Fresenius kämpft mit den Folgen der Pandemie
swa Frankfurt – Ein starkes Dialysegeschäft und nachgeholte Krankenhausbehandlungen haben die Ertragslage des Gesundheitskonzerns Fresenius im dritten Quartal deutlich entspannt. “Wir hatten in Aussicht gestellt, dass es bei Umsatz und Ergebnis nach einem von Lockdowns belasteten zweiten Quartal wieder aufwärts geht. Das haben wir geschafft”, sagt Vorstandschef Stephan Sturm. Nach dem Gewinneinbruch im zweiten Quartal von 13 % zeigt der Dax-Konzern von Juli bis September währungsbereinigt einen Anstieg des Nettogewinns um 1 % auf 427 Mill. Euro. Das Umsatzwachstum beschleunigte sich zu konstanten Wechselkursen auf 5 %. Negative Währungseffekte sorgten jedoch für einen Gewinnrückgang um 4 %. Das organische Umsatzwachstum wird mit 3 % genannt – dies erreicht bei der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) ebendiese Höhe.Mit Beginn der zweiten Pandemiewelle hat die Unsicherheit für die Krankenhausbetreiber wieder zugenommen. Sturm äußert die Hoffnung, dass es nicht erneut wie im ersten Lockdown zum vollständigen Stopp planbarer Operationen kommen wird. Spanien, wo Fresenius mit der Klinikkette Quirónsalud im Markt ist, gebe derzeit ein gutes Beispiel ab, dass neben akuten Covid-19-Behandlungen parallel ausgewählte medizinische Eingriffe weiterlaufen können. Dies sehe die Regierung explizit so vor.In den spanischen und deutschen Krankenhäusern des Konzerns wurden in den Sommermonaten sehr viele aufgeschobene Behandlungen nachgeholt, so dass die Kliniktochter Helios im dritten Quartal ein Umsatzplus von 8 % und einen Ergebnisschub von 27 % ausweist.Die auf Generika und klinische Ernährung fokussierte Tochtergesellschaft Kabi zeigt im US-Geschäft deutliche Schwächen. Nachfragerückgang, Produktionsverzögerungen, Unterauslastung und der Zahlungsausfall eines insolventen Kunden führten im Quartal zu Umsatzeinbußen der Sparte um 4 % und einem Ergebnisrückgang um 7 %. Lichtblick ist eine deutliche Erholung für Kabi in Europa und China, was den Ergebnisrückgang in Nordamerika aber nur teilweise ausgleicht. In China ist erstmals seit zwei Quartalen wieder ein organisches Wachstum gelungen. Sturm geht davon aus, dass sich die Erholung dort fortsetzt, der Gegenwind in Nordamerika aber für Kabi nicht abflaut. Schlusslicht ist die Dienstleistungssparte Vamed, die mit einem Verlust von 15 Mill. Euro in die roten Zahlen rutschte. Hier schraubt Fresenius die Erwartungen für das Jahr herunter.Der Konzern bekräftigt die Prognose für 2020, stellt die Vorhersage aber unter die Bedingung, dass staatlich verordnete Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mit unmittelbarem Einfluss auf den Gesundheitssektor angemessen kompensiert werden. Sturm deutet an, dass Fresenius in der Vorhersage eines Wachstums zwischen 3 und 6 % nicht den oberen Rand des Korridors erreichen dürfte, beim Nettogewinn, für den eine Veränderung von – 4 bis 1 % in Aussicht gestellt ist, sei eher das untere Ende in Sicht. Nach neun Monaten liegt der Fresenius-Gewinn um 4 % unter Vorjahr.Auch FMC bestätigt den Ausblick. Der Dialysekonzern übertrifft nach neun Monaten mit einem währungsbereinigten Gewinnanstieg vor Sondereffekten um 14 % auf 868 Mill. Euro die Prognose, wonach Umsatz und Ergebnis im mittleren bis hohen einstelligen Bereich zulegen sollen.