Für die Luftfahrt ist keine Besserung in Sicht
wü Paris
Für die Luftfahrtindustrie haben sich die Aussichten wegen neuer Virusmutationen und neuer Reisebeschränkungen wieder eingetrübt. Der Branchenverband IATA (International Air Transport Association) hat deshalb erneut seine Prognosen gesenkt. Er geht nun davon aus, dass die Fluggesellschaften weltweit auch 2021 das gesamte Jahr über Geld verbrennen dürften. Die Luftfahrtindustrie dürfte erst 2022 wieder positive Bargeldmittelzuflüsse verzeichnen, erklärte IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac während einer Videokonferenz.
Die Vorausbuchungen für den Sommer lägen derzeit 78% unter denen im Vorkrisenjahr 2019, sagte Chefökonom Brian Pearce. Die Branche befinde sich zwar erst in einem relativ frühen Buchungsstadium, und durch die Pandemie sei die Tendenz, relativ spät zu buchen, verstärkt worden. Dennoch gäben die vorliegenden Zahlen Anlass zu Besorgnis. Der IATA-Chefökonom geht deshalb inzwischen davon aus, dass Fluggesellschaften weltweit in diesem Jahr je nach Szenario zwischen 75 und 95 Mrd. Dollar verbrennen und darum auch mehr staatliche finanzielle Hilfen benötigen dürften. Bisher hatte er nur mit bis zu 48 Mrd. Dollar an Cash Burn gerechnet.
In seinem „optimistischen Szenario“ rechnet der Branchenverband damit, dass Airlines im Gesamtjahr 38% der Sitzplätze verkaufen können, die sie im Vorkrisenjahr 2019 füllen konnten. Das pessimistischere Szenario dagegen basiert auf der Annahme, dass Reisebeschränkungen weiter bestehen bleiben. In dem Fall dürfte die Nachfrage nur 33% des Vorkrisenniveaus erreichen, so die IATA. Noch im Dezember war der Verband davon ausgegangen, dass Flugreisen im dritten und vierten Quartal etwa 51% des Niveaus von 2019 erreichen dürften.
Hohe Schulden drücken
Die Luftfahrtindustrie benötige jedoch mehr Geld zum Überleben, warnt Chefökonom Pearce. Sie sei wirklich zu stark verschuldet. Einige Fluggesellschaften könnten deshalb nicht in der Lage sein, zu überleben. „Es wird nicht viel liquide Mittel geben, um in die Modernisierung von Flotten zu investieren“, sagte Pearce. Der Branchenverband hatte bereits vor zwei Wochen gemahnt, in diesem Jahr könnten erneut 70 bis 80 Mrd. Dollar staatliche Hilfen nötig sein, um stark angeschlagenen Fluggesellschaften zu helfen. „Wenn die Regierungen die Grenzen nicht öffnen können, müssen sie ihre Brieftaschen öffnen für finanzielle Erleichterungen, welche die Airlines am Leben erhalten“, sagte der scheidende IATA-Generaldirektor de Juniac nun.