Abschlussprüfung

Adler hält Shortseller-Komplex für bewältigt

Mit der absehbaren Bestellung neuer Abschlussprüfer ist für den Immobilienkonzern Adler Group die Aufarbeitung der Vorwürfe des Shortsellers Fraser Perring bewältigt. Die Federführung für die Prüfung liegt bei Avega aus Luxemburg.

Adler hält Shortseller-Komplex für bewältigt

Adler hält Shortseller-Komplex für bewältigt

Nach Ausstieg von KPMG sollen vier Gesellschaften unter Führung von Avega Revision die Bücher prüfen

hek Frankfurt

Der schlingernde Wohnimmobilienkonzern Adler Group hat nach eigener Einschätzung die im Februar 2022 begonnene Aufarbeitung der Vorwürfe des britischen Leerverkäufers Fraser Perring erst einmal bewältigt. Denn nach quälend langer Suche von rund 15 Monaten sind neue Abschlussprüfer an Bord. Adler könne der zeitweise existenzbedrohenden Situation entfliehen, sagt Verwaltungsratschef Stefan Kirsten: "Ich bin zuversichtlich, dass wir nun unsere neue Normalität leben können." Perrings Researchfirma Viceroy hatte Adler schwerwiegende Verfehlungen wie Betrug, Bilanzfälschung und Geschäfte mit verbundenen Parteien zulasten von Anleihegläubigern und Aktionären vorgehalten. Die Anschuldigungen zogen eine tiefe Unternehmenskrise nach sich. Die Finanzaufsicht BaFin stellte Bilanzfehler fest, doch Adler hat den Bescheid angefochten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Die Prüfer-Lösung besteht aus vier Gesellschaften, die jeweils einzelne Teilbereiche unter die Lupe nehmen. Das sei keine Standardlösung für eine Abschlussprüfung, räumt Kirsten ein. "Die Big Four wollten oder durften nicht, und die nächsten zehn wollten oder konnten nicht", sagt er. So kam Avega Revision ins Spiel, eine kleine Prüfungsgesellschaft mit weniger als 50 Mitarbeitern, die wie Adler Group ihren Sitz in Luxemburg hat. Sie soll die Jahresabschlüsse 2022 und 2023 prüfen, trägt die Gesamtverantwortung und koordiniert die anderen Prüfungen.

Mehr als hundert Gespräche

Die ebenfalls involvierte Domus aus Berlin, der die Prüfung der deutschen Objektgesellschaften obliegt, gehört laut Kirsten zum Netzwerk von Avega und sei deshalb ein "natürlicher Partner". Domus verfüge über umfassende Erfahrung in der Prüfung deutscher Immobilienfirmen. Außerdem sind Morison Köln für die Prüfung des Projektentwicklers Consus sowie Rödl & Partner für die deutsche Kern-Tochter Adler Real Estate eingebunden.

Mehr als hundert Gespräche seien notwendig gewesen, um das Prüferproblem zu lösen, berichtet Kirsten. Einbezogen in die Suche waren Branchenorganisationen in Deutschland und Luxemburg. Eine Situation wie bei Adler habe es in Deutschland und Luxemburg in der Schärfe bisher nicht gegeben, konstatiert der Verwaltungsratschef und verweist auf das Spannungsfeld zwischen der gesetzlichen Pflicht zur Prüfung und der Freiwilligkeit der Mandatsübernahme: "Dieses Spannungsfeld nicht aufzulösen würde den jeweiligen Finanzplätzen signifikanten Schaden zufügen."

Prüfungsurteile im September 2024

Mit den Prüfungsurteilen rechnet Kirsten für September 2024. Ein Komponenten-Audit stelle hohe Anforderungen nicht nur an die Prüfer, sondern auch an das Management. Die Prüfer erhielten Zugang zu "sämtlichem Datenmaterial, das sie brauchen". Das schließe die Eröffnungsbilanz 2022 ein. Der Hintergrund: Der frühere Abschlussprüfer KPMG hatte der Bilanz für das Geschäftsjahr 2021 aufgrund mangelnder Informationen zu Geschäften mit Adler nahestehenden Personen das Testat versagt, so dass Adler mit einem untestierten Abschluss in das Geschäftsjahr 2022 gestartet ist. KPMG fühlte sich ausgebremst, weil 800.000 Emails vorenthalten wurden.

KPMG wollte nicht weitermachen

Die Prüfungsgesellschaft lehnte im Mai 2022 eine Weiterführung des Mandats ab und sagte später auch nein zu einer gerichtlichen Bestellung. Dass Adler ihren Wirtschaftsprüfer verliert, habe er sich bei Übernahme des Verwaltungsratsvorsitzes im Februar 2022 nicht vorstellen können, räumt Kirsten ein.

Die Prüfung zivilrechtlicher Ansprüche gegen frühere Organmitglieder sei in den allermeisten Punkten abgeschlossen, berichtet Kirsten weiter. In einem Fall sei es zu einem "kleinen Vergleich" gekommen. Ein Sachverhalt werde jetzt noch tiefer analysiert. Mit der Untersuchung waren die Anwaltskanzleien White & Case und Linklaters beauftragt.

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