Fusionsfieber in der Pharmabranche
Krebsmittel sind gefragt in der Pharmabranche. Der führende US-Biotechnologiekonzern Amgen ist mit seiner 10 Mrd. Dollar schweren feindlichen Offerte beim Bayer-Partner Onyx abgeblitzt. Andere Interessenten sollen sich bei dem Hersteller des Leberkrebspräparats Nexavar bereits gemeldet haben.hip Frankfurt – Die Wissenschaft vom Krebs, Onkologie genannt, hat sich zu einem Lieblingsthema der Pharmabranche entwickelt. Eigene Krebsmedikamente wollen alle – der hohen Preise wegen, die man dafür erzielen kann. Am liebsten kauft man Experten zu. Der Bayer-Partner Onyx Pharmaceuticals kann es sich leisten, das 10 Mrd. Dollar schwere feindliche Übernahmeangebot des Biotech-Branchenprimus Amgen als zu niedrig zurückzuweisen. Wie die Kalifornier mitteilen, ist Amgen nicht der einzige Interessent für den Hersteller des Leberkrebspräparats Nexavar.Neben Baxter, Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly, Sanofi und der japanischen Takeda wird am Markt auch der deutsche Onyx-Partner Bayer als möglicher Käufer gehandelt. Der Dax-Konzern wollte dies nicht kommentieren. Im abgelaufenen Geschäftsjahr bestritt Onyx vier Fünftel ihres Umsatzes aus der Kooperation mit dem deutschen Pharma- und Chemieunternehmen. Für Verhandlungen über einen möglichen Zusammenschluss oder Verkauf der Firma beauftragte Onyx-CEO Anthony Coles die Investmentbank Centerview Partners und die Kanzlei Goodwin Procter. Centerview beriet unter anderem Pfizer beim Verkauf des Babynahrungsgeschäfts an Nestlé.Amgen hätte 120 Dollar je Onyx-Aktie gezahlt – eine Prämie von 38 % auf den New Yorker Schlusskurs vom Freitag. Für Coles wird das Unternehmen damit “signifikant unterbewertet”. Im frühen US-Handel notierte die Aktie bereits bei 132 Dollar. Analysten überboten sich mit Schätzungen, was die Papiere wert sein könnten. Robin Karnauskas von der Deutschen Bank hielt bis zu 148 Dollar für möglich, Geoffrey Porges von Sanford C. Bernstein unter bestimmten Voraussetzungen – u.a. vorhandener Onkologie-Vertrieb, Kürzung der Onyx-Ausgaben für Forschung und Entwicklung – gar bis zu 180 Dollar. Deutlich mehr M & A als 2012Ablaufende Patente für Kassenschlager und mangelnder Nachschub an neuen Präparaten sorgen in der Pharmabranche dafür, dass das Übernahmekarussell nicht an Schwung verliert. Insgesamt wurden Thomson Reuters zufolge im ersten Halbjahr Fusionen und Übernahmen im Volumen von 93,6 Mrd. Dollar auf den Weg gebracht – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 30 %. Zu den bislang größten Deals gehören die 13,6 Mrd. Dollar schwere Akquisition von Life Technologies durch Thermo Fisher, der 8,5 Mrd. Dollar schwere Kauf von Warner Chilcott durch den Generika-Produzenten Actavis und der 3 Mrd. Dollar teure Erwerb von Human Genome Sciences durch GlaxoSmithKline.Wie die kanadische “Financial Post” berichtet, laufen bereits seit einiger Zeit Gespräche zwischen Amgen und Onyx. “Ich habe das Gefühl, dass sich unsere beiden Unternehmen bei einem rechtzeitigen Zusammenschluss sehr gut ergänzen würden”, zitiert das Blatt aus einem Brief, der vor zwei Wochen von Amgen an Onyx ging – einen Tag nach einem Treffen führender Manager beider Unternehmen. “Ich bin beeindruckt von den Fortschritten, die Sie mit der Markteinführung und in der laufenden Entwicklung von Kyprolis gemacht haben”, heißt es in dem Schreiben. Amgen äußerte sich nicht dazu.Kyprolis ist ein von Onyx selbst entwickeltes Präparat gegen Knochenmarkkrebs, das im Sommer vergangenen Jahres von der US-Gesundheitsbehörde FDA zugelassen wurde. Es ist teurer als das Konkurrenzprodukt von Takeda/Johnson & Johnson. Eine 28-tägige Behandlung kostet 9 950 Dollar. Geht man von einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von gut vier Monaten aus, kommt man schnell auf mehr als 40 000 Dollar.