Geely-Gruppe sondiert IPO für Volvo Cars
nh Schanghai
Die vom chinesischen Milliardär Li Shufu kontrollierte Automobilholding Zhejiang Geely Holding Group verfolgt nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg ernste Absichten, den im Jahr 2008 übernommenen schwedischen Autobauer Volvo Cars im Laufe dieses Jahres an einen europäischen Börsenplatz zu bringen. Dem Vernehmen nach kämen die Börse Stockholm oder auch Euronext Amsterdam Stock Exchange in Frage.
Das Unterfangen dürfte in erster Linie dazu dienen, einen neuen Kapitalmarktzugang für die Geely-Gruppe zu erschließen, um sich der wachsenden Herausforderung einer Finanzierung von ambitionierteren Plänen im Bereich der E-Mobilität zu stellen. In einem separaten Schritt könnte auch der von Volvo Cars und Geely gemeinsam aufgezogene und als internationale Marke positionierte Hersteller für gehobene Elektrofahrzeuge Polestar einen eigenen Börsenzugang erhalten.
Polestar ist wie auch Volvo im schwedischen Göteborg angesiedelt und entsprechend eng mit Volvo verbunden. Dem Vernehmen nach würde für ein gesondertes Initial Public Offering (IPO) von Polestar entweder die Hong Kong Exchanges als international zugängliche chinesische IPO-Bühne oder aber eine der New Yorker Börsen in Frage kommen. Ursprünglich hatte Li die Absicht, Volvo Cars mit dem bereits an der Hongkonger Börse notiertem heimischen Autohersteller Geely Automobile zu fusionieren und auch eine Kapitalmarktanbindung für Volvo zu schaffen. Die Pläne wurden im Februar allerdings abgeblasen, wobei unter anderem Bewertungsschwierigkeiten eine Rolle gespielt haben sollen.
Trotzdem soll es zu einer wachsenden Verzahnung zwischen Geely und Volvo kommen, wobei diese nun ihre jeweiligen Einheiten für Antriebssysteme zusammenlegen und auch im Bereich Forschung & Entwicklung enger kooperieren wollen. Gleichzeitig haben Geely und Volvo bereits eine Lynk & Co. genannte Marke für gehobene SUV-Fahrzeuge aufgezogen, die neben dem chinesischen Markt nun auch ein Entree in Europa und den USA erhalten soll.
Analysten rechnen damit, dass Volvo Cars im Rahmen einer gesonderten Börsennotierung auf eine Marktkapitalisierung von etwa 20 Mrd. Dollar (gut 17 Mrd. Euro) kommen könnte. Der Elektroautobauer Polestar wiederum wird auf eine implizite Marktbewertung von rund 10 Mrd. Dollar veranschlagt. Vor einem möglichen Börsengang dürfte Polestar allerdings in eine erneute Finanzierungsrunde zur Anlockung von externen Kapitalgebern gehen, nachdem man im vergangenen Jahr bereits 500 Mill. Dollar auf diesem Weg eingesammelt hatte.