtern der Forschungsszene rund um KI und maschinelles Lernen als Zeichen gewertet, dass Uber sich auf dem Gebiet in Zukunft mit Konzernen wie Google, Amazon, Facebook und Apple messen will. “Sie erfinden sich als KI-Firma neu und wollen zu den großen vier in dem Feld aufschließen”, kommentiert Oren Etzioni vom Allen Institute for Artificial Intelligence die Transaktion. Bereits im Frühjahr 2015 hatte Uber ihre Ambitionen angedeutet, als das Unternehmen 40 Robotik-Forscher der renommierten Carnegie-Mellon-Universität rekrutierte und das Advanced Technology Center in Pittsburgh, Pennsylvania, aus der Taufe hob.Dass KI und maschinellem Lernen nicht erst in der fernen Zukunft eine wichtige Rolle für moderne Mobilitätsangebote zukommt, weiß man auch bei Volkswagen, die sich im Frühjahr für 300 Mill. Dollar beim Fahrdienstvermittler Gett eingekauft hat. Gründer und CEO Shahar Weiser zählt Kompetenzen rund um Big Data und KI zu den wichtigsten Assets, die seine Firma in die Partnerschaft einbringen kann. Ob dem Start-up aus Israel in der Zusammenarbeit mit VW aber die Ehre zuteil wird, gemeinsam mit Moia und als erster Fahrdienstvermittler autonome Fahrzeuge auf den Weg zu schicken, worauf Shahar im Gespräch mit der “Times of Israel” im Frühjahr hoffte, darf aber bezweifelt werden.