Rekapitalisierung

Für den Einzelhandelsriesen Casino drängt die Zeit

Der stark verschuldete Einzelhändler Casino will um eine Gnadenfrist bitten, um eine Zahlungsunfähigkeit zu verhindern. An der Börse geriet die Aktie erneut unter Druck, während sich die Frist für Restrukturierungsangebote am Montag dem Ende näherte.

Für den Einzelhandelsriesen Casino drängt die Zeit

Einzelhandel

Für den Einzelhandelsriesen Casino drängt die Zeit

Deadline für Rekapitalisierungsangebote abgelaufen – Gnadenfrist wegen Ausfallrisiko erbeten

wü Paris
Gesche Wüpper, Paris

Für Casino drängt die Zeit. Während die Frist für Angebote für eine Rekapitalisierung endete, warnte der stark verschuldete Einzelhändler am Montag vor drohenden Ausfallrisiken. Er will die Justiz deshalb in den nächsten Tagen um eine Gnadenfrist bitten, um einen Zahlungsausfall zu vermeiden. Das Handelsgericht Paris hatte Ende Mai ein Schlichtungsverfahren für den Betreiber der Supermarktketten Casino, Franprix, Leader Price und Monoprix eingeleitet.

Theoretisch hat Casino bis Ende Oktober Zeit, sich im Rahmen des Schlichtungsverfahrens mit den Gläubigern zu einigen. Das Verfahren endet offiziell am 25. September, könnte jedoch bis 25. Oktober verlängert werden. Der Einzelhändler, der zuletzt mit 6,4 Mrd. Euro verschuldet war, hat Gläubiger bereits gebeten, auf bis dahin fällige Rückzahlungen von Krediten zu verzichten.

Doch einige von ihnen haben dies abgelehnt. Der Konzern hatte eigenen Angaben zufolge zudem am 30. Juni revolvierende Kreditlinien voll ausgeschöpft, so dass er die Verpflichtung, dass die Brutto-Verschuldung nicht das 3,5-Fache des Brutto-Betriebsüberschusses übersteigen darf, nicht mehr einhalten kann. Diese Ankündigung zeige erneut, dass die Gruppe viel Bargeld verbrauche, obwohl sich der Bedarf an Umlaufkapital im zweiten Quartal wegen eines günstigeren saisonalen Effekts eigentlich hätte abschwächen müssen, meint Analyst Clément Genelot von Bryan Garnier. Casino will nun die Gläubiger der revolvierenden Kreditlinien bitten, darauf zu verzichten, Fälligkeiten im Zeitraum bis Ende September vorzuziehen.

Das Schicksal des Einzelhändlers wird auch von der französischen Regierung mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, da Casino allein in Frankreich mehr als 50.000 Mitarbeiter beschäftigt, weltweit sind es rund 200.000. Konzernchef Jean-Charles Naouri will bis 2025 auch die südamerikanischen Töchter Grupo Pao de Açúcar (GPA) aus Brasilien und Éxito aus Kolumbien verkaufen, nachdem er sich bereits von der Beteiligung an der brasilianischen Cash-&-Carry-Kette Assai getrennt und den Verkauf von rund hundert Supermärkten in Frankreich an den Konkurrenten Intermarché angekündigt hat.

Der Hauptaktionär von Casino, die Rallye-Gruppe von Naouri, hat mitgeteilt, dass sie die Kontrolle verlieren werde, egal wie der endgültige Restrukturierungsplan für den Einzelhändler aussehen werde. Rallye hält noch 52% und ist selbst mit rund 3 Mrd. Euro verschuldet.

Xavier Niel, Matthieu Pigasse und Moez-Alexandre Zaouri haben in einer Absichtserklärung angeboten, die Eigenmittel von Casino um bis zu 1,1 Mrd. Euro zu stärken. Investor Daniel Kretinsky hat Casino ebenfalls vorgeschlagen, eine Kapitalerhöhung im Volumen von 1,1 Mrd. Euro durchzuführen, unterstützt von Fimalac, der Holding von Marc Ladreit de Lacharrière. Kretinsky hält derzeit 10% an Casino, deren Aktie seit Jahresanfang um 60% eingebrochen ist.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.