Gea hadert mit ausbleibenden Großaufträgen

Ordereingang der Milchindustrie schwächelt im dritten Quartal - Vergleich in jahrelangem Rechtsstreit stärkt Ergebnis

Gea hadert mit ausbleibenden Großaufträgen

ak Düsseldorf – Die weltweite Konjunktureintrübung hat Gea im dritten Quartal ausgebremst. Die Kunden des Maschinen- und Anlagenbauers zögerten merklich mit neuen Bestellungen. Der Auftragseingang ging um 8,5 % zurück, ohne den Beitrag neu erworbener Töchter betrug die Einbuße sogar 13 %. So kamen bei dem auf die Nahrungsmittelindustrie fokussierten Konzern vor allem weniger Großaufträge aus der Molkereibranche herein. Sie ist derzeit von Überkapazitäten geprägt.Das schwächere zweite Halbjahr hatte sich schon vor einigen Wochen abgezeichnet. Ende September hatte Gea die Umsatzprognose für 2015 reduziert. Der Vorstand rechnet organisch jetzt mit einem leichten Rückgang, nur die Erstkonsolidierungen werden voraussichtlich im Endeffekt zu einem Plus führen.Gea steht nicht alleine da. Am Vortag hatte bereits die schwedische Konkurrentin Alfa Laval berichtet, dass großvolumige Aufträge derzeit deutlich zögerlicher eintrudelten – der Auftragseingang im Konzern ging im dritten Quartal um 15 % zurück.Auch das operative Ergebnis im dritten Quartal schwächelte bei Gea. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vor Einmaleffekten, das am Jahresende unverändert bei 590 bis 640 Mill. Euro landen soll, ging erstmals in einem Quartal in diesem Jahr zurück, und zwar um knapp 4 %.Das Konzernergebnis war von erheblichen Sondereffekten geprägt. Einerseits fielen Restrukturierungsaufwendungen von rund 30 Mill. Euro an. Gea hat sich ein umfangreiches Effizienzprogramm verordnet, in dessen Zuge 1 450 Stellen wegfallen sollen. Rund 300 Arbeitsplätze waren es bis Ende September.Andererseits hat Gea einen jahrelangen Rechtsstreit beendet und damit einen ordentlichen Sonderertrag erzielt. Der Verkauf der früheren Kunststoffsparte an das US-Unternehmen Flex-N-Gate war 2004 offenbar an Finanzierungsfragen gescheitert. Die Ex-Vertragspartner beharkten sich daraufhin mehr als ein Jahrzehnt vor deutschen und US-Gerichten. Ein Vergleich hat das Ganze jetzt beendet. Die Gea weist im Ergebnis aus nicht fortgeführten Geschäften im dritten Quartal einen Gewinn von 103 Mill. Euro aus. Er dürfte im Wesentlichen auf die Einigung zurückzuführen sein. Gea hielt sich dazu mit Verweis auf Vertraulichkeitsvereinbarungen sehr bedeckt.Durch den Sondergewinn hat sich das Konzernergebnis im dritten Quartal auf 165 Mill. Euro mehr als verdoppelt. In den ersten neun Monaten jedoch ging es – vor allem angesichts der Restrukturierungskosten von summiert 127 Mill. Euro – um 9 % auf 184 Mill. Euro zurück. Dividendenplan bestätigtAn der avisierten unveränderten Dividende von 0,70 Euro je Aktie will der Vorstand aber festhalten. Die Investoren reagierten am Mittwoch wohlwollend und griffen zu. Der Kurs des MDax-Wertes zog um knapp 3 % an.Im Ausblick verbreitete der Vorstand denn auch leichte Zuversicht: Die Gea-Führung hält das Phänomen stark gefallener Milchpreise für ein kurzfristiges. Es gebe in den vergangenen Wochen Signale für steigende Milchpreise. Die Milchindustrie gehört zu den wichtigsten Kundengruppen von Gea. Zu eventuellen weiteren Zukäufen äußerte sich die Gea-Führung im Quartalsbericht nicht. Der Konzern hat sich in diesem Jahr drei Unternehmen für insgesamt 147 Mill. Euro einverleibt. Teuerster Zukauf war die italienische Comas für 103 Mill. Euro. Finanzierungssorgen hat Gea spätestens seit dem Verkauf ihrer Wärmetauscher-Sparte nicht und verfügt über eine üppige Nettofinanzposition. Im kommenden April wird mit einer Anleihe über 275 Mill. Euro der Großteil der noch verbleibenden Finanzschulden fällig.