Bauzulieferer

Geberit steckt schwache Baukonjunktur weg

Divergierende Entwicklungen unter den Bauzulieferern: Der Sanitärtechnikkonzern Geberit verteidigt seine hohen Margen. Demgegenüber verbucht der Ziegel- und Rohrhersteller Wienerberger einen Gewinneinbruch.

Geberit steckt schwache Baukonjunktur weg

Geberit steckt schwache Baukonjunktur weg

Sanitärtechnikkonzern verteidigt hohe Marge – Ziegelhersteller Wienerberger mit Gewinneinbruch im ersten Halbjahr

hek Frankfurt

Während der Schweizer Sanitärtechnikkonzern Geberit sein hohes Margenniveau halten kann, schlägt sich die Wohnungsbauflaute beim Ziegel- und Rohrhersteller Wienerberger in einem Gewinneinbruch nieder. Die Österreicher verbuchten im ersten Halbjahr 2024 unter dem Strich nur einen Mini-Gewinn von 0,5 Mill. Euro nach 223,5 Mill. Euro in der Vorjahreszeit. Die Nachfrage im Bausektor werde weiterhin durch hohe Kosten und die langsamer als erwartet sinkenden Zinssätze gedämpft, teilt Wienerberger mit.

Sonderbelastungen schlagen durch

Aufwendungen für Kapazitätsanpassungen, Sonderabschreibungen im Zuge der Restrukturierung, die Entkonsolidierung des Russland-Geschäfts und gestiegene Finanzierungskosten hätten das Ergebnis belastet. Ohne Einmaleffekte liege der Gewinn je Aktie bei 1,37 Euro nach 2,17 Euro in den ersten sechs Monaten 2023. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erreichte 400 Mill. Euro, ein Rückgang um 12% zur Vorjahreszeit. Die operative Marge gab 250 Basispunkte auf 18,1% des Umsatzes nach.

Geberit hingegen hat den Rückgang des Nettogewinns in der ersten Jahreshälfte auf 5% begrenzt, obwohl die OECD-Mindestbesteuerung zu einer höheren Steuerrate geführt habe. Die Umsatzrendite nach Steuern liegt bei ungewöhnlich hohen 21,4 (22,2)%. Die Ebitda-Marge sei währungsbereinigt um 40 Basispunkte gestiegen. Sie erreichte 31,6% des Umsatzes. In einem „sehr anspruchsvollen Umfeld“ mit rückläufiger Bauindustrie und ungünstiger Währungsentwicklung seien „überzeugende Resultate“ erzielt worden, teilt Geberit mit. Der Umsatz gab 1,4% auf 1,64 Mrd. sfr nach, legte aber in Landeswährungen 1,7% zu, auch weil der Großhandel wieder Lagerbestände aufbaut.

Neubau-Anteil vergleichbar

Die beiden Unternehmen bedienen zwar separate Produktmärkte, und auch die regionale Absatzstruktur unterscheidet sich, aber die Abhängigkeit vom Neubau ist gar nicht so unterschiedlich. Wienerberger gibt den Anteil des Wohnungsneubaus mit 47% an. 35% des Geschäfts entfallen auf Renovierung, 18% auf Infrastruktur. Geberit erzielt etwa 60% des Umsatzes mit Renovierungen, so dass 40% am Neubau hängen. Das Geschäft der Schweizer konzentriert sich weitestgehend auf Europa, der Amerika-Anteil ist klein. Bei Wienerberger stellt Nordamerika immerhin rund 18% der Erlöse.

Der Renovierungsmarkt läuft aufgrund des grundsätzlich hohen Bedarfs vergleichsweise gut. Die Baugenehmigungen in Europa sind dagegen laut Geberit im vergangenen Jahr um 15% geschrumpft. Das führe jetzt zu einem entsprechenden Rückgang des Neubaus. Im ersten Quartal 2024 seien die Baugenehmigungen in Europa um weitere 5% gesunken. Die stärksten Rückgänge werden der Mitteilung zufolge in Nordeuropa, Deutschland und Österreich erwartet.

Wienerberger senkt Ausblick

Für das Gesamtjahr 2024 stellt Geberit Nettoumsätze in lokalen Währungen in Vorjahrshöhe (3,1 Mrd. sfr) und 29% Ebitda-Marge (2023: 29,9%) in Aussicht. Saisonbedingt werde die Marge im zweiten Halbjahr niedriger ausfallen als in den ersten sechs Monaten. Bislang hatte das Management noch keine detaillierte Prognose abgegeben.

Demgegenüber schraubt Wienerberger den Jahresausblick zurück. Denn die Erwartung, dass sich die Wohnungsbaumärkte insgesamt schneller erholen, habe sich „nicht zur Gänze“ erfüllt. Die Guidance zielt nun auf 800 Mill. bis 820 Mill. Euro operatives Ebitda statt zuvor 860 Mill. bis 890 Mill. Euro. Bezogen auf die Mitte der Spannen entspricht das einer Senkung um gut 7%. Eine Normalisierung des Marktniveaus erwartet Wienerberger erst für 2026.

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