Kontrastprogramm zu Ericsson

Für Nokia ist 2021 ein „Übergangsjahr

Der finnische Netzwerkausrüster Nokia kann nicht von der starken Nachfragen nach 5G-Technik profitieren. Auch 2021 sollen die Erlöse in der Kernsparte fallen. Die Aktie gibt nach

Für Nokia ist 2021 ein „Übergangsjahr

hei Frankfurt

– Im Gegensatz zum Wettbewerber Ericsson, der im Schlussquartal prozentual deutlich zweistellige Zuwächse im Kerngeschäft mit Netztechnik erzielen konnte, musste Nokia der schwachen Nachfrage nach der eigenen Netztechnik Tribut zollen. Die Finnen waren durch jahrelange Restrukturierungen und einen harten Sparkurs, der Forschung und Entwicklung in der wichtigen Sparte Mobile Networks belastete, bei 5G ins Hintertreffen geraten und hatten Marktanteile verloren, vor allem in China, aber auch in den USA.

Im Schlussquartal fiel der Konzernumsatz um insgesamt 5% auf 6,6 Mrd. Euro zurück. In der Netze-Sparte sackten die Erlöse mit –7% auf 5 Mrd. Euro noch stärker ab. Der bereinigte operative Gewinn gab um 4% auf 1,1 Mrd. Euro nach. Damit stellte sich die Marge auf 16,6 (16,4)%. Unterm Strich wurde das Zahlenwerk durch die Ausbuchung latenter Steuererstattungsansprüche von 2,9 Mrd. Euro belastet, wobei Nokia mitteilte, die Ansprüche seien „nicht verloren“. Dennoch standen im vierten Quartal netto rote Zahlen zu Buche. Das Ergebnis je Aktie sank auf –0,46 (+0,10) Euro.

Im Gesamtjahr landete Nokia mit einer operativen Marge von 9,7% im oberen Bereich der reduzierten Pro­gnose. Das bereinigte Ergebnis je Aktie stieg um 19% auf 0,26 Euro. Der Cash-flow war von Oktober bis Dezember das dritte Quartal in Folge positiv, wobei sich hier die frühe Anzahlung eines Kunden von 500 Mill. Euro niederschlug, die eigentlich erst im ersten Quartal erwartet worden war. Den Barmittelbestand gibt Nokia zum Jahresende mit 2,5 Mrd. Euro an, ein Plus von 44%. Eine Dividende will das Unternehmen nicht zahlen, sondern die Cash-Reserven für Investitionen und eine Aufholjagd bei 5G nutzen.

Der Kursrückgang der Aktie hielt sich mit 1,5% auf 3,76 Euro in Grenzen. Dem Vernehmen nach gehört auch Nokia zu den Aktien, bei denen sich Kleinanleger zu einer konzertierten Stützungsaktion zusammengeschlossen haben. Das Papier war am 27. Januar ohne weitere Nachrichten um 42% in die Höhe geschnellt, hat die Gewinne seither jedoch weitgehend abgegeben.

Das Unternehmen bezifferte die durch die Corona-Pandemie bedingten Umsatzausfälle auf rund 200 Mill. Euro, während es zugleich gelungen sei, 250 Mill. Euro an zusätzlichen Einsparungen, unter anderem durch reduzierte Reisetätigkeit, zu erzielen. Das laufende Jahr betrachtet der Vorstand unter dem neuen CEO Pekka Lundmark als „Übergangsjahr“. Die bereinigte operative Marge solle bei 7 bis 10% landen, wie bisher geplant, und der Cash-flow positiv sein. Den Umsatz erwartet Nokia in der Spanne von 20,6 Mrd. bis 21,8 Mrd. Euro, also im besten Fall stabil gegenüber Vorjahr. Allerdings dürften die Erlöse in der Kernsparte Mobile Networks „signifikant“ zurückgehen, weil nicht alle 4G-Kunden auf 5G migriert werden könnten, sondern offenbar auch teilweise zum Wettbewerb abwandern.

Dagegen sollen die Bereiche Network Infrastructure und Technologies den Erlösverfall im Kerngeschäft weitgehend abfangen. Dessen Profitabilität wird bei „in etwa Break-even“ erwartet.  Lundmark unterstrich, dass Nokia trotz kurzfristiger Erfolge noch einen schweren Weg vor sich habe. Er rechnet im laufenden Jahr mit weiteren Marktanteilsverlusten in den USA, wo sich ein Preiskampf abzeichnet, nachdem sich der erste Ansturm der Nachfrage nach 5G gelegt hat. Europa hat dagegen noch Nachholbedarf.

Nokia
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz2186723315
Rohmarge 82148264
Operatives Ergebnis918485
Steueraufwand3255–138
Konzernergebnis–242118
Ergebnis je Aktie (Euro)– 0,430
Operativer Cash-flow1759390
Liquide Mittel24851730
Börsen-Zeitung