Für AMS beginnt die entscheidende Arbeit
jh München – Vor fast genau einem Jahr stieg AMS gegen Finanzinvestoren in den Bieterwettkampf um Osram ein. Jetzt ist der österreichische Chip- und Sensorenhersteller am Ziel: Nach der Zustimmung der EU-Kommission zu der Transaktion am Montag gingen die von den Osram-Aktionären angedienten Anteile am Donnerstag in den Besitz von AMS über. Mit den zuvor schrittweise an der Börse gekauften gut 23 % stockt das Unternehmen seine Beteiligung auf rund 69 % auf. Enthalten sind darin knapp 5 % von Hedgefonds, mit denen sich AMS im April geeinigt hat.Die eigentliche Arbeit für AMS beginnt freilich nun erst. Als Ziel erklärte der Vorstandsvorsitzende Alexander Everke von Anfang an, mit Osram einen Weltmarktführer für Licht und Sensorik schaffen zu wollen. Dabei geht es zum Beispiel um Technologien für autonomes Fahren. Eine Vereinbarung für einen Zusammenschluss trafen beide Unternehmen im vergangenen Herbst.Für eine vollständige Integration von Osram ist allerdings ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag von AMS mit Osram die Voraussetzung. Bis es eine solche Lösung gibt, müssen die Interessen der Minderheitsaktionäre von Osram gewahrt werden. Im Umfeld von AMS heißt es, Konzernchef Everke habe mehrmals betont, AMS und Osram könnten auch ohne einen solchen Vertrag Synergien heben. Das Management von AMS peilt 300 Mill. Euro an. Gleichwohl strebe das Unternehmen nach wie vor einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag an, heißt es seit Monaten. Über einen Zeitplan sei noch nicht entschieden worden. Auch das ist seit Monaten von AMS zu hören.Legt man Rechtsprechungen des Bundesgerichtshofs als Maßstab an, müsste eine außerordentliche Osram-Hauptversammlung, die über den Vertrag abstimmt, im August oder September stattfinden. Dann wären sechs bis sieben Monate seit der Absichtsbekundung von AMS vergangen. Die erforderliche Dreiviertel-Mehrheit für einen solchen Vertrag dürfte AMS mit den nun rund 69 % angesichts der üblichen Präsenz auf diesen Treffen leicht erreichen.Ein Baustein für die Finanzierung der Übernahme sind zwei Anleihen (Senior Notes) im Umfang von 650 Mill. Euro und 400 Mill. Dollar. Die Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis 2025 werden mit 6 % sowie 7 % verzinst, wie AMS mitteilte. Sollten alle verbliebenen Osram-Aktionäre nach einem Beherrschungsvertrag ein Abfindungsangebot zum bisher ermittelten Preis von 42,20 Euro annehmen, wären dafür rund 1,3 Mrd. Euro fällig. Für deren Finanzierung über den Erlös der Anleihen von 1 Mrd. Euro hinaus stünde AMS die Brückenfinanzierung eines Bankenkonsortiums von 4,4 Mrd. Euro zur Verfügung.Die am Donnerstag zum Übernahmepreis von jeweils 41 Euro erworbenen Aktien kosten insgesamt rund 1,7 Mrd. Euro (einschließlich des von Hedgefonds gekauften Anteils). AMS bezahlt dies überwiegend mit dem Erlös der Kapitalerhöhung, die im April netto knapp 1,6 Mrd. Euro eingebracht hat.Während AMS nun Sitze im Osram-Aufsichtsrat anpeilt, beschäftigt sich die Finanzmarktaufsicht FMA in Österreich mit dem Handel von AMS-Aktien. In einem Fall geht es, wie im Umfeld von AMS zu hören ist, um Transaktionen von AMS-Führungskräften in den Jahren 2017 und 2018, die nur der Schweizer Börse gemeldet wurden, wo die Aktien notiert sind. Geprüft werde, ob dies auch in Österreich hätte mitgeteilt werden müssen. In einem anderen Fall werde wegen möglichen Insiderhandels gegen einen ehemaligen Mitarbeiter von AMS ermittelt.