Fosun steigt bei Thomas Cook ein

Chinesischer Warren-Buffett-Fan erwirbt fünf Prozent am ältesten Reiseveranstalter der Welt - Aktie verteuert sich um 19 Prozent

Fosun steigt bei Thomas Cook ein

Nach ihrem Sieg in der Übernahmeschlacht um den Feriendorfbetreiber Club Med ist Fosun International mit 5% bei Thomas Cook eingestiegen. Das weckt große Hoffnungen auf lukrative Geschäfte in der Volksrepublik. Die Aktie des ältesten Reiseveranstalters der Welt verteuerte sich um 19%, obwohl Fosun sich die FTSE 250-Gesellschaft nicht einverleiben will.Von Andreas Hippin, LondonDer chinesische Milliardär Guo Guangchang hat sich beim ältesten Reiseveranstalter der Welt einen Platz an der Sonne gesichert. Wie Thomas Cook mitteilt, erwarb sein Konglomerat Fosun International für 91,8 Mill. Pfund 73,1 Millionen neue Aktien des 174 Jahre alten Unternehmens, was einem Anteil von 5 % entspricht. Die Beteiligung soll mit der Zeit über den Markt auf bis zu 10 % aufgestockt werden. Die Aktie der FTSE 250-Gesellschaft verteuerte sich in London bis zum Mittag um 19 % auf 143,40 Pence. Der Board hofft, dass die strategische Partnerschaft mit Fosun aus Schanghai Thomas Cook mittelfristig Zugang zum schnell wachsenden Touristikmarkt der Volksrepublik verschaffen wird, etwa als Veranstalter für Europa- und Russlandreisen.Zuletzt hatte ein von Fosun geführtes Konsortium die Übernahmeschlacht um den französischen Feriendorfbetreiber Club Med für sich entschieden (vgl. BZ vom 6. Januar). Der im Reich der Mitte politisch gut vernetzte Guo, der nach eigenem Bekunden Warren Buffett nacheifert, gilt auch als möglicher Käufer des Londoner Luxushotels Grosvenor House. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 10 Mrd. Euro boxt Fosun bisher allerdings nur im Fliegengewicht.Zum Vergleich: Buffetts Berkshire Hathaway kommt auf einen Börsenwert von 360 Mrd. Dollar. Auch wenn sich das Unternehmen nun als Touristikexperte geriert, lässt das Fosun-Portfolio eher an einen Trophäenjäger denken: ein Wolkenkratzer in New York, ein Filmstudio in Hollywood, ein kalifornisches Luxusstrickwaren-Label. Etablierte Marken wie Club Med und Thomas Cook aus “Old Europe” machen sich da auch ganz gut. Guo wird auch als möglicher Käufer des angeschlagenen britischen Ölproduzenten Afren gehandelt. Höchstschwelle angehobenIn einer Telefonkonferenz hieß es, die Chinesen hätten nicht vor, ihren Anteil an Thomas Cook über 10 % hinaus zu erhöhen. Zugleich teilten die Briten mit, der Board habe beschlossen, die Schwelle, ab der das Unternehmen den Anteilsbesitz von Nicht-EU-Aktionären begrenzen kann, um seinen Status als EU-Airline zu sichern, in der Satzung von 40 % auf 45 % anzuheben.Zur Aufrechterhaltung und zum Erwerb einer Betriebsgenehmigung für den Luftverkehr muss sich eine Fluggesellschaft nach der EU-Verordnung 2407/92 unmittelbar oder über eine Mehrheitsbeteiligung im Besitz von EU-Mitgliedstaaten oder deren Staatsangehörigen befinden und auch zu jeder Zeit von diesen kontrolliert werden. Zuletzt war in den Medien über einen Verkauf der Airline spekuliert worden (vgl. BZ vom 24. Februar). Thomas Cook hatte für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr 2013/14 unterm Strich einen Verlust von 115 (i.V. 213) Mill. Pfund ausgewiesen.Thomas-Cook-Chairman Frank Meysman nannte Fosun einen “idealen Partner, um unsere Marken und Produkte zu stärken”. Nun sollen die Möglichkeiten für eine engere Zusammenarbeit mit Club Med geprüft werden. CEO Peter Fankhauser verspricht sich von der Partnerschaft unter anderem “Zugang zu den größten und am schnellsten wachsenden Touristikmärkten der Welt mit einem erfahrenen Partner vor Ort”. Fankhauser übernahm den Chefsessel im November von Harriet Green, die das Unternehmen in den vergangenen beiden Jahren durch ein strammes Sanierungsprogramm getrieben und dann überraschend verlassen hatte.Thomas Cook wurde von Credit Suisse beraten. Fosun erwarb die Aktien über ihre portugiesische Tochter Fidelidade-Companhia de Seguros, den größten Versicherer des Landes. Der Kaufpreis von 125,59 Pence entsprach dem volumengewichteten Durchschnittskurs von 30 Tagen per 5. März und beinhaltete eine Prämie von 4 % auf den Schlusskurs vom Donnerstag.—– Personen Seite 12