Uber und Lyft

Für US-Fahrdienste stehen die Ampeln auf Grün

Uber überzeugt Anleger mit einem Gewinnsprung und zieht die Konkurrentin mit. Dass die Fahrdienste zuletzt hinderliche regulatorische Hürden überwunden haben, sorgt bei Analysten ebenfalls für Optimismus.

Für US-Fahrdienste stehen die Ampeln auf Grün

Fahrdienste liegen nach Sieg vor Gericht im Aufwind

xaw New York

Für Amerikas Fahrdienste stehen derzeit alle Ampeln auf Grün: Nachdem Uber und Lyft in einem Prozess um den Status ihrer Fahrer zuletzt einen wichtigen Sieg errungen haben, ist der Marktführer aus San Francisco nun in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Für das zweite Quartal vermeldete Uber gegenüber dem Vorjahr am Dienstag einen Gewinnsprung um 158% auf 1,02 Mrd. Dollar und übertraf damit die Erwartungen der Wall Street, nachdem im Auftaktviertel 2024 unter dem Strich noch ein Verlust von 654 Mill. Dollar gestanden hatte. Die Aktie schnellte darauf am Dienstag um 11% in die Höhe und zog damit auch das Papier der Konkurrentin Lyft mit, die am Mittwoch vor Handelseröffnung in New York die Bücher öffnet.

Im vergangenen Jahr hatte sich der Konkurrenzkampf zwischen den beiden Fahrdiensten aufgeheizt. Die lange abgeschlagene Lyft machte mit kompetitiveren Preisen Druck auf den Branchenführer, gewann Marktanteile hinzu und dämmte ihre Verluste ein. Im laufenden Jahr hat Uber den Vorsprung an der Börse trotz eines zwischenzeitlichen Abrutschers in die roten Zahlen ausgebaut und überzeugt auch die Analysten stärker. Von 50 Investmenthäusern, die den Titel regelmäßig beobachten, geben laut dem Datendienst Refinitiv 46 eine Kaufempfehlung ab, davon zehn mit besonderem Nachdruck. Dem gegenüber stehen vier „Halten“-Vota, kein einziger Analyst rät dazu, die Aktie aus dem Portfolio zu schmeißen.

Investorentag bringt Optimismus

Bei Lyft fällt das Bild gemischter aus: Auf 14 „Kaufen“- kommen 29 „Halten“-Vota und eine Verkaufsempfehlung. Doch auf seinem Investorentag im Mai sorgte das Unternehmen mit optimistischen langfristigen Finanzzielen für positive Resonanz. Bank of America stufte die Aktie darauf gleich doppelt von „Underperform“ auf „Buy“ hoch und betonte, Raum für positive Überraschungen hinsichtlich des Wachstums und der Profitabilität zu sehen. Das Unternehmen werde dabei auch durch ein „umsichtigeres, konservativeres Management“ angetrieben.

Im Frühjahr 2023 hatte der ehemalige Microsoft- und Amazon-Manager David Risher den ehemaligen CEO Logan Green an der Vorstandsspitze abgelöst. Dieser hatte den Dienstleister 2012 mit dem ebenfalls zurückgetretenen Unternehmenspräsidenten John Zimmer ins Leben gerufen. Risher trat mit dem Auftrag an, die Marktposition von Lyft zu stabilisieren. CFO Erin Brewer stellte auf dem Investorentag die „Transformation" des Unternehmens in den Fokus, das im Gegensatz zur internationaleren Uber stark auf den amerikanischen Markt konzentriert ist und neben dem Fahrtengeschäft keine zusätzlichen Logistik- oder Essenslieferdienstleistungen erbringt.

CEO David Risher löste die Unternehmensgründer im vergangenen Frühjahr an der Spitze von Lyft ab. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Michael Liedtke.

Das durchschnittliche jährliche Wachstum gebuchter Fahrten werde sich bis 2027 auf 15% belaufen, zudem stellte Lyft deutlich verbesserte Ebitda-Margen in Aussicht. Zudem sollen sich 2025 und in den beiden Folgejahren über 90% der Gewinne vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen in den freien Cash-flow übertragen. Bei Anlegern weckt dies Hoffnungen auf Aktienrückkäufe, bisher ist Lyft eine solche Ankündigung aber schuldig geblieben. Uber hatte im Februar ein 7 Mrd. Dollar schweres Buyback-Programm vermeldet, kurz nachdem der Marktführer für 2023 den ersten jährlichen Überschuss seiner Geschichte vorgelegt hatte.

Kunden halten höhere Preise aus

Bei Uber fällt der langfristige Ausblick ebenfalls optimistisch aus. „Der Wachstumsmotor brummt“, betonte CEO Dara Khosrowshahi anlässlich der Zahlenvorlage und verwies auf das sechste aufeinanderfolgende Quartal mit einem Wachstum der gebuchten Fahrten von über 20%. Der Umsatz zog im abgelaufenen Jahresviertel gegenüber dem Vorjahr um 16% auf 10,7 Mrd. Dollar und fiel damit ebenfalls besser aus als von Analysten im Konsens prognostiziert. Für das laufende Quartal sagt das Unternehmen voraus, dass der Gesamtwert der Transaktionen auf seiner App – die sogenannten Gross Bookings – in der Spanne zwischen 40,25 und 41,75 Mrd. Dollar liegen werden. An der Wall Street waren zuvor Schätzungen über 41,18 Mrd. Dollar herumgereicht worden.

„Unsere Kunden kommen tendenziell aus einer höheren Einkommensschicht, aber wir sehen keine Schwäche oder Wechsel zu günstigeren Anbietern in niedrigeren Einkommenskohorten“, betonte Khosrowshahi in einer Analystenschalte. Viele US-Kunden haben sich inzwischen so stark daran gewöhnt, kürzere Fahrten mit Uber zu bestreiten, dass sie dafür offenbar auch höhere Preisniveaus ertragen. Die Verteuerung stützt wiederum den Umsatz. zugleich zeigt Uber auf ihrer App inzwischen deutlich mehr Werbung – die Investmentbank Truist Securities schätzt, dass die Margen in diesem Geschäftszweig rund 40 Prozentpunkte höher ausfallen als bei Fahr- und Lieferdienstleistungen.

Uber-CEO Dara Khosrowshahi verweist auf ein anhaltend starkes Fahrtenwachstum seines Unternehmens. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Eric Risberg.

Auf dem Weg zur höheren Profitabilität hat Uber zeitweise zu harten Einsparungen und tausenden Entlassungen in Pandemiezeiten gegriffen. Ambitionierte Pläne zur Entwicklung von Technologie für das autonome Fahren legte das Unternehmen auf Eis.

Für Optimismus sorgt nun überdies ein kalifornisches Gerichtsurteil aus dem vergangenen Monat. Das oberste Tribunal des Westküstenstaats verfügte, dass Uber, Lyft und andere Unternehmen mit ähnlichen Betriebsmodellen ihre Beschäftigten weiterhin als freie Dienstnehmer einstufen dürfen. Für die Firmen bedeutet dies, dass ihre Aufwendungen für Pensionsleistungen, Krankenkassenbeiträge und bezahlten Urlaub niedrig bleiben. Vorausgegangen war ein 2020 durch eine Klage Kaliforniens gegen Uber und Lyft angestoßener Rechtsstreit. Analysten hatten befürchtet, dass die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle bei einer Niederlage vor Gericht tiefgreifend würden umstellen müssen – zu einem Zeitpunkt, zu dem sie gerade Durchbrüche hinsichtlich ihrer Umsatzrentabilität erzielten.

Aktien-Abverkauf bereitet Sorgen

Bei Uber trugen im abgelaufenen Quartal auch Erträge von 333 Mill. Dollar aus Aktieninvestments zum Gewinnsprung bei. Allerdings geht nun die Befürchtung um, dass ein Abverkauf an den Märkten das Unternehmen in den kommenden Monaten selbst bei Profitabilität im operativen Geschäft wieder in die Verlustzone drücken könnte. Hinzu kommen neue regulatorische Herausforderungen in New York City und Seattle, die mit neuen Gesetzen auf eine höhere Entlohnung von Fahrern im Essensliefergeschäft abzielen. Uber sucht die Zusatzkosten nun über neue Gebühren wettzumachen. Analysten sehen dies aber als kleineres Hindernisse, das dem Unternehmen die freie Fahrt langfristig kaum erschweren sollte.

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