"Für die Energiewende gibt es keinen Masterplan"

Netzagenturchef Homann stellt Verzug fest

"Für die Energiewende gibt es keinen Masterplan"

hei Frankfurt – In der Diskussion um die deutsche Energiewende hat der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, dazu aufgerufen, die “europäische Dimension” des Themas nicht zu vergessen. Auch wenn die Nachbarstaaten in Europa selbst keine Energiewende beschlossen hätten, seien sie dennoch mit dem deutschen Strommarkt “vernetzt” und somit auch von Veränderungen hierzulande betroffen, sagte der Chef der Regulierungsbehörde im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Europäisches Ziel sei schließlich auch die Schaffung eines “Binnenmarktes für Energie”. Netzausbau nicht im PlanDer ehemalige Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium räumte ein, dass der für die Energiewende in Deutschland notwendige Netzausbau erheblich hinter den Planungen hinterherhinke. Im jüngsten Netzentwicklungsplan seien neu zu bauende Stromnetztrassen von rund 8 500 Kilometern vorgesehen, sagte er. Seit 2009 seien dagegen erst 268 Kilometer Stromleitungen tatsächlich neu gebaut worden. Für ein Projekt wie “die Energiewende gibt es keinen Masterplan”.Der Präsident der Bonner Mammutbehörde, die neben Energie auch noch für die Regulierung von Telekommunikation, Post und Eisenbahn zuständig ist, konzentriert die Arbeit seines Hauses derzeit schwerpunktmäßig auf den Stromnetzausbau. Die unter dem Eindruck der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima beschlossene Energiewende, die den sukzessiven Ausstieg aus der Kernenergie und weitgehenden Ersatz durch erneuerbare Energien vorsieht, erfordert aus seiner Sicht einen deutlich beschleunigten Ausbau der Netze. Doch nach wie vor sei unklar, wie die regionale Verschiebung der deutschen Stromerzeugung nach Norden, die durch den Ausbau der Windkraft entsteht, mit einem adäquaten Verteilernetz kombiniert werden könne, erläuterte Homann.Engpässe bei der künftigen Stromversorgung werden vor allem südlich der Mainlinie befürchtet. Homann ließ offen, ob das sogenannte Netzausbaubeschleunigungsgesetz (Nabeg), das dazu dienen soll, den Rückstand beim Netzausbau aufzuholen, seinen Zweck erreichen wird. Er hält aber immerhin die Bündelung der Planung und Genehmigung beim Bund für einen Fortschritt. Das Nabeg setzt auf mehr Bürgernähe.Kritik übte Homann erneut am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das nach seiner Auffassung “reformbedürftig” ist. Dabei geht es dem Manager nicht primär um die Kostenexplosion bei der Ökostromförderung. Vielmehr stelle im Hinblick auf die angestrebte Energiewende die wirtschaftliche Benachteiligung konventioneller Kraftwerke ein Problem dar. Diese seien aufgrund der Bevorzugung des Ökostroms vielfach unrentabel und würden daher vermehrt stillgelegt, monierte Homann. Kohle- und Gaskraftwerke seien jedoch als “Brücke” für Zeiten, in denen kein Wind wehe und keine Sonne scheine, schwer verzichtbar. Hier müsse eine Lösung gefunden werden. Neue Fragen an die TelekomGelassen zeigte sich der Chef der Regulierungsbehörde angesichts der von der Deutschen Telekom angekündigten Drosselung der Geschwindigkeit im Internet, die der Konzern 2016 auch im deutschen Festnetz einführen will. Seine Behörde reguliere keine Endpreise; deren Gestaltung und Durchsetzung beim Kunden sei “das Problem der Telekom”. Allerdings müsse das Unternehmen sicherstellen, dass keine Inhalte bzw. einzelne Anbieter durch die Drosselung diskriminiert würden. Die Telekom verhalte sich konstruktiv.