GE Aerospace punktet nach Aufspaltung mit hohen Margen
GE Aerospace punktet mit hohen Margen
Triebwerkshersteller steigert Profitabilität nach Aufspaltung von General Electric stark
xaw New York
Der Triebwerkshersteller GE Aerospace hat seine hochfliegenden Ambitionen im ersten Quartal als eigenständiges Unternehmen untermauert. Das Unternehmen, das durch den Spin-off der Energietechnikeinheit GE Vernova Anfang April aus der Industrieikone General Electric hervorging, vermeldete für das zweite Jahresviertel einen bereinigten Gewinn von 1,20 Dollar pro Aktie. An der Wall Street hatten im Vorfeld Prognosen von 99 Cent die Runde gemacht.
Prognose angehoben
Unter Ausschluss von Versicherungskosten, Steuergutschriften, Restrukturierungskosten, Kapitalbeteiligungen und Wertpapiergeschäften sowie sonstigen Sondereffekten ergibt sich gegenüber dem Ergebnis der alten GE-Luftfahrtsparte aus dem Vorjahr damit ein Zuwachs um 62%. Für das Jahr rechnet das Unternehmen nun einen bereinigten Gewinn von 3,95 bis 4,20 Dollar pro Aktie, die alte Prognose hatte auf 3,80 bis 4,05 Dollar gelautet. Auch den Ausblick für den freien Cashflow hob GE Aerospace deutlich an, die Aktie legte im frühen New Yorker Handel am Dienstag um mehr als 6% zu.
Der um den Beitrag von GE Vernova – die Unternehmen trennten sich erst einen Tag nach Beginn der abgelaufenen Quartals – bereinigte Umsatz lag im zweiten Jahresviertel mit 8,2 Mrd. Dollar zwar etwas unter den Konsensprognosen. Allerdings kann GE Aerospace auf drastisch verbesserte Gewinnspannen pochen: Die operative Marge lag mit 23,1% nahezu sechs Prozentpunkte über dem Vergleichswert aus dem Vorjahr, Analysten hatten mit 20% gerechnet. CEO H. Lawrence Culp verwies gegenüber Medienvertretern auf Produktivitätsgewinne und eine Stärke im Dienstleistungsgeschäft.
Lieferprobleme bremsen noch
Für das Unternehmen stellt die Wartung und Bereitstellung von Ersatzteilen für alte Flugzeuge eine größere Einnahmequelle dar als der Verkauf neuer Triebwerke. Bereits im ersten Quartal hatte die Krise bei Boeing, die weniger Maschinen ihrer Cashcow 737 Max ausliefern kann, für mehr Bedarf an Instandhaltungsleistungen gesorgt und GE Aerospace Schub geliefert. Im Geschäft mit Neuequipment gingen die Erlöse zwischen April und Juni hingegen um 11% zurück – wobei sich Lieferkettenprobleme bemerkbar machen, die auch die Konkurrenz belasten.
GE Aerospace steht im Wettbewerb mit der in Connecticut ansässigen Pratt & Whitney und damit auch deren Münchener Partnerin MTU Aero Engines. Materialprobleme der Amerikaner und resultierende Rückrufe hatten auch dem deutschen Unternehmen 2023 einen Kursrutsch beschert. Für GE Aerospace fällt die Analystenstimmung derweil positiv aus: Für die rechtliche Nachfolgerin der alten General Electric findet sich in der Refinitiv-Datenbank keine einzige Verkaufsempfehlung. Dem gegenüber steht lediglich ein „Halten“-Votum, während 17 Investmenthäuser zum Kauf raten.
Schnellere Entscheidungsprozesse
Für General Electric, die sich lange nicht von den Verwerfungen der Finanzkrise 2008 und strategischen Fehlschlägen erholte, ist im neuen Gewand also ein zweiter Frühling angebrochen. CEO Culp folgte bei seiner Aufspaltungsstrategie, in deren Rahmen er vor GE Vernova bereits die Healthcare-Sparte auskoppelte, der Theorie, dass die drei neuen Gesellschaften einzeln höhere Bewertungen erzielen können als im Verbund. Zudem setzt er auf schnellere Entscheidungsprozesse innerhalb der neuen Unternehmen – was die Aktionäre bereits nach einem Quartal goutieren.