Fosun geht in Hongkong an die Börse
Nach einer monatelangen Schwächephase an der Hongkonger Börse lanciert nun das Pharmaunternehmen Fosun sein IPO in der chinesischen Metropole. Angesprochen werden sollen langfristig orientierte institutionelle Investoren.Von Norbert Hellmann, SchanghaiAm Hongkonger Aktienmarkt ist ein Ende der monatelangen Durststrecke für Neuemissionen in Sicht. Shanghai Fosun Pharmaceutical (Fosun Pharma) lanciert ein Initial Public Offering (IPO) in Hongkong, das nach Maßgabe der Vermarktungsspanne eine Kapitalaufnahme zwischen 4 und 4,6 Mrd. HK-Dollar und damit umgerechnet bis zu 600 Mill. Dollar (460 Mill. Euro) verspricht. Westliche Investoren dabeiDas bereits an der Börse Schanghai gelistete Unternehmen dürfte mit der Ausgabe von 15 % des erweiterten Aktienkapitals und dem Marktstart in Hongkong beträchtliches Interesse generieren. Zum einen haben sich zwei international renommierte Adressen, nämlich die britische Lebensversicherungsgruppe Prudential und die Weltbank-Schwester International Finance Corp (IFC), als sogenannte Schlüsselinvestoren mit geplanten Beteiligungen in Höhe von 50 beziehungsweise 25 Mill. Dollar für eine Abstützung des Deals hergegeben.Zum anderen gilt Fosun über ihr sektorspezifisches Beteiligungsportefeuille aus Investorensicht als gutes “Proxy” für ein Engagement im wachstumsstarken chinesischen Pharma- und Medizintechnikmarkt und dürfte im Gegensatz zu manchen chinesischen Börsenkandidaten vor allem auch langfristig orientierte institutionelle Investoren anziehen, die es weniger darauf angelegt haben, mit einer IPO-Emissionsprämie schnell Kasse zu machen.Fosun Pharma, die ihrerseits maßgeblich mit über 40 % vom größten privaten chinesischen Investmentkonglomerat Fosun International kontrolliert wird, fungiert selber wie eine Holdinggesellschaft für Pharmabeteiligungen und erzielt damit auch den Großteil ihrer Gewinne von zuletzt 1,16 Mrd. Yuan (gut 150 Mill. Euro) im Geschäftsjahr 2011. Attraktive BewertungMit dieser Struktur kommt die Gesellschaft gegenwärtig in Schanghai auf eine Marktbewertung vom etwa 12-Fachen des für 2012 erwarteten Gewinns und hat auch für den Börsengang in Hongkong eine Spanne gesetzt, die auf das 12- bis 14-Fache des künftigen Gewinns hinausläuft. Dies vergleicht sich mit einer durchschnittlichen Bewertung von anderen in Schanghai und Hongkong gelisteten chinesischen Pharmaadressen von etwa 20. Marktteilnehmer sehen angesichts des hohen Konglomeratsabschlags die Fosun-Pharma-Offerte denn auch tendenziell als Schnäppchen an.Im eigenen “Kerngeschäft” ist die Gesellschaft mit der Herstellung und dem Vertrieb von Arzneien sowie einer Diagnose- und Medizintechniksparte nach der Einschätzung von Analysten in der Lage, angesichts der derzeit von der chinesischen Regierung betriebenen Reform des Gesundheitswesens in einem Markt mit zweistelligen Wachstumsraten gut positioniert. Sinopharma im GepäckGleichzeitig aber scheint das eigene Pharmageschäft in der laufenden Marktbewertung des Unternehmens kaum reflektiert zu werden. Fosun Pharma hält nämlich gegenwärtig eine Beteiligung von 44 % am führenden chinesischen Pharmagroßhändler Sinopharma, der seinerseits an der Hongkonger Börse gelistet ist und auf eine Marktbewertung von über 7 Mrd. Dollar kommt.So lässt sich allein das Fosun-Paket an Sinopharma auf rund 2,5 Mrd. Dollar taxieren und steht damit theoretisch schon für etwa 80 % des Börsenwertes der Fosun Pharma in Schanghai von derzeit etwa 3,3 Mrd. Dollar gerade. Nach Analystenberechnungen jedenfalls würde bei Herausrechnung der Sinopharma-Beteiligung das restliche Geschäft von Fosun Pharma im Rahmen der neuen Aktienemission mit einem nur etwa 5- bis 6-fachen Gewinnmultiplikator und damit einer im Sektorvergleich äußerst niedrigen Bewertung versehen.Chinesische Pharmaaktien haben in diesem Jahr entgegen dem baissierenden Markttrend praktisch durchweg zweistellig zugelegt, weil der Gesundheitsmarkt als wenig konjunkturabhängig gilt und von der gegenwärtigen Wachstumsabkühlung der chinesischen Wirtschaft kaum betroffen ist.Die Fosun-Pharma-Aktie verbuchte im bisherigen Jahresverlauf eine Performance von 36 %, allerdings wurde der Aufwärtstrend seit August unterbrochen, nachdem Pläne für ein Hongkong-Listing bekannt wurden. Das gegenwärtig laufende Bookbuilding, bei dem die Investmentbank China International Capital Corp (CICC) sowie Deutsche Bank, J.P. Morgan und UBS als gemeinsame globale Koordinatoren fungieren, soll am kommenden Montag abgeschlossen werden, die Aufnahme der neuen Titel in den Hongkonger Handel ist am 30. Oktober vorgesehen.