Fußballer, die um ihre Steuern geprellt wurden
Spaniens Wirtschaft trotzt derzeit dem trüben Umfeld in Europa mit Wachstumsraten von gut 2 %. Ein Zeichen des Selbstbewusstseins ist auch die Tatsache, dass die spanischen Fußballklubs im Sommer wieder mächtig auf dem internationalen Transfermarkt zugeschlagen haben und La Liga die englische Premier League und den Rest hinter sich gelassen hat. Der Rekordmeister Real Madrid, der nach drei Erfolgen in Reihe vergangene Saison den Champions-League-Titel an Jürgen Klopps FC Liverpool abtreten musste, steht an der Spitze der Geld-Liga; mit Ausgaben von mehr als 300 Mill. Euro für neue Spieler wie den Belgier Eden Hazard vom FC Chelsea oder den Serben Luka Jovic von Eintracht Frankfurt. Dahinter folgen die heimischen Rivalen FC Barcelona und Atlético Madrid.Der Trend widerlegt die jüngsten Sorgen in Spaniens Fußball, dass die Liga für ausländische Stars an Attraktivität verloren haben könnte. Ein Grund dafür war das entschiedene Vorgehen der Finanzämter gegen die betuchten Kicker und deren Berater. In den vergangenen Jahren mussten zahlreiche Stars den Gang vor Gericht antreten und konnten gegen millionenschwere Zahlungen Haftstrafen vermeiden. Der Portugiese Cristiano Ronaldo soll, so wird in Spanien kolportiert, Real Madrid Richtung Juventus Turin auch deswegen verlassen haben, weil ihm die Nachstellungen der Finanzbeamten zu nahe gingen. Sein großer Rivale um die Krone des besten Fußballers der Welt, der Argentinier Leo Messi, blieb trotz Verurteilung wegen Steuerhinterziehung seinem FC Barcelona treu. Unter den übrigen, die Probleme mit dem Finanzamt hatten, befinden sich auch Spanier wie Sergio Ramos oder Gerard Piqué, der Brasilianer Neymar oder der krawallige portugiesische Trainer José Mourinho. In den meisten Fällen ging es darum, dass die Bildrechte der Sportler über Scheinfirmen an der Steuer vorbei kanalisiert wurden.Aber es gibt natürlich auch ehrliche Fußballer, sogar solche, die mehr Steuern zahlen als erforderlich. Diese Woche wurde bekannt, dass die Madrider Staatsanwaltschaft einen Ring hat auffliegen lassen, der das Finanzamt und Sportler betrogen haben soll. Drei Anwälte und eine hohe Steuerbeamtin stehen nun vor Gericht, weil sie 6,3 Mill. Euro abgezockt haben sollen. Der Betrug lief nach diesem Schema ab: Seit 2005 gibt es eine Steuervergünstigung für Ausländer, die für einen Job nach Spanien kommen. Die ersten sechs Jahre zahlen sie nur etwa die Hälfte der üblichen Einkommensteuer.Die Regel war gedacht, um Top-manager und Spitzenwissenschaftler ins Land zu holen, doch genutzt hat sie vor allem den großen Klubs. Real Madrid machte dem englischen Nationalspieler David Beckham eine Verpflichtung bei den Königlichen durch die niedrige Steuerbelastung schmackhaft, weshalb die Klausel auch als “Ley Beckham” bekannt ist. Die Begünstigten erhalten ihre Bezüge vom Arbeitgeber abzüglich der gängigen Raten. Sie können die zu viel entrichtete Einkommensteuer am Jahresende vom Finanzamt zurückfordern.Das haben aber offenbar mehrere unwissende oder schlecht beratene Sportler verpasst, unter ihnen Fußballer und Basketballspieler von Vereinen wie Real Madrid und dem FC Barcelona. Die hohe Beamtin des Finanzamtes, gegen die ermittelt wird, überprüfte im Datensystem, ob ein Sportler beim Wechsel ins Ausland seine Rückzahlung bei der Steuerbehörde angemeldet hatte. Falls nicht, gingen die Anwälte ans Werk und reklamierten die Summen mit gefälschten Unterschriften im Namen der Spieler. Das funktionierte immerhin zwei Jahre lang bis 2016. Die Staatsanwaltschaft fordert neun Jahre Haft für die Anwälte und elf Jahre für die Steuerbeamtin. Welche Spieler betroffen sind, wurde nicht bekannt.Abgesehen von den Betrugsfällen hat sich das Verhältnis zwischen dem Fußball und Spaniens Steuerbehörden wieder verbessert. In den vergangenen Jahren hatten die Steuerbeamten die Vereine besonders stark unter die Lupe genommen. Die einst und zum Teil immer noch hoch verschuldeten Klubs haben ihre Verbindlichkeiten gegenüber dem Finanzamt deutlich reduziert. Die Vereine der ersten und zweiten Liga konnten zwischen 2010 und 2017 ihre Steuerschuld auf 218 Mill. Euro mehr als halbieren.