Schmierstoffhersteller

Fuchs enttäuscht Investoren trotz Rekordergebnis

Trotz des Rekordes im operativen Ergebnis haben Investoren die Aktie des Schmierstoffspezialisten Fuchs auf Talfahrt geschickt. Zeitweise gab der Kurs fast 11% nach. Im Markt war von Zielverfehlungen die Rede; zudem sei der Ausblick enttäuschend ausgefallen.

Fuchs enttäuscht Investoren trotz Rekordergebnis

Fuchs enttäuscht Investoren trotz Rekordergebnis

Schmierstoffspezialist verfehlt Ziele – Vorzugsaktie gibt zeitweise 11 Prozent nach – Dividende wird 23. Mal in Folge erhöht

md Mannheim

Der Schmierstoffproduzent Fuchs hat trotz eines operativen Ergebnisses, das so hoch ausfiel wie noch nie, die Investoren enttäuscht. Einige der Prognosen für 2024 wurden verfehlt. Auch Ziele, die man sich in der Mittelfristplanung bereits im Frühjahr 2019 mit Perspektive auf das laufende Jahr gesetzt hatte, dürften nach dem aktuellen Ausblick nicht erreicht werden. Der Kurs der im MDax enthaltenen Fuchs-Vorzüge gab in der Spitze um 10,8% auf 44,04 Euro nach; kurz vor Handelsschluss kostete die Aktie 45,60 Euro (–7,7%).

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Stefan Fuchs (57) ist seit 2004 Vorstandsvorsitzender der Fuchs SE und bis Juni nächsten Jahres bestellt. Foto: Fuchs

Vorstandschef Stefan Fuchs und Finanzchefin Isabelle Adelt konnten den starken Kursverlust nicht nachvollziehen. Adelt, deren Verantwortungsbereich am 1. Mai von Esma Saglik übernommen wird, sagte in der Bilanzpressekonferenz, dass die Zahlen für 2024 nahe an den Konsensschätzungen liegen würden. CEO Fuchs verwies zudem auf das Rekordergebnis: „Wir sind stolz, in einem anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld 2024 mit einem Umsatz von 3,5 Mrd. Euro erneut eine Höchstmarke beim Ergebnis erzielt zu haben. Wie geplant, schlossen wir das Jahr mit einem um 5% auf 434 Mill. Euro gestiegenen Ebit ab." Tatsächlich bleibt das Ergebnis vor Zinsen und Steuern aber ein ganzes Stück unter der vor einem Jahr genannten Prognose von rund 460 Mill. Euro. Auch der Umsatz, der vor Jahresfrist auf etwa 3,7 Mrd. Euro geschätzt wurde, bewegte sich lediglich auf Vorjahresniveau. Das organische Wachstum und die Mehrerlöse durch Zukäufe seien durch Preisanpassungen und negative Wechselkurseffekte ausgeglichen worden, hieß es dazu. Das operative Ergebnis habe von gesunkenen Rohstoffpreisen profitiert. Die Ebit-Marge verbesserte sich auf 12,3%.

Freier Cashflow übertrifft die Unternehmensschätzung

Höher als vom Vorstand erwartet fiel der freie Cashflow aus. Der um Akquisitionen bereinige freie Mittelzufluss landete bei 306 Mill. Euro; damit war er zwar um 159 Mill. niedriger als 2023, übertraf aber die Prognose von rund 260 Mill. Euro deutlich. Der hohe Wert von 2023 war durch die Freisetzung der inflationsbedingten Mittelbindung der Jahre 2021 und 2022 begünstigt worden. „Beim freien Cashflow haben wir die langfristig anvisierte Cash Conversion Rate von 80% übertroffen“, betonte Fuchs.

Der Nettogewinn nach Anteilen Dritter kletterte um 7% auf 302 Mill. Euro. „Das 2022 gestartete und 2023 erweiterte Aktienrückkaufprogramm wurde erfolgreich abgeschlossen“, berichtete Fuchs. Insgesamt seien 8 Millionen Aktien zu einem Gesamtpreis von 263 Mill. Euro erworben und eingezogen worden. Dadurch stieg der Gewinn je Stamm- bzw. Vorzugsaktie überproportional um jeweils 10% auf 2,29 Euro bzw. 2,30 Euro. Der Hauptversammlung wird eine Erhöhung der Dividenden von 1,10 auf 1,16 Euro (Stammaktie) und von 1,11 auf 1,17 Euro (Vorzugsaktie) vorgeschlagen. Das ist die 23. Dividendensteigerung in Folge.

Vorsichtiger Ausblick auf 2025

Geopolitisch sei die Lage unvermindert mit zahlreichen Unsicherheiten behaftet, sagte Fuchs. „Insbesondere in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern hat sich die Konjunktur stark eingetrübt. Wie sich all das auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung sowie die Rohstoff- und Verkaufspreise auswirken wird, ist schwer zu beurteilen. Voraussichtlich wird das Jahr 2025 erneut herausfordernd.“ Dennoch sei das Management zuversichtlich, auch 2025 das Ergebnis auf ein neues Spitzenniveau zu heben.

„Wir planen einen Umsatz um 3,7 Mrd. Euro und ein Ebit um 460 Mill. Euro", teilte Fuchs mit. Mit diesem Ausblick komme man in die Nähe der Zielsetzung der „Fuchs-2025“-Strategie – „und das trotz vieler marktbedingter Faktoren, die so vor Jahren nicht absehbar waren“. Damit meinte der CEO explizit die Coronajahre 2020 und 2021, die von hoher Inflation geprägten Jahre 2022 und 2023 und die im Schatten von Kriegen, u.a. in der Ukraine und im Nahen Osten, stehenden Jahre 2024 und 2025.

Unter Analysten und Investoren sah man die „Nähe“ zu den mittelfristigen Zielen für 2025 etwas anders. Das Unternehmen hatte sich 2019 als operatives Ergebnis für 2025 etwa 500 Mill. Euro vorgenommen. Mit der Prognose von 460 Mill. Euro macht man zwar „einen Schritt in diese Richtung“, wie es in der Mitteilung heißt, doch bliebe Fuchs noch um 40 Mill. Euro oder 8% unter dem vor Jahren anvisierten Zielwert. Zur Erreichung des 460-Mill.-Ergebnisziels werde ein konsequentes Kostenmanagement beitragen. Gleichzeitig müsse Fuchs jedoch weitere inflationsbedingte Kostensteigerungen, vor allem im Bereich Personal, tragen und zusätzliche Digitalisierungskosten berücksichtigen. Weitere Ziele von 2019 für bzw. bis 2025 waren ein durchschnittliches Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich und eine Ebit-Marge von rund 15%. Letzteres dürfte kaum zu erreichen sein.

Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle machen Fuchs keine Sorgen. Die Gruppe produziere auf fast allen wichtigen Absatzmärkten vor Ort, unterstrich der CEO, so dass Zölle kaum Einfluss auf das Ergebnis haben werden.

„Wir haben noch Platz in der Jacke, die wir uns angezogen haben.“

Vorstandschef Stefan Fuchs auf die Frage nach der Kapazitätsauslastung

Für Investitionen (Capex) plane Fuchs „temporär“ mit einer Erhöhung auf rund 95 Mill. Euro. Üblich seien rund 80 Mill. Euro, so Adelt. Ein Kapazitätsproblem habe Fuchs nicht: „Wir haben noch Platz in der Jacke, die wir uns angezogen haben“, sagte der Vorstandschef.

Eine zentrale Kennzahl im Unternehmen ist der Fuchs Value Added (FVA). Als Economic Profit verkörpere der FVA einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl das Ebit als auch das eingesetzte Kapital (Capital Employed) berücksichtigt. Für den FVA erwartet der Vorstand 2025 einen Wert um 260 Mill. Euro. Positiv werde sich die Verbesserung des operativen Ergebnisses auf rund 460 Mill. Euro auswirken, negativ ein erwarteter Anstieg der Kapitalkosten.

Beim freien Cashflow vor Akquisitionen rechnet der Vorstand mit einem Wert von etwa 260 Mill. Euro; also einem Betrag unter dem des abgelaufenen Jahres. Grund für diesen erwarteten Rückgang um rund 46 Mill. Euro – trotz eines verbesserten Ergebnisses – seien zum einen erhöhte Investitionen, zum anderen vor allem der Mittelabfluss ins wachstumsbedingt steigende Nettoumlaufvermögen.

Wachstum in allen drei Regionen

Das Familienunternehmen mit Sitz in Mannheim, das sich als weltweit größter unabhängige Anbieter von Schmierstofflösungen sieht, hatte zum Bilanzstichtag 6.781 (6.272) Mitarbeiter in mehr als 50 Ländern.

In der Region Europa, Mittlerer Osten, Afrika (Emea) ging der Umsatz leicht um 1% auf 2,03 Mrd. Euro zurück. Das Ebit stieg dagegen um 7% auf 227 Mill. Euro. Besonders erfreulich hätten sich Osteuropa und Südafrika entwickelt. Die Erlöse in der Region Asien-Pazifik lagen mit 986 Mill. Euro um 1% über Vorjahresniveau. Dabei sei ein organisches Wachstum von 2% erzielt worden, was im Wesentlichen von Zuwächsen in China, Australien, Japan und Indien geprägt war. Das operative Ergebnis sei um 7 Mill. auf 118 Mill. Euro gesteigert worden. Der Umsatz der Region Nord- und Südamerika habe insbesondere währungsbedingt mit 678 Mill. Euro um 1% leicht unter dem Vorjahreswert gelegen. Eine positive Geschäftsentwicklung konnte dabei vor allem im US-Spezialitätengeschäft als auch in Mexiko erreicht werden. „Weiterhin schwierig gestaltete sich der Geschäftsverlauf in Argentinien“, heißt es. „Der Verfall des argentinischen Peso als auch der schwache brasilianische Real trieben die Währungsverluste, die sich auf 1% summierten“, wie CFO Adelt erklärte. Das Ebit in der Region wurde um über 15% auf 91 Mill. Euro gesteigert. Zur positiven Ergebnisentwicklung trugen auch hier die USA und Mexiko bei.

Die laufende „Fuchs-2025"-Strategie befinde sich auf der Zielgeraden. „Wir sind in der Vorbereitung des nächsten Strategiezyklus, dem wir anlässlich unseres 100-jährigen Jubiläums im Jahr 2031 den Namen Fuchs-100 gegeben haben“, sagte der CEO. Basierend auf einer ständig wachsenden Weltbevölkerung, die versorgt sein will, stiegen die Anforderungen an Maschinen, die diese Versorgung nachhaltig gewährleisten. Entsprechend wachse der Bedarf an High-Tech-Schmierstoffen.

Kleinere Akquisitionen gehören zum Geschäft

Fuchs machte deutlich, dass Add-on-Akquisitionen wie in der Vergangenheit auch künftig zum Geschäftsmodell gehören werden: „Neben unserem organischen Wachstum wollen wir weiter aktiv an der Konsolidierung der Schmierstoffbranche teilnehmen.“ Im Juli vorigen Jahres hatte Fuchs für 40 Mill. Euro Lubcon übernommen. Die Firma besitze Expertise in Branchen wie der Bahn-, Wälzlager-, Papier-, Textil-, Lebensmittel-, Pharma- und Windindustrie. Im November erfolgte die Übernahme von Strub in der Schweiz für 15 Mill. Euro. „Damit sichern wir uns den direkten Marktzugang im interessanten Schweizer Markt, werden alle lokalen Geschäftsaktivitäten bündeln und unsere Präsenz um einen Entwicklungs- und Produktionsstandort erweitern“, sagte Fuchs. Anfang dieses Jahres habe man zum einen mit dem Kauf von Boss Lubricants für 7 Mill. Euro die Spezialitätensparte gestärkt und zum anderen in Peru durch die Gründung eines Joint Ventures die Präsenz in Südamerika ausgebaut.

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