Finanzierungsrunde

Fusionsenergie-Startup Marvel Fusion erhält 60 Mill. Euro

Das Münchener Deeptech-Unternehmen Marvel Fusion hat mit seinem Ansatz der laserbasierten Fusionsenergie eine ganze Reihe an Neuinvestoren von sich überzeugen können. Geldgeber und Forscher versprechen sich von der Technologie eine nahezu unerschöpfliche und CO2-neutrale Energiequelle.

Fusionsenergie-Startup Marvel Fusion erhält 60 Mill. Euro

Fusionsenergie-Start-up aus
München holt 60 Mill. Euro

Marvel Fusion will Demo-Anlage bis 2027 in Colorado bauen

kro Frankfurt

Das Münchener Deeptech-Unternehmen Marvel Fusion hat zur Weiterverfolgung seiner Ziele im Bereich der laserbasierten Fusionsenergie frisches Geld von Investoren erhalten. Im Rahmen einer von HV Capital (ehemals Holtzbrinck Ventures) angeführten Series-B-Finanzierungsrunde seien 60 Mill. Euro zusammengekommen, teilte das 2019 gegründete Start-up mit. Vom Europäischen Innovationsrat erhalte man zudem einen Zuschuss von 2,5 Mill. Euro sowie eine Eigenkapitalinvestition von bis zu 15 Mill. Euro, hieß es weiter. Zuletzt hatte die Firma im Februar 2022 in einer vom Berliner Wagniskapitalgeber Earlybird Venture Capital angeführten Series-A-Runde 35 Mill. Euro eingesammelt.

Kernfusion gilt als großer Hoffnungsträger im Bereich der künftigen, CO2-freien Stromversorgung. Mit der Technologie soll ein in der Sonne und anderen Sternen stattfindender physikalischer Prozess auf der Erde in speziellen Kraftwerken nachgeahmt werden, was in der Theorie künftig eine nahezu unerschöpfliche und grundlastfähige (also ohne Unterbrechungen laufende) Energiequelle darstellen könnte. Bislang ist die Technologie noch nicht über das Forschungsstadium hinausgekommen. Das von der FDP-Politikerin Bettina Stark-Watzinger geführte Bundesministerium für Bildung und Forschung verspricht sich dennoch viel davon und will bis 2028 über 1 Mrd. Euro für die Fusionsforschung bereitstellen. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace oder der BUND kritisieren solche Förderungen als fehlgeleitet, da die Technologie nach ihrer Darstellung noch Jahrzehnte von der Marktreife entfernt sei und die Gelder besser in den Ausbau Erneuerbarer Energien fließen sollten.

Lange Investorenliste

Aufseiten der Wagniskapitalgeber wächst hingegen das Interesse an dem Thema, wie die nicht gerade kurze Liste der neuen Geldgeber von Marvel zeigt. Eingestiegen sind im Rahmen des Series-B-Fundings neben HV Capital auch Bayern Kapital (die Wagniskapitalgesellschaft des Freistaats Bayern), der Schweizer Start-up-Investor B2Venture, Tengelmann Ventures, die Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind), die Deutsche Telekom (über ihre Start-up-Beteiligungsgesellschaft T.Capital), Athos Capital aus Madrid, die Münchener Investmentgesellschaft Primepulse des Cancom-Gründers Klaus Weinmann, Plural aus London sowie „mehrere europäische Family Offices“, wie es weiter hieß.

„Das Fusionskonzept von Marvel Fusion ist sowohl als Venture-Capital-Investment im Bereich Deeptech als auch für die übergeordnete Fusionsstrategie und zukünftige Energieversorgung von Bund und Freistaat interessant“, sagte Bayern Kapital-Geschäftsführerin Monika Steger. „Der Grund ist klar: Der Bedarf an sauberer und gleichzeitig günstiger Energie in großem Maßstab wächst weltweilt weiter an. Mit Marvel Fusion unterstützen wir nun einen weiteren der führenden Fusionstechnologie-Pioniere im Freistaat.“

Unterschiedliche Ansätze

Bayern Kapital und Plural sind parallel zu Marvel auch am jüngeren Rivalen Proxima Fusion beteiligt, der ebenfalls in München sitzt. Sprind hatte zudem im März 2023 dem Darmstädter Fusionsenergie-Start-ups Focused Energy eine Zusage für 50 Mill. Dollar erteilt. Zu den vier deutschen Start-ups, die im Bereich der Fusionsenergie forschen, gehört zuletzt noch Gauss Fusion aus Hanau.

Die Start-ups verfolgen unterschiedliche technologische Ansätze. Während Proxima Fusion und Gauss Fusion auf die sogenannte Magnetfusion setzen, konzentrieren sich Marvel Fusion und Focused Energy auf die laserbasierte Trägheitsfusion, die noch nicht ganz so intensiv erforscht ist. Zusammen mit der Colorado State University arbeitet Marvel derzeit in einer öffentlich-privaten Partnerschaft an der Errichtung einer 150 Mill. Dollar teuren Demonstrationsanlage, die bis 2027 auf dem Foothills Campus der US-Universität stehen soll. Hierzulande kooperiert das Start-up zudem mit der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) im Bereich der Laserforschung.

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