Führungskrise bei Ceconomy spitzt sich zu

Aufsichtsrat des Elektronikhändlers offenbar uneins über möglichen Rauswurf von Vorstandschef Werner

Führungskrise bei Ceconomy spitzt sich zu

cru Frankfurt – Die Führungskrise beim Elektronikhändler Ceconomy spitzt sich mit einem Streit im Aufsichtsrat zu. Das Präsidium des Kontrollgremiums hatte kurz vor der außerordentlichen Sitzung am Donnerstagnachmittag laut Reuters noch keine Beschlussempfehlung zu den Beratungen über einen möglichen Rauswurf von Vorstandschef Jörn Werner, der erst vor einem halben Jahr als Sanierer angetreten war. Der Vorgang ist ungewöhnlich, hatte Ceconomy doch in einer Pflichtmitteilung am Dienstagabend erklärt, das Gremium wolle “über eine mögliche vorzeitige Beendigung der Bestellung des Vorstandsvorsitzenden Herrn Jörn Werner” beraten.Werner, der erst im März von der Auto-Werkstattkette A.T.U. gekommen war, hatte sich offenbar einen Machtkampf mit Ferran Reverter geliefert, dem Chef der wichtigsten Ceconomy-Beteiligung – der Elektronikhandelsketten Media Markt und Saturn. Dass es kurz vor der Sitzung keine Empfehlung des von Aufsichtsratschef Jürgen Fitschen geführten Präsidiums gab, deutet auf erneute Differenzen hin. Im Präsidium sitzen neben Ex-Deutsche-Bank-Chef Fitschen noch die Unternehmerin und Ex-Eon-Managerin Regine Stachelhaus und die Media-Markt-Saturn-Betriebsräte Jürgen Schulz und Jens Ploog, sodass von einem Zwist zwischen Mutterkonzern und Tochter auszugehen ist. Eine Sprecherin kommentierte das nicht.Das Kontrollgremium trat am Donnerstagnachmittag in Düsseldorf zusammen und tagte noch bei Redaktionsschluss am Abend. Der Kurs der im SDax enthaltenen Aktie sank um zeitweise 1,4 % auf 4,92 Euro. Der Börsenwert des Düsseldorfer Unternehmens hat sich damit seit März 2018 halbiert auf 1,8 Mrd. Euro. Größter Aktionär ist die Holding der Familie Haniel mit 23 %.Analyst Volker Bosse von Baader Helvea urteilt, die Diskussion über eine Umbesetzung sei “weder für das operative Geschäft” in den mehr als 1000 Filialen “noch für das Ansehen der Media-Markt-und-Saturn-Holding hilfreich”. Gleichzeitig kritisierte Bosse grundsätzlich die Aufstellung des Konzerns. Die Holding habe ihren Sitz in Düsseldorf. Die Tochter Media-Saturn, die mehr als 90 % des Gewinns erwirtschaftet und seit einem Jahr von dem Spanier Ferran Reverter geführt wird, sei dagegen in Ingolstadt beheimatet. Dadurch sei das Management der Holding zu weit weg vom Tagesgeschäft. Werner hatte erst im März die Führung der kriselnden Ceconomy übernommen, die 2018 gleich mehrfach mit Gewinnwarnungen schockierte. Der langjährige Konzernchef Pieter Haas und sein Finanzvorstand Mark Frese mussten ihren Hut nehmen.Dem neuen CEO war es dem Vernehmen nach jedoch weder gelungen, die Mitarbeiter noch das Führungsteam hinter sich zu bringen. Immer wieder gab es Berichte über Meinungsverschiedenheiten und fehlende Absprachen zwischen Werner und dem ebenfalls neuen Media-Markt-Saturn-Chef Reverter.Bei Media Markt und Saturn liefen die Geschäfte zuletzt eher schlecht. So stagnierte der Umsatz von Ceconomy im dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2018/19 (April bis Juni) bei 4,6 Mrd. Euro. Im Online-Geschäft kam der Händler nach zweistelligen Wachstumsraten in den Vorquartalen nur noch auf ein Plus von 1,7 %. Für das Gesamtjahr erwartet Baader-Analyst Bosse ein Umsatzplus des ganzen Konzerns von 0,5 %. Vorübergehend hatte ein angekündigtes Sparprogramm der Aktie Rückenwind verliehen. Der Plan soll zu Kostensenkungen von 120 Mill. Euro führen, verursacht aber erst einmal einen Aufwand von 160 Mill. Euro – ohne die 34 Mill. Euro zu berücksichtigen, die allein für die Auswechselung des Topmanagements ausgegeben und im ersten Quartal 2018/19 verbucht wurden.Da laut Baader-Analyse die Bruttomarge 2018/19 um 81 Basispunkte abnimmt, wird der bereinigte operative Gewinn (Ebit) ohne Restrukturierungskosten wie angekündigt leicht um 2,4 % sinken – und im vierten Quartal um 12 % auf 131 Mill. Euro schrumpfen. Das operative Geschäft leidet unter dem allgemein härteren Wettbewerb und seltener werdenden Besuchen der Kunden in den Filialen. Hinzu kommen hausgemachte Probleme. Dazu zählt, dass die Zentralisierung des Einkaufs hinter den Möglichkeiten zurückbleibt. “Die angekündigten strategischen Schritte gehen in die richtige Richtung, sind aber nur ein Anfang und bergen das Risiko, nicht umgesetzt zu werden”, warnt Bosse.