Geduldsprobe
Die Deutsche Telekom hat die Geduld der Investoren schon wiederholt auf die Probe gestellt, insbesondere mit Fernzielen, bei denen sie die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen konnte. So ging die von Institutionellen seit Jahren angemahnte “Lösung” in den USA, wo die Telekom-Tochter im Alleingang nicht dauerhaft bestehen kann, nach langem Zaudern dann im ersten Anlauf grandios daneben. Die Kartellbehörden machten dem Verkauf an AT & T einen Strich durch die Rechnung. Der nächste Versuch, ein Schulterschluss mit dem Wettbewerber Metro PCS, dessen Gelingen noch aussteht, ging erst einmal mit einem Milliardenverlust einher, der der Telekom die Bilanz 2012 gründlich verhagelt.In Großbritannien hat der Vorstand durch die Gründung eines Joint Ventures mit France Télécom schneller Nägel mit Köpfen gemacht. Allerdings zieht sich das Bemühen, die Früchte dieser Partnerschaft zu ernten, nun ebenfalls in die Länge. Das im Dezember angekündigte Initial Public Offering soll “frühestens” binnen Jahresfrist Realität werden. Bis dahin kann noch einiges passieren, namentlich die Entwicklung des Marktumfelds ist praktisch unvorhersehbar, sodass das ganze Unterfangen scheitern kann.Kein Wunder, dass die Investoren, denen der Spatz in der Hand lieber ist als die Taube auf dem Dach, nervös werden, zumal sie im laufenden Turnus eine weitere Geduldsprobe hinter sich bringen sollen: Der angekündigte Ertragsknick, der mit einer gekürzten Dividende einhergeht, soll vor allem durch erhöhte Investitionen zustande kommen, die den Boden für Umsatz- und Ertragswachstum 2014 bereiten sollen.Allerdings ist er auch zu einem großen Teil die Folge eines erhöhten Marketingaufwands, mit dem die Telekom ihre geschwächte Wettbewerbsposition namentlich im Mobilfunk aufpolieren will. Da sich hier auch eine strukturelle Schwäche – der Ersatz klassischer Mobilfunkprodukte wie SMS durch IP-basierte Programme, an denen die Telekom nichts verdient – bemerkbar macht, ist Skepsis angebracht, ob der Konzern das Blatt an dieser Stelle schnell wenden kann. Immerhin hat dieser Strukturwandel schon in anderen europäischen Märkten erheblichen Flurschaden angerichtet, ohne dass die Wettbewerber ein Mittel dagegen gefunden haben. Der desaströse Niedergang von KPN ist ein warnendes Beispiel.Dies nährt wiederum bei den Anlegern nicht zu Unrecht den Verdacht, dass die zu erwartende Umsatz- und Ertragsdelle breiter ausfallen könnte und ein Turnaround und die damit verbundene Aussicht auf eine höhere Dividende nicht so schnell in Sicht sind.