Für Gerry Weber wird es zunehmend eng
ab Frankfurt – Der Modekonzern Gerry Weber gerät immer tiefer in die Krise. Mit der Nachricht, ein Sanierungsgutachten in Auftrag zu geben, schickte der Modehersteller die Aktie erneut auf Talfahrt. In der Spitze brach das Papier am Montag um mehr als 27 % auf 3 Euro ein. Die Ostwestfalen hatten in der Nacht zum Samstag mitgeteilt, ein Sanierungsgutachten gemäß S6-Standard des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) in Auftrag geben zu haben. Das Gutachten soll bis Mitte Oktober vorliegen. Erst wenn die Gremien über das Ergebnis des Sanierungsgutachtens informiert seien, werde es weitere Informationen geben.Das IDW definiert die Sanierungsfähigkeit eines Unternehmens in einem zweistufigen Modell: Dabei geht es zum einen darum, festzustellen, ob es für das Unternehmen eine positive Fortführungsprognose gibt. Sprich: Weder rechtliche noch reale Tatbestände dürfen dem entgegenstehen. Darüber hinaus müssen durch geeignete Sanierungsmaßnahmen sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Renditefähigkeit wiedererlangt werden können.Angesichts der im November fälligen Tranchen von Schuldscheindarlehen im Volumen von insgesamt 31 Mill. Euro sollen Finanzierungspartner auf die Erstellung eines entsprechenden Gutachtens gedrängt haben. Ein Firmensprecher sprach von “konstruktiven Gesprächen”. Wen Gerry Weber mit dem Gutachten beauftragte, wird nicht mitgeteilt. Es handele sich um eine in Restrukturierungsthemen erfahrene Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, heißt es lediglich.Per 31. Juli hatte Gerry Weber Finanzverbindlichkeiten von 224 Mill. Euro gezeigt. Kurzfristiger Natur waren davon 54 Mill. Euro. Zugleich waren die liquiden Mittel auf 20,1 Mill. Euro zusammengeschnurrt. Zur Nervosität der Investoren trug auch bei, dass Vorstandschef Ralf Weber bei der Vorlage des jüngsten Zwischenberichts ein düsteres Bild von der Lage gezeichnet hatte. Die Umsatzprognose für den laufenden Turnus hatte der Sohn des Firmengründers als “äußerst ambitioniert” bezeichnet. Mit Aussagen zu einem Umbau ohne Tabus vermag das Management inzwischen kein Vertrauen mehr zu gewinnen, jagt doch praktisch eine Restrukturierung die nächste.Mit dem neuerlichen Kursverfall am Montag hat die Aktie, die inzwischen keinem Auswahlindex mehr angehört, den niedrigsten Stand seit 15 Jahren erreicht. Allein im laufenden Jahr hat sich der Börsenwert um gut zwei Drittel auf nur noch gut 140 Mill. Euro verringert.