Frühjahrskonferenz von Albis Leasing

„Gehen Sie pfleglich mit Einkaufswagen um“

Die Leasinggesellschaft Albis stellt Profitabilität über Wachstum. So wurde 2023 trotz rückläufigen Neugeschäfts die Marge deutlich erhöht. Im laufenden Jahr soll sich das fortsetzen. Im ersten Quartal lag die Marge bei 19% nach 15% im gesamten Vorjahr.

„Gehen Sie pfleglich mit Einkaufswagen um“

Albis nennt breite Ergebnisspanne für 2024

Leasinggesellschaft neigt im Ausblick zu übertriebener Vorsicht – Margenstärkung durch profitableres Neugeschäft

md Frankfurt

Die eigenen Prognosen keinesfalls zu verfehlen, gehört für Sascha Lerchl offenbar zum Mantra. Der seit September 2021 amtierende Vorstandssprecher der Leasinggesellschaft Albis gibt für das Vorsteuerergebnis im laufenden Jahr eine Spanne von 3,0 bis 4,5 Mill. Euro vor. Er begründet die große Bandbreite – das obere Ende liegt immerhin um 50% über dem unteren – im Wesentlichen mit der Unsicherheit in Bezug auf die Konjunkturentwicklung in Deutschland.

Sascha Lerchl, Vorstandssprecher von Albis Leasing

Der in Hamburg ansässige banken- und herstellerunabhängige Konzern finanziert über Leasingverträge deutschlandweit Projekte von Kleinunternehmen und Mittelständlern. Da Investitionen dieser Klientel in ihr Geschäft stark von Konjunkturverlauf und Absatzerwartungen abhängen, ist eine defensive Haltung von Albis im Ausblick nachvollziehbar. Allerdings neigt das Management zu übertriebener Vorsicht: So war 2023 der Prognoserahmen für das Vorsteuerergebnis im Konzern nach dem ersten Halbjahr auf 3,3 bis 4,5 Mill. Euro fast verdoppelt worden. Heraus kamen am Ende 4,4 (i.V. 1,5) Mill. Euro nach IFRS – wobei Lerchl in seiner Präsentation auf der Frühjahrskonferenz darauf hinwies, dass im Vorjahr 0,6 Mill. des Vorsteuergewinns durch einen Sondereffekt zustande kamen, der vergleichbare Wert also 3,8 Mill. Euro sei.

Mehr als nur ein Lippenbekenntnis

Bereits im Januar hatte das Unternehmen mitgeteilt, das Mitte 2023 um 10 Mill. auf 80 bis 90 (100) Mill. Euro reduzierte Neugeschäftsziel mit 90,7 Mill. Euro leicht übertroffen zu haben. Die Marge sei 2023 im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte auf 15% gestiegen, betonte Lerchl in der vom Finanzintermediär Equity Forum veranstalteten Frühjahrskonferenz. Hauptgrund sei, dass der Fokus auf profitableres Neugeschäft gelegt wurde. Für die Margenstärkung sei ein niedrigeres Neugeschäft in Kauf genommen worden. Lerchl: „Die 91 Mill. Euro waren ein deutlich stärkeres Neugeschäft als die 100 Mill. Euro im Jahr davor“ – eben weil die Marge deutlich höher ausfiel. „Profitabilität vor Wachstum“ sei bei Albis mehr als nur ein Lippenbekenntnis, sondern werde gelebt.

Marge steigt im ersten Quartal auf 19 Prozent

Zum Ertragszuwachs hätten auch höhere Nachgeschäftserlöse, gute Refinanzierungskonditionen sowie eine stabilisierte Kostenbasis beigetragen. Laut der Präsentation lag die Marge im ersten Quartal dieses Jahres sogar bei 19%.

Neben der strengeren Auswahl trugen auch externe Einflüsse zum Rückgang des Neugeschäfts bei. So hatte Albis schon im Januar auf das wetter- und konjunkturbedingt schwache E-Bike-Geschäft und die Investitionszurückhaltung der Edeka-Händler hingewiesen. Das Leasinggeschäft mit Sport- und Freizeitgeräten, zu dem auch E-Bikes gehören, macht nach Angaben von Lerchl 34% des Umsatzes aus. 32,5% entfielen auf die Gastronomie, wobei die Geschäfte mit dem Kooperationspartner Edeka, die in diese Kategorie fallen, ein großes Gewicht haben. Das Edeka-Geschäft herausgerechnet, komme die Gastronomie auf rund 8% Umsatzanteil – sie liege damit aber immer noch vor der drittplatzierten Sparte EDV (7,3%).

Gehen Sie bitte pfleglich mit den Einkaufswagen um, wenn Sie bei Edeka einkaufen. Der Wagen könnte uns gehören.

Sascha Lerchl, Vorstandssprecher von Albis Leasing

Halb im Ernst, halb im Scherz sagte Lerchl an die Zuhörer der Präsentation gewandt: „Gehen Sie bitte pfleglich mit den Einkaufswagen um, wenn Sie bei Edeka einkaufen. Der Wagen könnte uns gehören.“ Tatsächlich seien Einkaufswagen und Kühlanlagen der Edeka-Supermärkte des Öfteren von Albis geleast.

Das Volumen der Objektfinanzierung durch Albis liege laut Lerchl bei 6.000 Euro. In wenigen Fällen erreiche der Wert aber auch 100.000 Euro, in Ausnahmefällen gehe er noch deutlich darüber hinaus. Der relativ niedrige durchschnittliche Finanzierungsbetrag sei gewollt, da „Small-Ticket-Geschäfte“ margenstark seien, so Lerchl. Im ersten Quartal lag der Durchschnittswert mit 6.239 Euro aber deutlich über den Vorjahreswerten (2023: 5.413 Euro, 2022: 5.055 Euro). Der Albis-Chef erklärte das u.a. mit Nachwirkungen der hohen Inflation in den Vorjahren.

Dividendenzahlung sollen nachhaltig sein

Nach zwei Jahren, in denen keine Dividende gezahlt wurde, sollen die Aktionäre von Albis Leasing für 2023 wieder mit 0,08 Euro pro Anteil (5 Cent „Mindestdividende“ plus 3 Cent „Sonderdividende“) am Gewinn beteiligt werden. Gemäß Lerchl will das börsennotierte Unternehmen aus Hamburg künftig mindestens 0,05 Euro je Aktie ausschütten – wenn es die Ertragslage zulasse plus einer Sonderdividende. Langfristiges Ziel sei es, eine Mindestdividende von 0,08 bis 0,10 Euro pro Anteilschein zu zahlen.

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