Photonik

Für AMS ist der volle Zugriff auf Osram ganz nah

Der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag soll kurzfristig wirksam werden. Trotz drei Klagen von Aktionären.

Für AMS ist der volle Zugriff auf Osram ganz nah

jh München

AMS steht kurz vor dem letzten Schritt, um die vollständige Kontrolle über Osram und den Zugriff auf die Gewinne des Lichttechnikkonzerns zu erlangen. Die für die Österreicher gute Nachricht überbrachte der Vorstandsvorsitzende Olaf Berlien fünf Tage vor seinem Abgang. Auf der Hauptversammlung von Osram sagte er, er könne Erfreuliches über die drei Klagen aus Deutschland gegen den Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag berichten: „Wir haben erreicht, dass die Eintragung des Vertrages und damit dessen Wirksamwerden kurzfristig erfolgen kann.“

Rückwirkend von Oktober 2020 an erhält AMS vollständig die Gewinne von Osram oder muss künftig Verluste tragen, wie Kathrin Dahnke erläuterte, die im Osram-Vorstand für Finanzen zuständig ist. Aus Sicht von AMS erzielt Osram rechtzeitig wieder Gewinne: Im ersten Quartal des aktuellen Geschäftsjahres (30. September) betrug das Nettoergebnis 6 Mill. Euro nach –89 Mill. Euro im Quartal zuvor.

Dahnke wies darauf hin, dass aufgrund des Beherrschungsvertrags die Ausschüttung einer Dividende nicht mehr möglich sein werde. Stattdessen erhalten die verbliebenen Osram-Aktionäre eine Ausgleichszahlung von AMS, dem mit rund 71% größten Anteilseigner. Wie berichtet sind das netto 2,24 Euro je Aktie und Jahr.

Berlien blickte vor seinem Abschied auf sechs Jahre als Vorstandschef zurück: Osram sei für die digitale Zukunft fit geworden. Vor gut zehn Jahren hätten 20% der Erlöse von halbleiterbasierten Produkten und Lösungen gestammt, 80% von klassischen, traditionellen Lichtquellen. „Mittlerweile hat sich dieses Verhältnis komplett umgekehrt.“

Berlien: Auf Augenhöhe

Mit AMS könne Osram der unangefochtene Marktführer für optische Lösungen werden, sagte Berlien. „Die Akquisitionskosten von rund 5 Mrd. Euro, die AMS für unser Unternehmen am Ende aufbringt, sind das beste Zeugnis für die Attraktivität von Osram.“

Nach Berliens Darstellung ist Osram auf Augenhöhe mit AMS: Viele Strukturen und Prozesse seien übernommen worden. Und: „Fast die vollständige Führungsebene von Osram hat eine vergleichbare Funktion im gemeinsamen Unternehmen gefunden.“ München bleibe als Co-Zentrale erhalten, Osram als Produkt- und als Firmenname.

Der neue Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Stockmeier, der im AMS-Vorstand für das Operative zuständig ist, lobte Berliens Mut und Entschlossenheit für den Umbau des Unternehmens. Für die Hauptversammlung stellten elf Aktionäre 150 Fragen. In der Abstimmung mit einer Präsenz von knapp 79% gab es nur in einem Punkt deutlich Gegenstimmen: Gut 9% waren dagegen, dass die Vergütung der Osram-Vorstände in der Übergangsphase nur aus einem fixen Element besteht. Nachfolger von Berlien wird, wie seit längerem bekannt, Ingo Bank. Personalchefin Babette Fröhlich steigt in den Vorstand auf.

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