Freenet zielt mit TV auf den Massenmarkt

Waipu soll Kabel Konkurrenz machen

Freenet zielt mit TV auf den Massenmarkt

hei Frankfurt – Freenet will ihr bereits mit DVB-T angestoßenes TV-Geschäft deutlich ausbauen und mit der neuen TV-App Waipu.tv den Massenmarkt auch jenseits des eigenen Kundenstamms ins Visier nehmen. Basis für das internetbasierte TV-Produkt, das ohne Set-Top-Box auskommt und nur über das Smartphone gesteuert wird, ist die im Frühjahr erworbene Beteiligung an der Exaring, wie Freenet-Chef Christoph Vilanek im Pressegespräch in Frankfurt sagte.Exaring, an der der Mobilfunk-Service-Provider 25 % hält, verfügt den Angaben zufolge über ein 12 000 Kilometer langes Glasfasernetz, das sich über ganz Deutschland zieht. Für das Paket habe Freenet im ersten Schritt 25 Mill. Euro gezahlt, will aber kurzfristig Mehrheitsaktionär werden und insgesamt rund 50 Mill. Euro investieren, wie Finanzchef Joachim Preisig erläuterte. Die restlichen Anteile bleiben bei “einem Bauunternehmer” als zweitgrößtem Aktionär und dem Gründungsteam.Der Mobilfunkanbieter, der sein Kerngeschäft seit einigen Jahren bereits mit sogenannten Digital-Lifestyle-Produkten (Sicherheitssoftware fürs Handy, Smarthome-Produkte) erweitert hat, will mit Waipu.tv nun ein einfaches, preislich attraktives Internetfernsehen bieten, das sowohl den Kabelgesellschaften als auch der Entertain-Plattform der Deutschen Telekom Konkurrenz machen soll. Voraussetzung sei lediglich ein Internetanschluss mit mindestens 16 Mbit sowie ein castingfähiger Fernseher bzw. alternativ der Erwerb eines gängigen TV-Sticks. Derzeit arbeite Freenet dabei mit Chromecast von Google, bald soll das Produkt aber auch mit Apple TV und Amazon Fire funktionieren.Die Börse hatte den Einstieg bei Exaring mit Unverständnis aufgenommen, mancher Analyst sprach damals von einem “teuren Versuch”. Binnen Jahresfrist hat das Freenet-Papier mehr als ein Fünftel an Wert verloren.Vilanek schätzt den adressierbaren Markt auf rund 23 Millionen Haushalte, die alle über Internetanschlüsse mit entsprechender Mindestbandbreite verfügen. Waipu.tv bietet zum Start nur die öffentlichen und privaten Free-TV-Sender, jedoch laufen Gespräche mit Sky und der ProSieben-Tochter Maxdome. Ein Kunden-Abonnement eines Pay-TV-Bündels in HD-Qualität soll monatlich 14,99 Euro kosten. Freenet begleitet den Start mit einer Werbekampagne und hofft, dass der Bedienkomfort und der Verzicht auf teure Hardware wie Set-Top-Box oder Mediareceiver den Absatz fördert. Für konkrete Zielgrößen im Hinblick auf Kundenzahl und Umsatz sei es jedoch zu früh, so Vilanek.Längerfristig soll das TV-Geschäft jedoch zu einem wesentlich Ertragstreiber werden, zumal Freenet erstmals bei einem Produkt nicht den Vertrieb übernimmt, sondern die gesamte Wertschöpfungskette kontrolliert. Operativ liegt die Exaring in den Händen von Christoph Bellmer, ehemaliger Unitymedia-Manager und einst Chef von Arena.