Frieden schaffen mit Waffen

Raytheon, Lockheed und Boeing dick im Geschäft

Frieden schaffen mit Waffen

Von Daniel Schauber, FrankfurtUS-Präsident Donald Trump war gerade nach seinem zweitägigen Saudi-Arabien-Besuch in Israel gelandet, da liefen die Marktreaktionen seiner jüngsten Deals über die Nachrichtenticker: +++ Raytheon vorbörslich + 3,9 % – Kooperation mit saudi-arabischem Rüstungskonzern. +++ Lockheed Martin vorbörslich + 3,6 % – Auftrag über 28 Mrd. Dollar aus Saudi-Arabien. +++ Boeing vorbörslich +1,9 % – Saudi-Zusage für umfangreiche Bestellungen.Keine Frage – aus Sicht der US-amerikanischen Industriegüter- und Waffenhersteller war der Besuch des Präsidenten und obersten Dealmakers der Nation beim größten Ölexporteur der Welt ein voller Erfolg. Dass Saudi-Arabien permanent Menschenrechte verletzt, Frauenrechte und Meinungsfreiheit wenig gelten, man im Gegenzug in dem ultrakonservativen Staat an Strafen wie Amputation, Steinigung, Auspeitschungen und der Todesstrafe festhält – auch für Homosexualität -, war bei den Geschäften zwischen der freiheitsliebenden nordamerikanischen Demokratie und der mittelöstlichen Monarchie (die auch bei deutschen Waffenfabrikanten kräftig einkaufen darf) wohl kein Hindernis. 110 Mrd. Dollar für RüstungWährend des Besuchs des US-Präsidenten wurden in Saudi-Arabien nach Angaben des Weißen Hauses Rüstungsgeschäfte im Volumen von rund 110 Mrd. Dollar verhandelt. Über einen Zeitraum von zehn Jahren soll es mit den Saudis um Deals von sogar mehr als 350 Mrd. Dollar gehen. “Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemals einen so guten Arbeitstag für die Vereinigten Staaten und das Königreich gegeben hat”, kommentierte US-Handelsminister Wilbur Ross das Erreichte. Nachdem Trump auf seiner ersten Übersee-Reise in Saudi-Arabien neben dem Abschluss von Kampfmittel-Deals auch eine Rede über den Kampf gegen den Terrorismus gehalten hatte, die durchaus wohlwollend aufgenommen wurde, um dann zu Friedensgesprächen ins verbündete Israel weiterzureisen – im symbolträchtigen Direktflug von Saudi-Arabien -, wurde dort schnell Kritik an dem milliardenschweren Waffenhandel laut. In Israel legt man Wert darauf, dass der Staat einen militärischen Vorsprung vor dem als feindlich betrachteten Saudi-Arabien behält. Gemeinsamer Feind IranDie israelische Zeitung “Jediot Achronot” meldete, dass Saudi-Arabien unter anderem größere Kriegsschiffe erhalten solle als das verbündete Israel. Zudem würden die Optionen der Saudis ausgebaut, Langstreckenraketen abzufangen, die Israel besitzen soll. Derweil schrieb die Zeitung “Maariv”, dass Israel sich mit öffentlicher Kritik an den Waffendeals zurückhalte, weil Israel und Saudi-Arabien ja gegen den gemeinsamen Feind Iran vorgehen wollten.Im Königreich Saudi-Arabien, in dem gut 30 Millionen Menschen leben, setzt man neben Waffeneinfuhren auch auf eine Stärkung der eigenen Waffenindustrie. So unterstützt Lockheed Martin den Plan, rund 150 Hubschrauber des Typs “S-70 Black Hawk” in Saudi-Arabien endzumontieren. Mit Einfuhren im Volumen von 3 Mrd. Dollar im vergangenen Jahr führen die Saudis die Weltrangliste der Waffenimporteure an – vor Algerien, Irak und Ägypten. “Willkommen, guter Freund”, begrüßte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Trump, als dieser der Air Force One entstieg. Frieden im Nahen Osten, auch das hat Trump gesagt, sei der “ultimative Deal”.