Fresenius siegt im Streit mit Akorn
swa Frankfurt – Der Gesundheitskonzern Fresenius hat sich im Rechtsstreit um die abgebrochene Übernahme des US-Unternehmens Akorn durchgesetzt. Fresenius habe den 4,75 Mrd. Dollar schweren Zukauf absagen dürfen, urteilte ein Gericht im US-Bundesstaat Delaware. Damit wurde die Klage des Pharmaunternehmens Akorn gegen Fresenius auf Vollzug der Übernahmevereinbarung vom April 2017 abgewiesen.Akorn hat angekündigt, in Berufung gehen zu wollen. Der Kurs der Akorn-Aktie brach nach Bekanntwerden des Urteils um mehr als 50 % ein, während die Fresenius-Titel zeitweise mehr als 10 % zulegten. Fresenius hatte sich stets siegessicher gezeigt und betont, der Gesundheitskonzern müsse seinen guten Ruf verteidigen. Auf der Aktie lastete seit geraumer Zeit die ungeklärte juristische Auseinandersetzung.Fresenius hatte die Übernahme von Akorn kurz vor Abschluss der Transaktion platzen lassen, nachdem aus Sicht des deutschen Konzerns schwerwiegende Verstöße bei Zulassungsanträgen für Gesundheitsprodukte zutage getreten seien. Akorn bestritt die Vorwürfe, pochte auf Vollzug des Deals und reichte Klage gegen Fresenius ein. Die mündliche Verhandlung vor dem Court of Chancery in Delaware fand Anfang Juli statt, die Schlussplädoyers wurden Ende August gehalten. Richter Travis Laster hatte damals noch nicht durchblicken lassen, wer die besseren Argumente hat. Es sei ein komplexer Fall, und es gebe noch viel zu tun, um die Sache zu klären. Nun wird er in der Urteilsbegründung zitiert, die Behauptung Akorns, die regulatorischen Vorgaben zu erfüllen, seien “nicht wahr und korrekt”. SchwächeanfallIn dem Rechtsstreit mit Akorn stand für Fresenius viel auf dem Spiel – es sollte die zweitgrößte Übernahme in der Firmengeschichte werden. Wäre der Konzern zum Vollzug verdonnert worden, hätte er zu einem stolzen Preis ein Unternehmen erwerben müssen, dessen Geschäft und Reputation inzwischen erheblichen Schaden genommen haben. Wenn Fresenius im Rechtsstreit nun in der zweiten Instanz gewinnt, ginge es glimpflich aus mit einem Kratzer am M&A-Image und hohen Beraterhonoraren. Vor dem Supreme Court wird keine erneute sachliche Prüfung laufen, sondern erörtert, ob das Gericht der ersten Instanz die Formalien eingehalten hat. Fresenius rechnet mit einem Abschluss des Verfahrens bis Anfang 2019.Akorn hatte schon wenige Monate nach Bekanntgabe des Übernahmeangebots einen Ertragseinbruch gemeldet und rutschte später in die roten Zahlen. Verwiesen wurde auf enormen Preisdruck für Generika und hohen Wettbewerb. Das Jahr 2017 schloss das US-Unternehmen mit einem Nettoverlust von 25 Mill. Dollar ab und einem Umsatzeinbruch um ein Viertel auf 841 Mill. Dollar.Mit dem Erwerb von Akorn wollte Fresenius ihr in der Tochter Kabi gebündeltes Geschäft mit patentfreien Nachahmermedikamenten ausbauen und strategisch stärken. Profitieren wollte der Konzern dabei vom Vertriebsnetz des US-Wettbewerbers, der auch Apotheken, Ärzte und Tageskliniken beliefert, während Fresenius bislang auf Krankenhäuser ausgerichtet ist.