Fusionspartys lassen BASF kalt

CEO Bock: Schauen uns Akquisitionsziele weiterhin nüchtern an - Ölpreisverfall überschattet Jahresauftakt - Schwacher Cash-flow

Fusionspartys lassen BASF kalt

Die Misere im Ölgeschäft hat BASF auch im ersten Quartal belastet. Das bereinigte Betriebsergebnis ging jedoch weniger stark zurück als von Analysten erwartet. Dank einer deutlich niedrigeren Steuerlast legte der Nettogewinn zweistellig zu. Von der Konsolidierung im Markt lässt sich BASF nicht unter Druck setzen.swa Mannheim – “Für uns hat das Jahr verhalten begonnen”, fasste BASF-Vorstandschef Kurt Bock auf der Hauptversammlung das Szenario der ersten drei Monate zusammen. Eine rasche Erholung sei nicht zu erwarten, dennoch wolle BASF den Absatz in allen Segmenten steigern. Das größte Risiko bleibe der Öl- und Gaspreis. Das volatile Umfeld mache es nicht leicht, die für 2016 gesetzten Ziele zu erreichen.Wie Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel in einer Analystenkonferenz erläuterte, haben sich die Nachfragetrends in den ersten beiden Monaten nicht verbessert. Die Kunden orderten weiterhin sehr vorsichtig. Im März indes habe sich das Geschäft in zahlreichen Bereichen erholt.Über die drei Monate und alle Segmente stagnierte die Mengennachfrage. Preisdruck und die Trennung vom Gashandel sorgten für einen Umsatzrückgang um 29 % auf 14,2 Mrd. Euro. Der Gashandel habe in der Vorjahreszeit 4,2 Mrd. Euro zum Erlös beigetragen. Die Preise waren im Quartal um 6 % rückläufig, zudem bremsten (1 %) Währungseinflüsse. Im Betriebsergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen spiegelt sich der Ertragseinbruch im Energiegeschäft und der Rückgang im ölnahen Segment Chemicals, während die drei Schwestersparten Performance Products, Functional Materials und Agricultural Solutions ihr Ergebnis ausgebaut haben. Die Segmententwicklung liege im Plan, sagte Engel.Der Rückgang des bereinigten Ebit um 8 % auf 1,9 Mrd. Euro fällt geringer aus als von Analysten erwartet, die 1,7 Mrd. Euro geschätzt hatten. Die BASF-Aktie legte in schwachem Markt anfangs um 2 % zu, ging dann aber 0,8 % leichter bei 72,15 Euro aus dem Xetra-Handel.Nach dem Rekord 2015 ist der operative Cash-flow im ersten Quartal mit einem Rückgang um 56 % auf 1 Mrd. Euro deutlich ausgedünnt. Begründet wird dies mit höherem Umlaufvermögen. Im Vergleichsquartal habe BASF von Vorratsabbau im Gasspeichergeschäft profitiert; diese Aktivitäten gehören nach dem Assettausch mit Gazprom nicht mehr zum Konzern.Deutlich besser sieht das Bild unterm Strich aus mit einem Anstieg des Nettogewinns um 18 % auf 1,4 Mrd. Euro. Der Steueraufwand schrumpfte spürbar durch rückläufige Erträge in Hochsteueraktivitäten, speziell Öl und Gas in Norwegen.Das Energiegeschäft der BASF war einer der Schwerpunkte in der Aussprache auf dem Aktionärstreffen, wo das Grundkapital mit 46,55 % vertreten war. Aktionärs- und Fondsvertreter hinterfragten das Festhalten an dem derzeit stark beeinträchtigten Segment. Auch die Expansionsstrategie der BASF vor dem Hintergrund der starken Konsolidierung in der Chemie treibt die Anleger um. Bock verteidigte die Positionierung des Konzerns. Das Öl- und Gasgeschäft habe in den vergangenen Jahren “brillant” zu Cash-flow und Ergebnis beigetragen. Das Management gehe davon aus, dass sich der Ölpreis wieder nach oben entwickeln werde. Man habe die Kosten am Bohrloch deutlich reduziert. “Das wird sich fortsetzen”, so Bock.Mit Blick auf die Erwartung von Anlegern, wonach BASF angesichts des Fusionsreigens im Markt auch mit einem großen Wurf aufwarten müsse, bekräftigte Bock, dass sich der Vorstand mögliche Objekte weiterhin sehr nüchtern ansehen werde. An der Finanzierung würde es nicht scheitern, sagte der Manager: “Wir haben die stärkste Bilanz und die höchste Finanzierungskraft in der Chemieindustrie.” Aus der Konsolidierung im Markt, etwa dem Zusammengehen der Wettbewerber Dow und DuPont, ergäben sich für BASF “keine unmittelbaren Konsequenzen”. Zudem brauche der Konzern auch in Zukunft kein eigenes Saatgutgeschäft, um im Pflanzenschutzmarkt erfolgreich zu sein. Lonmin in der DiskussionThema auf der Hauptversammlung war wie im Vorjahr die Rolle des Platinförderers Lonmin als Lieferant der BASF. Der südafrikanische Bischof Johannes Seoka kritisierte den Chemiekonzern erneut, nicht angemessen auf Menschenrechtsverletzungen des Zulieferers zu reagieren. Hintergrund der Proteste sind Streiks in einer der Platinminen im Jahr 2012, bei denen Polizisten 34 Arbeiter erschossen haben. Bock erklärte, BASF habe inzwischen mit einer international anerkannten Organisation die Produktionsverhältnisse bei Lonmin geprüft. Dabei sei zutage getreten, dass es Verbesserungsbedarf zum Beispiel beim Brandschutz gebe. Es seien aber keine Verfehlungen bei Arbeitsbedingungen festgestellt worden. Deshalb sehe BASF keine Veranlassung, dem Lieferanten das Vertrauen zu entziehen. Man werde sicherstellen, dass Lonmin auch weiterhin den Ansprüchen der BASF gerecht werde.Alle Tagesordnungspunkte wurden mit mindestens 98 % Ja-Stimmen beschlossen.