Fresenius verspricht satte Wertsteigerung

Der neue Fresenius-Chef Michael Sen treibt den Umbau des Gesundheitskonzerns voran. Entscheidender Schritt ist die Entflechtung der komplexen Konzernstruktur mit Herauslösung der Dialysetochter FMC.

Fresenius verspricht satte Wertsteigerung

swa Frankfurt

Fresenius macht klar Schiff im Konzern. Größter Schritt ist die Entflechtung der Dialyseeinheit Fresenius Medical Care (FMC). Die zuständigen Gremien haben dem Rechtsformwandel der FMC von der Kommanditgesellschaft in eine Aktiengesellschaft zugestimmt. Eine außerordentliche Hauptversammlung wird voraussichtlich im Juli darüber befinden, der Formwechsel soll spätestens Ende des Jahres vollzogen sein. Damit kann die problembehaftete FMC künftig als Beteiligung at Equity bilanziert werden.

FMC werde mit der Herauslösung aus dem Konzernverbund deutlich mehr Bewegungsspielraum haben, um Chancen im Markt aktiver nutzen zu können, unterstreicht Fresenius-CEO Michael Sen. Fresenius, mit 32% an FMC beteiligt, werde das Dialyseunternehmen künftig als wesentlicher und aktiver Investor begleiten. „Wir wollen vom künftigen Wertzuwachs profitieren“, unterstreicht Sen. Der Konzern löse sich von Strukturen, die beide Unternehmen daran gehindert hätten, „das Beste aus sich herauszuholen“.

Sen hebt hervor, dass Fresenius weiterhin Ankeraktionär von FMC bleiben wolle. Der Anbieter von Dialysedienstleistungen und -produkten sei als Weltmarktführer in attraktiven Märkten unterwegs und habe klare Pläne, in eigener Steuerung den Wert zu steigern. Am Mittwoch legte die FMC-Aktie um 11% zu, während Fresenius 4,5% einbüßte.

Sen erläuterte, dass es keinen anderen sinnvollen Weg gebe, um die Kontrolle an FMC aufzugeben. Bei einem Abbau der Beteiligung über Anteilsverkäufe wären Change-of-Control-Klauseln wirksam ge­worden und FMC hätte ihre Finanzschulden komplett refinanzieren müssen. Für Fresenius sei die Entflechtung ein Schritt von historischer Tragweite. „Was vor Monaten undenkbar war, ist heute Realität“, sagt Sen. Fresenius und FMC seien bislang immer als Einheit betrachtet worden.

FMC-CEO Helen Giza stellt Einmalkosten für den Governance-Umbau von 50 bis 100 Mill. Euro in Aussicht. Sie rechne durch die Entflechtung nur mit einem begrenzten Druck auf die Ratings. FMC, die zuletzt von Personalmangel und steigenden Kosten belastet wurde, erhofft sich in der vereinfachten Struktur noch schnellere Effizienzsteigerungen und raschere Umsetzung des eingeleiteten Kostensenkungsprogramms. Kerngeschäft sollen Dialyseprodukte und -dienstleistungen bleiben, außerhalb will FMC das Portfolio straffen und sich von einzelnen Assets trennen.

Auch für Fresenius verspricht Sen aktives Portfoliomanagement neben forciertem Sparen. Der Konzern will sich operativ auf das Geschäft der Tochtergesellschaften Kabi und Helios fokussieren. Es gehe bei Kabi um Wertsteigerungen in den Wachstumsfeldern Ernährung, Biopharma und Medtech. Der Krankenhausbetreiber Helios und die spanische Klinikkette Quirónsalud sollen ihre führenden Marktpositionen ausbauen. Die kleinste Tochter, der Krankenhausdienstleister Vamed, soll künftig ebenfalls wie eine Finanzbeteiligung geführt werden – Fresenius hält gut drei Viertel am Kapital.

Größere Transaktionen zum Umbau des Portfolios schließt Sen zunächst aus. Wenn man 2024 wieder mehr Wasser unter dem Kiel habe, könnten Akquisitionen ein Thema werden. Wie auch FMC will sich Fresenius von kleineren Assets außerhalb des Kerngeschäfts trennen, um die Profitabilität zu steigern.

Zunächst steht Kostensenkung im Vordergrund. Neues Ziel der Gruppe ist es, ab 2025 jährlich 1 Mrd. Euro zu sparen, wobei allein FMC das Einsparziel von 500 auf 650 Mill. Euro aufstockt. Sen stimmt für 2023 auf „kein einfaches Jahr“ ein – „aber mit guter Perspektive“. Die Fresenius-Gruppe rechnet 2023 mit einem niedrigen bis mittleren einstelligen prozentualen Wachstum und schließt einen Rückgang des Be­triebsergebnisses (Ebit) bis zu prozentual hoch einstellig nicht aus.

Für Kabi und Helios sind mittelfristig Zielkorridore für die Ebit-Marge gesetzt: Kabi soll bei 14 bis 17% landen, zuletzt waren es 13,8%. Helios liegt mit 10,1% bereits im Zielintervall von 9 bis 11%.

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