Im InterviewFresenius-CFO Sara Hennicken

„Für uns ist es mehr als eine Kapitalmarkttransaktion“

Fresenius will ihre Beteiligung am Dialysespezialisten Fresenius Medical Care um 7,2% reduzieren. Finanzchefin Sara Hennicken erläutert im Interview, wie die Trennung läuft, wie dieser Schritt in die Strategie des Gesundheitskonzerns passt und wie er sich in der Finanzierung auswirkt.

„Für uns ist es mehr als eine Kapitalmarkttransaktion“

Im Interview: Sara Hennicken

„Für uns ist es mehr als eine Kapitalmarkttransaktion“

Die Fresenius-Finanzchefin über den Abbau der Beteiligung an Fresenius Medical Care und das strategische Kalkül hinter der Entscheidung

Fresenius will ihre Beteiligung am Dialysespezialisten Fresenius Medical Care um 7% reduzieren. Finanzchefin Sara Hennicken erläutert im Interview, wie die Trennung läuft, wie dieser Schritt in die Strategie des Gesundheitskonzerns passt und wie er sich in der Finanzierung auswirkt.

Frau Hennicken, Fresenius hat jüngst den Verkauf von Anteilen an Fresenius Medical Care bekanntgegeben. Warum haben Sie sich gerade jetzt für den Schritt entschieden?

Für uns ist es mehr als eine Kapitalmarkttransaktion, es ist ein weiterer strategischer Schritt. Das 2022 im Konzern ausgerufene Programm „Future Fresenius“ zielt auf Fokus, Vereinfachung und Performance. Unter diesen Vorgaben hat Fresenius die Dekonsolidierung von Fresenius Medical Care veranlasst. Die Abgabe von Anteilen ist die konsequente Fortsetzung und zugleich der erste sichtbare Schritt der Strategie-Phase „Rejuvenate“, die wir 2025 auf starker Basis gestartet haben. Das Timing war aus mehreren Perspektiven für uns wichtig.

Hatten Sie ein Kurslimit gesetzt, ab dem Fresenius die Reduzierung des Pakets einleiten würde?

Fresenius Medical Care ist seit der Dekonsolidierung eine Unternehmensbeteiligung außerhalb unseres Kerngeschäfts. Entsprechend verhalten wir uns hier wie ein Aktionär.

Ein Aktionär, der bei passender Gelegenheit Gewinne mitnimmt?

Im Vordergrund von Future Fresenius steht die Entschuldung des Unternehmens aus eigener Kraft. Das ist uns gut gelungen, das haben wir bewiesen. Wir sind organisch den richtigen Weg gegangen und haben den Anteil an Fresenius Medical Care bewusst nicht angefasst. Es ging uns nicht um so etwas wie einen Quick Fix, sondern um Entschuldung aus eigener Stärke.

Einem aktiven Anteilseigner kann aber bei aller Selbstdisziplin nicht entgehen, dass eine im Portfolio gehaltene Aktie gut läuft?

Wir haben klare Ziele und Prioritäten in unserer Kapitalallokation. Natürlich ist die FMC-Aktie nach der Dekonsolidierung gut gelaufen mit einem Kursanstieg um 25%. Das Unternehmen ist ertragsseitig gut vorangekommen. Das hat in Summe unser Micro-Timing für die Kapitalisierung von Anteilen beeinflusst.

Fresenius reduziert das Paket um 7% auf 25% plus eine Aktie. Eine Hälfte wird über die direkte Platzierung von Aktien abgegeben, die andere über eine Umtauschanleihe. Was spricht für diese Kombination?

Mit der direkten Platzierung profitieren wir von der zuletzt starken Performance der Fresenius-Medical-Care-Aktie. Die Umtauschanleihe über 600 Mill. Euro mit Null-Kupon kommt uns auf der Refinanzierungsseite entgegen. Gleichzeitig partizipieren wir darüber an weiteren Kurssteigerungen der Aktie von Fresenius Medical Care.

Die Umtauschanleihe ist für uns ein sehr charmantes Finanzierungsinstrument.

Sara Hennicken

Hätte man im Sinne der Entschuldung nicht auch in einem Rutsch verkaufen können? Bei aller guten Prognosen bleibt ein Kursrisiko?

Die Umtauschanleihe ist für uns ein sehr charmantes Finanzierungsinstrument. Mit dem Null-Kupon hat die Anleihe eine negative Rendite über die Laufzeit von drei Jahren. Mit der Prämie von 30% profitieren wir von der weiteren Aufwärtsentwicklung der Aktie. Die Anleihe wird dann gewandelt, wenn der Aktienkurs von Fresenius Medical Care bei Fälligkeit knapp unter 58 Euro steht. Ansonsten haben wir eine sehr günstige Anleihe begeben, die wir dann zurückzahlen. Mit den beiden Instrumenten konnten wir zudem unterschiedliche Investorengruppen ansprechen und Volumina und Preise optimieren.

Welche Adressen haben zugegriffen?

In beiden Büchern sind Long Only Funds und Hedgefonds vertreten. Die Umtauschanleihe spricht gezielt Investoren an, die auf den Equity-Linked-Markt fokussiert sind − ein Markt, der Optionskomponenten berücksichtigt. Das haben wir uns zunutze gemacht.

Gibt es regionale Schwerpunkte im Investorenkreis?

Angesichts des beschleunigten Bookbuildings nebeneinander für beide Transaktionen nach Börsenschluss und Schließen der Bücher noch am gleichen Abend war das Zeitfenster sehr eng. Somit haben wir uns im Rahmen der kapitalmarktrechtlichen Vorgaben auf europäische und US-Investoren beziehungsweise europäische Einheiten von US-Adressen fokussiert.

Die Umtauschanleihe ist ein attraktives Finanzierungsinstrument für Fresenius. Was macht sie mit Null-Kupon so attraktiv für Investoren?

Man muss ins Jahr 2021 zurückgehen, um eine Umtauschanleihe mit ähnlich niedriger Rendite über die Laufzeit zu finden. Es gab in den vergangenen Jahren wenig Angebot in dem Segment, so dass unser Exchangeable Bond auf großes Interesse stieß. Positiv wurde sicher aufgenommen, dass der Bond zwei wichtige Parameter vereint: eine Optionskomponente mit Bezug auf den Aktienkurs von Fresenius Medical Care und eine Kreditkomponente mit Bezug auf Fresenius.

Fresenius hat über beide Instrumente brutto 1,1 Mrd. Euro eingesammelt. Wozu nutzen Sie den Erlös?

Wir werden die Erlöse im Einklang mit unseren Prioritäten für die Kapitalallokation nutzen. Bilanzstärkung und Entschuldung stehen also weiterhin im Vordergrund. Gleichzeitig wollen wir das Kerngeschäft entlang unserer drei Wachstumsplattformen stärken. Ich denke dabei zum Beispiel an den Ausbau unserer Produktpipeline oder Kapazitätserweiterungen.

Wir glauben an das Upside-Potenzial von FMC und wollen einen entsprechenden Return sehen.

Sara Hennicken

Um welchen Betrag sinkt der Zinsaufwand 2025 mit dem Erlös aus dem Beteiligungsabbau?

Es geht um einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Wir bewegen uns immer noch in einem Umfeld, in dem die Marktzinsen über unserer Durchschnittsverzinsung liegen. Dank unseres starken operativen Cashflows im Jahr 2024 werden wir uns auch ohne den Verkauf der FMC-Anteile dieses Jahr weniger refinanzieren müssen. Das wird uns auch helfen, die Zinsbelastung im laufenden Jahr zu reduzieren und unter dem Niveau von 2024 zu halten.

Fresenius-CEO Michael Sen hat nach dem Anteilsverkauf betont, dass Fresenius langfristig an einer Sperrminorität bei FMC festhalten wolle. Ist das nicht ein anderer Zungenschlag als in der Vergangenheit, wo der Markt eher auf eine komplette Trennung eingestimmt wurde?

Wir folgen weiterhin der Strategie von Fokus, Vereinfachung und Performance. Die Abgabe von 7% an Fresenius Medical Care war auch von der Größe der Transaktion ein guter und richtiger Schritt für uns. Das ändert nichts an unserer Strategie und der Tatsache, dass wir FMC als Unternehmensbeteiligung betrachten und uns als aktiver Aktionär verstehen.

Welche Renditevorgaben muss so eine Investment-Company erfüllen?

Es gibt keine harte Prozentzahl. Wir glauben an das Upside-Potenzial von FMC und wollen einen entsprechenden Return sehen.

Das Interview führte Sabine Wadewitz.

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