Fraport-Gewinn höher als erwartet
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hat den Gewinn im vergangenen Jahr dank der Erholung des Luftverkehrs von der Corona-Krise stärker gesteigert als erwartet. Das operative Ergebnis (Ebitda) nahm 2022 gegenüber dem Vorjahr um 36% auf 1,03 Mrd. Euro zu, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Das Konzernergebnis schnellte um 82% auf knapp 167 Mill. Euro. Damit übertraf Fraport die eigene Prognose und die Schätzung der von Refinitiv befragten Analysten, die mit einem Nettogewinn von 100 Mill. Euro gerechnet hatten. Der Umsatz stieg fast um die Hälfte auf 3,2 Mrd. Euro.
Der größte deutsche Flughafen zählte 2022 mit knapp 49 Millionen Passagieren fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor, blieb damit aber noch 30% hinter 2019 zurück, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Die internationalen Flughäfen, an denen Fraport beteiligt ist, erholten sich teils schneller als das Drehkreuz Frankfurt. Dabei stachen die griechischen Flughäfen heraus: Sie begrüßten 2022 rund vier Prozent mehr Fluggäste als 2019 – ein neues Allzeithoch.
Auf das laufende Jahr blickt Fraport-Chef Stefan Schulte mit Zuversicht. „Für den kommenden Sommer erwarten wir ein Wachstum gegenüber dem zurückliegenden Jahr von über 15 bis etwa 25% in Frankfurt“, erklärte der Manager. Der Airport rechnet im Gesamtjahr mit 57 bis 63 Millionen Fluggästen, das wären bis zu 90% des Vorkrisenniveaus. Im Februar zählte Fraport mit 3,4 Millionen Fluggästen 61% mehr als im Vorjahresmonat und noch 25% weniger als 2019. Ohne den Flughafenstreik im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes und die eintägige IT-Systemstörung der Lufthansa wären es 167.000 Passagiere mehr gewesen.
Eine Herausforderung bleibt dabei, Störungen im Flugbetrieb durch zu wenig Personal zu vermeiden. Im vergangenen Jahr war es deshalb zu langen Wartezeiten bei Kontrollen und Gepäckabfertigung gekommen sowie zu Verspätungen und Ausfällen von Flügen. „Das klare Ziel ist ein stabiler Betrieb, der auch für Sondersituationen robuster aufgestellt ist“, sagte Schulte. Die Situation bleibe wegen des angespannten deutschen Arbeitsmarktes fordernd. Die Beschäftigtenzahl sei 2022 nach dem starken Abbau während der Corona-Krise um 8% auf 19.211 gestiegen. Im Lauf des Jahres sollen etwa 1500 neue Arbeitskräfte für die Bodenabfertigung gewonnen werden.
Mit dem Konzernergebnis will Fraport in diesem Jahr die Lücke zum Vorkrisenjahr 2019 möglichst schließen: Der MDax-Konzern hat sich eine Spanne von 300 bis 420 Mill. Euro vorgenommen. Der Betriebsgewinn soll zwischen 1,04 und 1,2 Mrd. Euro liegen.
Keine Dividende
Der Luftfracht-Boom der Corona-Zeit ging im vergangenen Jahr zu Ende. Das Cargo-Aufkommen lag in Frankfurt mit 2 Mill. Tonnen 13% unter dem Vorjahresvolumen. Als Gründe dafür verwies Fraport auf die Einstellung des Flugverkehrs mit Russland im Zuge der Sanktionen der EU wegen des Ukraine-Krieges. Auch die fast noch das gesamte Jahr dauernde Abschottung Chinas aufgrund der strengen Corona-Restriktionen und die schwächere Konjunktur bremsten. Gleichwohl habe sich Frankfurt als führendes Fracht-Drehkreuz Europas behauptet.
Eine Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr will Fraport, zu mehr als 50% im Besitzt des Landes Hessen und der Stadt Frankfurt, wegen der hohen Verschuldung nicht zahlen. Die Nettofinanzschulden stiegen 2022 um 10% auf rund 7 Mrd. Euro und waren damit etwa sieben Mal so hoch wie das Betriebsergebnis. Erst wenn hier der Faktor fünf erreicht sei, komme eine Ausschüttung an die Anteilseigner wieder in Frage, erklärte Fraport.