Fraport verliert offenbar Beteiligung an Flughafen St. Petersburg
Fraport vor Verlust von Beteiligung in St. Petersburg
Von russischer Regierung gegründete Holding erhält Anteile
dpa-afx Moskau
Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine neue Betreiberstruktur des Flughafens Pulkowo in St. Petersburg angeordnet und damit den großen deutschen Anteilseigner Fraport aus dem Geschäft gedrängt. Fraport hatte 25% der bisherigen Betreibergesellschaft gehalten. Putin begründete den Schritt mit "unfreundlichen Handlungen einiger ausländischer Staaten und internationaler Organisationen", wie aus einem in der Nacht zum Freitag veröffentlichten Dekret hervorgeht.
Die neuen Maßnahmen zum internationalen Flughafen Pulkowo würden im "Zusammenhang mit der Gefahr für die nationalen Interessen und wirtschaftliche Sicherheit der Russischen Föderation" ergriffen, hieß es. Fraport teilte auf Anfrage mit, das Unternehmen müsse die Informationen zunächst verifizieren und prüfen, "was das für unsere Beteiligung in St. Petersburg, die wir seit dem russischen Angriffskrieg ruhend gestellt haben, in Zukunft bedeutet."
Neue Holding erhält alle Anteile
Im Zuge der Umstrukturierung sollen 100% der Anteile des Konsortiums Northern Capital Gateway (NCG), das in Zypern über die Firma Thalita Trading Ltd. registriert ist, in eine neue, von der russischen Regierung gegründete Holding übertragen werden. Die russischen Gesellschafter behielten ihre Rechte, die ausländischen Investoren nicht. Insgesamt gehörten zu der bisherigen Holding NCG, die 2010 einen 30-jährigen einen Vertrag zum Betrieb des Flughafens Pulkowo erhalten hatte, 13 verschiedene Unternehmen.
Fraport hatte nach Beginn des Krieges die Absicht erklärt, aus dem Betrieb des Flughafens auszusteigen. Im September erklärte der Chef der russischen Bank VTB, Andrej Kostin, dass bis Jahresende die Parameter des Ausstieges festgelegt werden sollten. Er hatte den Wert des Fraport-Anteils mit 111 Mill. Euro angegeben.
Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatten sich westliche Unternehmen massenhaft vom russischen Markt zurückgezogen.
Viele Bereiche der russischen Wirtschaft sind mit westlichen Sanktionen im Zuge des Krieges belegt. Putin hatte in den vergangenen Monaten immer wieder Zwangsverwaltungen angeordnet, um den Betrieb von Werken und Unternehmen sowie Arbeitsplätze zu sichern.