Beteiligungsgesellschaft

Friedrich Vorwerk lässt bei MBB die Kasse klingeln

Mit ihren zwei größten Beteiligungen − dem Rohrleitungsbauer Friedrich Vorwerk und dem Maschinenbauer Aumann − setzt die auf den Mittelstand ausgerichtete Holding MBB derzeit vor allem auf Themen, die mit der Energiewende einhergehen. Im ersten Halbjahr hat sie damit satte Gewinne eingefahren.

Friedrich Vorwerk lässt bei MBB die Kasse klingeln

kro Frankfurt

− Die Berliner Beteiligungsgesellschaft MBB kann sich nach den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres über ein kräftiges operatives Gewinnplus freuen. Um mehr als 40 % auf 40,5 Mill. Euro legte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zu, der bereinigte Gewinn unterm Strich wuchs etwa in gleichem Maße auf gut 9 Mill. Euro. Die gestiegene Profitabilität sei ein „operatives Highlight“ und im Wesentlichen auf die Entwicklung in der Dienstleistungs- und Infrastruktursparte zurückzuführen, teilte das Management um den neuen Konzernchef Constantin Mang mit. Die Sparte schmückt neben dem IT-Security-Unternehmen DTS aus dem nordrhein-westfälischen Herford vor allem der niedersächsische Rohrleitungsbauer Friedrich Vorwerk. Den hatten die Berliner erst im März erfolgreich an die Börse gebracht und dabei einen Nettoemissionserlös von fast 190 Mill. Euro eingefahren. Mit dem Geld will MBB ihr Imperium durch Zukäufe künftig noch weiter ausbauen. Wegen der Kosten für den Börsengang von mehr als 20 Mill. Euro lag das berichtete Ebitda mit knapp 18 Mill. Euro deutlich unterhalb des bereinigten Ergebnisses.

Große Ziele bei Wasserstoff

Vorwerk selbst will seine Einnahmen aus dem IPO von netto rund 83 Mill. Euro in das Geschäft mit Wasserstoff und Stromleitungen investieren − ein Markt, der an der Börse mit riesigen Hoffnungen verbunden ist. Man sehe sich „ideal aufgestellt, um eine wesentliche Rolle bei der Realisierung der europäischen Energiewende zu spielen“, ließ das Management zur Präsentation der Halbjahreszahlen verlauten. Mit dem Abflauen der Covid-19-Pandemie gewinne die Bekämpfung des Klimawandels auf der öffentlichen Agenda an Bedeutung. Noch ist die „Clean Hydrogen“-Sparte nur ein kleiner Teil des Gesamtgeschäfts. Langfristig könnte die Technik nach früheren Angaben von Konzernchef Torben Kleinfeldt aber auch die Hälfte des Umsatzes ausmachen, den der CEO in sieben bis zehn Jahren bei mehr als 1 Mrd. Euro sieht.

2020 lagen die Erlöse zunächst noch bei etwa 290 Mill. Euro, in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres kam der Rohrleitungsspezialist nun auf knapp 133 Mill. Euro. Wegen der vielen Frost- und Regentage im ersten Quartal, die den Leistungsfortschritt bei den Pipelines und Stromkabeln verlangsamt hatten, war das etwas weniger als im Vorjahr. Beim bereinigten operativen Ergebnis legte Vorwerk mit einem Plus von mehr als 40 % auf 27,5 Mill. Euro jedoch kräftig zu.

Die Aktionäre konnten dem Zahlenwerk offenbar trotzdem nicht viel abgewinnen: Das Papier gab am Freitag in der Spitze um mehr als 4 % auf 40 Euro nach. Der Ausgabepreis lag im März bei 45 Euro. Bis Mitte Mai hatte der Kurs noch regelmäßig bei über 50 Euro gelegen. MBB hielt vor dem Börsengang noch zwei Drittel der Anteile. Jetzt sind es 36 % (siehe Grafik).

Nachfrageschub bei Aumann

Deutlich mehr Anleger-Applaus erhielt dagegen das ehemalige SDax-Unternehmen Aumann, an dem die Berliner mit 40 % beteiligt sind. Nach Vorlage der Halbjahreszahlen gewann die Aktie in der Spitze fast 10 % dazu. Für den Spezialmaschinenbauer und Autozulieferer macht sich seine Ausrichtung auf die Elektromobilität zunehmend bezahlt, wird doch der Umstieg auf den E-Antrieb von immer mehr Autoherstellern mittlerweile ernsthaft vorangetrieben. Gleichzeitig wächst die Nachfrage. So hat sich in der EU der Anteil der rein batteriegetriebenen Fahrzeuge bei den Neuzulassungen laut Branchenangaben im zweiten Quartal auf 7,5 % verdoppelt.

Diese Entwicklung spiegelt sich bei Aumann speziell im Auftragseingang des ersten Halbjahres. Im Segment E-Mobility kletterten die Bestellungen um fast 80 % auf 75 Mill. Euro − fast so viel wie im gesamten Vorjahr. „Unsere Auftragsbücher füllen sich und innovative Automatisierungslösungen made by Aumann sind wieder sehr gefragt“, freute sich der ebenfalls neue Konzernchef und frühere CFO Sebastian Roll. „Besonders hoch ist die Nachfrage derzeit nach unseren neuen Produktionslösungen im Bereich Energy Storage, wozu unter anderem hochautomatisierte Anlagen für die Batterie-Pack Montage gehören.“ Wegen des schwachen Auftragseingangs im Vorjahr ging der Umsatz mit rund 73 Mill. Euro im Vergleich jedoch um 14 % zurück. Auch für das Gesamtjahr 2021 geht das Management weiterhin von einem um 7 % niedrigeren Umsatz als im Vorjahr aus.

Auch die MBB-Mutter hielt an ihrem Ausblick für das restliche Jahr fest. Der angestrebte Umsatz von 720 Mill. Euro entspricht dabei einem Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr von etwa 5 %. Die bereinigte Ebitda-Marge soll sich ebenfalls weiterhin zwischen 10 und 12 % bewegen. Dies sei nun aber „konservativ.“

Friedrich Vorwerk
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20212020
Auftragseingang104,1129
Umsatz132,7138
Ebitda24,519,8
Ebit18,314,3
Konzernergebnis10,49,8
Gewinn je Aktie in Euro0,550,55
Mitarbeiter 1 3951 304
Börsen-Zeitung
Aumann
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20212020
Auftragseingang104,183,1
 E-Mobility7541,8
 Classic29,141,2
Auftragsbestand134,4125,4
Umsatz72,884,7
Ebitda− 0,9− 0,7
Ebit− 3,2− 3,2
Ebit-Marge (%)− 4,4− 3,8
Konzernergebnis− 2,6− 2,6
Börsen-Zeitung