Gas in Amerika, Kohle in Asien, Wind in Deutschland

DB Research: Der globale Kraftwerkpark ist im Umbruch - Atomstrom spielt auch künftig eine große Rolle

Gas in Amerika, Kohle in Asien, Wind in Deutschland

ds Frankfurt – Der steigende Hunger nach Elektrizität auf der Welt und die unterschiedliche Preisentwicklung von Rohstoffen für die Stromerzeugung werden in den kommenden 20 Jahren die globale Kraftwerklandschaft durcheinanderwirbeln. Während die USA auf Gas setzen, wird in Asien Kohle die wichtigste Rolle spielen. Deutschland, das vor allem Ökostrom und hier vorwiegend Windkraft forciert, geht einen Sonderweg. Zu diesem Ergebnis kommt Deutsche Bank Research. Fossile Energie bleibt wichtigDer Boom bei Strom aus Wind, Wasserkraft, Biomasse und Photovoltaik sowie die Verstromung unkonventioneller, billiger Energieträger wie Schiefergas würden den globalen Kraftwerkpark in den kommenden zwei Dekaden verändern, aber nicht revolutionieren, lautet ein Ergebnis der Studie mit dem Titel “The new global power plant order”. Das deckt sich mit Vorhersagen der Internationalen Energieagentur (IEA). Deren Prognosen zufolge werden Kohle und Gas auch 2035 noch die wichtigsten Rohstoffe für die Stromerzeugung sein, wobei allerdings die Bedeutung der Kohle global betrachtet abnimmt und die Rolle von Gas leicht zunimmt (siehe Grafik).Von den erneuerbaren Energien steht der Windkraft global das stärkste Wachstum bevor, während Strom aus Biomasse, Erdwärme (Geothermie) sowie Sonnenstrahlung (Photovoltaik) und Sonnenhitze (Solarthermie) auch 2035 noch von eher untergeordneter Bedeutung sind.Bei fossilen Energieträgern werde es zu einem harten Wettbewerb zwischen Kohle und Gas kommen, der aber nicht zu einem einzigen globalen, sondern zu zwei regionalen Siegern führe: In den USA werde sich der Trend zum Gas verstärken, in Asien werde dagegen Kohle der wichtigste Brennstoff für Kraftwerke sein.In Nordamerika dürften die Gaspreise wegen des Schiefergasbooms nämlich in Zukunft niedrig bleiben, heißt es in der Studie. Schon heute spiele Gas bei der Stromerzeugung in den USA mit 30 % die größte Rolle, gefolgt von Kohle (28 %) und Öl (19 %). Der Erdgaspreis in den USA liegt derzeit rund zwei Drittel unter dem Ölpreis. Da die USA wegen des Gasbooms in Zukunft weniger Kohle benötigen würden als bislang erwartet, werde es zu einem weltweiten Überangebot von Kohle kommen, was den Kohlepreis sinken lassen und die Wettbewerbsfähigkeit für den fossilen Brennstoff auf anderen Märkten im Vergleich zu Gas erhöhen werde. In Asien (außer Japan) dagegen seien in absehbarer Zukunft relativ hohe Gaspreise zu erwarten. Zudem sei die Infrastruktur für Flüssiggas und Gaspipelines dort unterentwickelt. China, das die Umweltverschmutzung verringern wolle, werde auf Gas und Kohle gleichermaßen setzen. Dagegen werde Indien, das bei der Elektrifizierung mehr auf die Kosten als auf Umweltaspekte achte, der Kohle den Vorzug geben. SonderwegDeutschland, das aus der Atomenergie aussteigt und den Ökostromanteil von derzeit 22 % bis 2050 auf 80 % ausbauen will, geht mit seiner Energiewende laut DB Research einen Sonderweg. Investitionen in Gas- und Kohlekraftwerke hierzulande seien wenig interessant. Unterdessen werde Frankreich an der Atomkraft festhalten, die auch international von Bedeutung bleibe: Laut IEA wird Nuklearenergie ihren Anteil von über 10 % am globalen Strommix halten.