Französische Airlines in Turbulenzen

XL Airways benötigt wohl Kapitalspritze vor dem Winter - Aigle Azur reduziert Langstreckenangebot

Französische Airlines in Turbulenzen

wü Paris – Steigende Treibstoffkosten, starke Konkurrenz und Überkapazitäten machen der Luftverkehrsbranche zu schaffen. Nach Aigle Azur kämpft nun mit XL Airways eine zweite französische Fluggesellschaft mit finanziellen Schwierigkeiten. Air France wiederum kündigte bereits Mitte Mai an, die Kapazitäten im Heimatmarkt kappen zu wollen, um die dort verbuchten Verluste einzudämmen. Der Mutterkonzern Air France-KLM will jedoch die Billigtochter Transavia in Frankreich weiter ausbauen. Schon länger auf KäufersucheDie Probleme von XL Airways kommen nicht unbedingt überraschend, denn die Eignerholding Dreamjet Participations sucht bereits seit einiger Zeit nach einem neuen Besitzer für die einst als Charterfluggesellschaft gegründete Airline. Sie soll jetzt ihre Aktionäre relativ kurzfristig zu einer Versammlung einberufen haben, um über ihre beiden Tochtergesellschaften zu sprechen, berichten französische Medien. Dazu gehört neben XL Airways auch La Compagnie, eine Boutique-Airline, die günstige Business-Class-Flüge zwischen Paris und New York anbietet.XL Airways benötige mehr als 20 Mill. Euro, um den Winter überstehen zu können, heißt es in Paris. Der Fluggesellschaft setzen die Billig-Langstrecken-Anbieter Norwegian und Level (IAG) zu, die seit zwei Jahren auch den französischen Markt bedienen. Dagegen soll La Compagnie auf gutem Wege sein, in diesem Jahr wie geplant die Gewinnschwelle zu erreichen.Air France-KLM soll im vergangenen Jahr Interesse an XL Airways bekundet haben, um aus der Gesellschaft ihre Billig-Langstrecken-Tochter zu machen. Doch der Rücktritt von Ex-Konzernchef Jean-Marc Janaillac soll das Ganze hinfällig gemacht haben. Nun sprächen die Eigner mit einer anderen europäischen Fluggesellschaft und einem Investmentfonds, berichtet die Wirtschaftszeitung “La Tribune”. Dreamjet Participations hat rund 40 Aktionäre, von denen nur vier 60 % des Kapitals halten, darunter Motier, die Holding der Galéries-Lafayette-Hauptaktionärsfamilie Moulin.Aigle Azur wiederum setzt auf den Verkauf ihrer Aktivitäten zwischen Paris-Orly und Portugal an die zur IAG-Gruppe gehörende spanische Low-Cost-Airline Vueling für rund 20 Mill. Euro. Die 1946 gegründete Fluggesellschaft, die vor allem für Verbindungen nach Algerien und in andere afrikanische Länder bekannt ist, dementierte zwar kürzlich einen Bericht, dass Leasingfirmen auf die Rückgabe ihrer Flugzeuge dringen würden, da sie in Zahlungsschwierigkeiten stecke. Man verfüge über eine Liquidität von 25 Mill. Euro, erklärte Aigle Azur.Die Airline, an der die finanziell angeschlagene HNA Group aus China 48 % hält, gab jedoch zu, genau wie andere Fluggesellschaften angesichts steigender Treibstoffkosten und Überkapazitäten mit Problemen zu kämpfen. Außerdem habe sich das Langstreckengeschäft nicht so entwickelt wie erwartet, da “unvorhersehbare Entwicklungen in der Unterstützung durch die Aktionäre” die Strategie untergraben hätten. Aigle Azur hatte auch wegen HNA letztes Jahr unter anderem Flüge nach Peking aufgenommen, die inzwischen wieder gestrichen wurden. Auch Air France streicht FlügeXL Airways und Aigle Azur sind nicht die einzigen Fluggesellschaften, die in Frankreich mit Problemen kämpfen. So verkaufte Tui Anfang des Jahres die Mehrheit des defizitären Ferienfliegers Corsair an die deutsche Beteiligungsgesellschaft Intro Aviation. Und Air France kündigte Mitte Mai an, die Kapazitäten bei den Kurzstrecken bis 2021 um 15 % reduzieren zu wollen, um die Verluste im Heimatmarkt einzudämmen. Diese hatten sich 2018 von 96 Mill. Euro im Vorjahr auf 189 Mill. Euro erhöht. Die seit 2013 kumulierten Verluste in Frankreich betragen 717 Mill. Euro, heißt es auf der Internetseite von Air France.Die französische Airline macht die starke Konkurrenz durch Low-Cost-Carrier und den Ausbau der französischen Hochgeschwindigkeitszugverbindungen für die finanziellen Schwierigkeiten in Frankreich verantwortlich. Zur Kapazitätsreduzierung setzt sie auf einen Mix an Maßnahmen, zu denen die Streichung von Routen, geringere Flugfrequenzen und der Einsatz von Maschinen mit weniger Sitzen gehören sollen. Vielleicht wird Air France auch einige Routen an Transavia abgeben können. Nachdem sich Air France-KLM gegenüber Gewerkschaften zunächst verpflichtet hatte, die Flotte der Billigtochter in Frankreich auf 40 Maschinen zu beschränken, stimmte kürzlich die wichtigste Pilotengewerkschaft SNPL dem Ausbau von Transavia zu. Eine andere Pilotengewerkschaft von Transavia hat nun jedoch zu Streiks von Anfang September bis Mitte Oktober aufgerufen.