Für Pharmalohnfertiger Aenova wird es immer enger
wb Frankfurt – Aenova, ein Lohnfertiger für die Pharmaindustrie, läuft nach Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor’s Gefahr, sich nicht rechtzeitig refinanzieren zu können. In Kürze laufen demnach bei dem Portfoliounternehmen von Finanzinvestor BC Partners Darlehen über 500 Mill. Euro aus sowie 50 Mill. Euro einer revolvierenden Kreditlinie. Der Finanzierungsbedarf des laufenden Turnaroundplans führe 2019 zu einem negativen freien operativen Cash-flow sowie einem Verschuldungsgrad von mehr als 10-mal des operativen Ergebnisses (Ebitda) bzw. dem 9-Fachen ohne Einbeziehung von Gesellschafterdarlehen.S&P geht davon aus, dass Aenova, die seit geraumer Zeit als ein Restrukturierungsfall gilt, einige Monate benötigen wird, um die Refinanzierung zu konkretisieren. Der negative Ausblick des Rating tief im Junk-Status spiegele die Einschätzung wider, dass Aenova in der Refinanzierung der im September 2020 fälligen Schulden auf günstige Kreditmarktbedingungen angewiesen sei. Die operative Performance habe sich indessen allmählich verbessert, mit bereinigten Ebitda-Margen von rund 13 % im ersten Halbjahr 2019. Eine Rückkehr zur positiven Cash-flow-Generierung sei dieses Jahr nicht zu erwarten. In einem ungewöhnlichen Schritt war Mitte Juli Jan Kengelbach, seit 2010 Partner im Operations Team von BC Partners, als CEO an die Spitze des Portfoliounternehmens gerückt. Mit einem geplanten Umsatz von 750 Mill. Euro für 2019 zählt sich Aenova zu den weltweit führenden Zulieferern der Pharma- und Healthcare-Branche. Zur Gruppe gehören 22 Standorte in acht europäischen Ländern, Asien und den USA mit 4 300 Beschäftigten.BC Partners hatte den 2008 aus der Fusion von Dragenopharm und Swiss Caps entstandenen Hersteller 2012 für 500 Mill. Euro von Bridgepoint übernommen. Es wurde auf Buy-and-Built gesetzt und Temmler und Haupt Pharma wurden akquiriert. Doch mit der Integration haperte es und es gab Führungswechsel. Noch 2016 hatte die Aenova die Börse im Blick. Die Story: Große forschende Pharmakonzerne spezialisieren sich auf Kernkompetenzen, ebenso Anbieter frei verkäuflicher Gesundheitsprodukte, und auch für mittelständische Arzneiunternehmen rechne sich die Produktion nicht mehr.