Frostige Stimmung an Europas Automarkt

Neuzulassungen sinken - Diesel-Absatz nur in Deutschland stabil - Britische Unternehmen kaufen weniger

Frostige Stimmung an Europas Automarkt

scd Frankfurt – Der europäische Automarkt ist ähnlich schwach ins Jahr 2019 gestartet, wie 2018 beendet wurde. Die Neuzulassungen in der Europäischen Union und den Efta-Staaten gingen im Januar um knapp 5 % auf 1,29 Millionen zurück und sanken damit bereits den fünften Monat in Serie, wie der Branchenverband Acea berichtet. Während die drei größten Volkswirtschaften Deutschland, Großbritannien und Frankreich mit je -1,1 bis -1,6% nur moderate Rückgänge gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichneten, zogen Spanien (-8,0%) und Italien (-7,5%) sowie kleinere Länder wie Österreich, Belgien, Irland, Finnland, Niederlande oder Tschechien mit deutlich weniger Neuzulassungen das Gesamtergebnis nach unten.Der Rückgang ist laut Experten teils von Lieferschwierigkeiten aufgrund der Umstellung auf den WLTP-Prüfzyklus geprägt, geht teilweise aber auch schon auf eine spürbare konjunkturelle Abkühlung in vielen Ländern zurück. In Großbritannien zeigt sich die wachsende Sorge vor einem unkontrollierten Austritt aus der EU zwar noch nicht in der landesweiten Absatzentwicklung. Der Rückgang der gewerblichen Neuzulassungen im Januar um ein Drittel lasse aber auf eine stark gesunkene Investitionsbereitschaft der britischen Unternehmen schließen, wie EY-Partner Peter Fuß erklärte. Auch die schwache Entwicklung in Italien und Spanien spiegele die aktuelle Verunsicherung in diesen Ländern wider. Politischer GegenwindDie Erholung beim Diesel-Absatz, die in Deutschland zum Jahresauftakt festzustellen war, hat sich derweil in den Nachbarländern bislang nicht manifestiert. Wie Fuß feststellt, ging es für den Selbstzünder in allen anderen europäischen Märkten weiter bergab. In Großbritannien und Spanien sank der Marktanteil sogar erstmals unter 30 %. In Italien, wo der Diesel-Marktanteil traditionell hoch ist, schrumpften die Neuzulassungen des Selbstzünders um mehr als 30 %. Der Diesel habe in anderen Ländern nicht nur mit ungünstigen Gerichtsurteilen, sondern mit deutlich mehr politischem Gegenwind zu kämpfen. In Metropolen wie London, Madrid, Paris oder Oslo gebe es längst Beschränkungen für Diesel-Fahrer, die in den kommenden Jahren noch ausgeweitet werden könnten, sagte Fuß.Zu einem Boom der Elektrofahrzeuge hat der Einbruch der Diesel-Verkäufe bislang noch nicht geführt. In Frankreich, Großbritannien, Österreich und Deutschland lag der Anteil von Plug-in-Hybriden und batterieelektrischen Autos jeweils zwischen 2,2 und 2,7 %. Fuß rechnet damit, dass der Anteil steigen kann, sobald auch von den deutschen Herstellern attraktive Elektroautos auf den Markt kommen. “Diese neuen Modelle haben das Potenzial, gerade als Dienstwagen achtbare Marktanteile einzufahren.” Für Privatkäufer sieht der Berater weiter hohe Hemmschwellen: Die Reichweite rein elektrisch betriebener Autos sei im Alltag noch immer zu gering, die Ladeinfrastruktur zu lückenhaft.Die Schwäche im europäischen Automarkt können die Autobauer derzeit nicht anderweitig kompensieren. Der US-Markt ist im Januar um gut 2 % geschrumpft. Zu China liegen noch keine Zahlen vor. Allerdings hat VW über deutliche Marktanteilsgewinne berichtet – bei einem Absatzrückgang um 2,9 %.