Seed-Finanzierung

Frisches Kapital für Cannabis-Firma aus Frankfurt

Das Frankfurter Cannabis-Unternehmen Bloomwell Group hat in einer Seed-Runde 10 Mill. Dollar eingesammelt. Im Zuge der Finanzierung rückt der US-Branchenveteran Boris Jordan, Gründer der Investmentbank Renaissance Capital, in den Board.

Frisches Kapital für Cannabis-Firma aus Frankfurt

sp Berlin

Das Frankfurter Cannabis-Unternehmen Bloomwell Group hat in einer Seed-Runde 10 Mill. Dollar eingesammelt. Angaben zur Bewertung werden nicht gemacht. Es ist nach Angaben des 2020 von den Geschwistern Anna-Sophia und Niklas Kouparanis gegründeten Start-ups die bisher größte öffentlich bekannte Seed-Finanzierung für ein europäisches Unternehmen aus der Branche. Angeführt wird die Runde von der US-Risikokapitalgesellschaft Measure 8 Venture Partner, die 2018 von dem US-Branchenveteran und ehemaligen Investmentbanker Boris Jordan gegründet wurde. Sie zählt laut Marktbeobachtern zu den aktivsten Venture-Firmen in dem Sektor. Auch die Münchner M4 Capital, ein Frühphaseninvestor, der sich auf Digital Health fokussiert, ist dabei.

Firmen aus Deutschland, die sich wie Bloomwell Group in den Märkten für medizinisches Cannabis bewegen, haben in den vergangenen Monaten auch unabhängig von den Plänen einer neuen Bundesregierung für die Legalisierung von Cannabis viel Aufmerksamkeit von Investoren erhalten. Im Juni meldete das Berliner Cannabis-Unternehmen Sanity Group eine mehr als 40 Mill. Dollar schwere Finanzierungsrunde unter Führung von Redalpine. Es war zu diesem Zeitpunkt die größte Finanzierungsrunde für ein europäisches Cannabis-Start-up überhaupt. Im September hat der deutsche Mehrfachgründer und -investor Christian Angermayer 45% der Anteile an Synbiotic­, dem ersten börsennotierten Cannabis-Unternehmen aus Deutschland, erworben und dem Thema Cannabinoide eine „große Zukunft“ vorausgesagt.

Die Bloomwell Group, zu der bislang das Cannabis-Unternehmen Algea Care und der pharmazeutische Großhändler Ilios Santé gehören – beide wurden von Anna-Sophia Kouparanis gegründet –, will die frischen Mittel in erster Linie für den Aufbau und Zukauf weiterer Firmen aus der Branche einsetzen und nimmt dabei die gesamte Wertschöpfungskette mit Ausnahme des Anbaus von Cannabis in den Blick. „Die noch recht junge europäische Cannabis-Indus­trie birgt viel Potenzial für die Entwicklung von Bloomwell“, sagt Anna-Sophia Kouparanis. Im laufenden Jahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz von 5 Mill. Euro. Die Zahl der Mitarbeiter ist in einem Jahr auf mehr als 160 gestiegen.

„Mit Bloomwell revolutionieren wir das Gesundheitswesen durch Digitalisierung und das Potenzial von medizinischem Cannabis sowie anderen natürlichen Arzneimitteln“, sagt CEO Niklas Kouparanis, der sich wie seine Schwester bereits zum wiederholten Mal als Gründer in der Cannabis-Szene hervortut. Das von ihm mitgegründete Frankfurter Cannabis-Unternehmen Farmako wurde im Herbst 2019 von der kanadischen Agra Flora übernommen. Zuvor hatte der Abschied von Kouparanis im Streit mit dem Geldgeber Heartbeat Labs hohe Wellen geschlagen. Das „Manager Magazin“ schrieb damals in Anlehnung an den „Wolf of Wall Street“ über Kouparanis als einen von den Mitarbeitern hofierten „Wolf of Cannabis“.

Im Zuge der jetzt bekannt gegebenen Finanzierungsrunde von Bloomwell Group rückt Measure-8-Gründer Boris Jordan, der 2013 das US-Cannabis-Unternehmen­ Curaleaf gekauft hat und 2018 zu einer milliardenschweren Bewertung in Kanada an die Börse brachte, zusammen mit Reinhard Meier, dem Gründer der mittlerweile an die Zur Rose Group verkauften Teleclinic, und dem Berenberg-Banker Samuel Menghistu in den Board ein.

Curaleaf hat in diesem Frühjahr für 285 Mill. Dollar die britische EMMAC übernommen und ist seither auch auf dem europäischen Markt aktiv. „Deutschland ist der führende europäische Markt für medizinisches Cannabis, und die Bloomwell Group hat binnen eines Jahres bewiesen, dass sie in einem neuen Wachstumsmarkt innovative Lösungen im Sinne der Patienten identifizieren und skalieren kann“, sagt Jordan, der aus New York stammt und Anfang der neunziger Jahre für Credit Suisse First Boston in Moskau arbeitete, zu seinem Engagement bei dem Frankfurter Cannabis-Start-up.