GE rasiert den Chef und kassiert die Prognose

Industrieausrüster stellt Abschreibung auf Goodwill von 23 Mrd. Dollar in Aussicht - Details folgen am 25. Oktober mit Finanzbericht

GE rasiert den Chef und kassiert die Prognose

Der US-Industrieausrüster General Electric hat CEO John Flannery vor die Tür gesetzt. Er war erst vor gut einem Jahr an die Spitze gerückt und hatte sich nach Vorbild von Siemens gerade an die Abspaltung der Gesundheitssparte gemacht. Der neue Chef hat nicht viel Zeit, den Vorschusslorbeer zu bestätigen.sp New York – Beim US-Industrieausrüster General Electric (GE) bleibt kein Stein auf dem anderen. Mitten im Umbau des krisengeschüttelten Konglomerates hat der Konzern nach nur 13 Monaten CEO und Chairman John Flannery vor die Tür gesetzt und die Prognosen für freien Cash-flow und Ergebnis je Aktie im laufenden Jahr einkassiert. Außerdem stellte GE am Montag Abschreibungen auf Firmenwerte in der Größenordnung von 23 Mrd. Dollar in Aussicht. Dabei handelt es sich mehr oder weniger um den gesamten Goodwill der Kraftwerksparte.Details sollen am 25. Oktober folgen, für den die Veröffentlichung des Finanzberichts zum dritten Quartal geplant ist. Die Zahlen und die weiteren Aussichten erläutern wird Lawrence Culp, der mit sofortiger Wirkung die Unternehmensführung als CEO und Chairman übernommen hat. Der langjährige Chef des GE-Konkurrenten Danaher genießt an der Wall Street einen hervorragenden Ruf, was der zuletzt arg gebeutelten Aktie am Montag zu einem Plus von bis zu 16 % verhalf. Erst am Freitag war der Titel auf ein Neunjahrestief gefallen.Die Marktkapitalisierung des ehemals wertvollsten börsennotierten Unternehmens lag Ende der vergangenen Woche knapp unterhalb von 100 Mrd. Dollar, während es im Sommer 2000 noch rund 600 Mrd. Dollar waren. Seit Jahresbeginn ist die Aktie um 35 % gesunken, nachdem GE schon im vergangenen Jahr 45 % ihres Werts verloren hatte. Erst im Juni ist die Aktie als letztes verbliebenes Gründungsmitglied des Dow Jones Industrial Average aus dem prestigeträchtigen Auswahlindex geflogen.Wie es unter Culp konkret weitergeht, steht noch in den Sternen. “GE ist weiterhin ein fundamental starkes Unternehmen mit großartigen Geschäftseinheiten und hervorragenden Talenten”, machte sich der neue CEO in der Mitteilung zur Personalie Mut. Marktbeobachter haben das zuletzt etwas anders bewertet. In der seit längerem schlingernden Kraftwerksparte, wo GE unter anderem Gasturbinen baut, hat der Konzern nach Einschätzung von Analysten zuletzt nicht nur Umsatz, sondern auch Marktanteile verloren. Erst vor wenigen Wochen musste der Konzern außerdem einräumen, dass es neben der seit Jahren schwächelnden Nachfrage zuletzt auch Probleme im Betrieb von GE-Turbinen gegeben hat, die einen Kunden zwangen, ein Kraftwerk abzuschalten.Doch die Kraftwerksparte ist nur ein Eintrag in der langen Mängelliste von GE, die sich weiterhin mit Altlasten der Finanzsparte herumschlägt und wegen Auffälligkeiten in der Rechnungslegung zuletzt die Börsenaufsicht SEC zu Besuch hatte. Zum Jahresbeginn hatte der Konzern wie aus heiterem Himmel gemeldet, dass für alte Policen im mittlerweile abgestoßenen Versicherungsgeschäft 15 Mrd. Dollar zurückgestellt werden müssen, was nicht nur Investoren, sondern auch die Aufsicht aufhorchen ließ. Der neue CEO hat es eiligUnter Flannery, der vor etwas mehr als einem Jahr den langjährigen CEO und Chairman Jeffrey Immelt an der Spitze abgelöst hat, kam GE in den vergangenen Monaten nach Einschätzung vieler Beobachter nicht schnell genug voran, auch wenn im Sommer neben anderen Devestitionen endlich die lange erwartete Abspaltung der Gesundheitssparte angekündigt wurde.”Wir werden mit Dringlichkeit vorgehen”, erklärte Nachfolger Culp jetzt zu seinem Dienstantritt. In 14 Jahren an der Spitze von Danaher hat er Umsatz und Börsenwert des Konzerns zwischen 2001 und 2015 glatt verfünffacht und dazu eine Sparte Medizintechnik aufgebaut.Ob Culp das Kunststück auch anders herum beherrscht und mit den noch unter Flannery geplanten Asset-Verkäufen den Turnaround einleiten kann, bleibt abzuwarten. Analysten rechnen damit, dass der neue CEO den Bericht zum dritten Quartal mit anschließendem Ausblick Ende Oktober dafür nützen wird, neben den Prognosen für Cash-flow und Ergebnis auch die Erwartungen an Dividende, Kapitalverwendung und Unternehmensstrategie anzupassen.”Ein neuer CEO kann die Fakten und den gegenwärtigen Gegenwind nicht ändern, aber wie wir schon mehrfach festgehalten haben, sind die Errungenschaften von Larry Culp während seiner Zeit an der Spitze von Danaher schwer zurückzuweisen”, heißt es in einem Kommentar der UBS zu der Personalie. Andere Stimmen erkannten zwar ebenfalls Culps starken Track Record an, stellten dem Board von GE nach dem überraschenden Führungswechsel nur etwas mehr als ein Jahr nach dem Start von Flannery aber ein schlechtes Zeugnis aus.Welche Rolle der Hedgefonds Trian Management mit Milliardär Nelson Peltz an der Spitze beim Wechsel in der GE-Führung gespielt hat, war zunächst nicht klar. Trian ist mit einem Sitz im Board vertreten und hat im vergangenen Jahr laut US-Medien Druck auf Immelt gemacht, sich früher als geplant aus dem Unternehmen zurückzuziehen.