Geldflut treibt Buy-out-Preise hoch
cru Frankfurt
Die Geldschwemme aus Staatshilfen und Notenbanknullzins treibt die Preise für Buy-outs deutscher Mittelstandsunternehmen nach oben und macht es für Finanzinvestoren schwieriger, mit ihren Investments hohe Renditen zu erzielen. „Wir können uns schon längst nicht mehr auf reine Finanzarchitektur beschränken, sondern müssen in unseren Portfoliofirmen immer stärker unternehmerisch tätig werden, um gute Renditen für unsere Investoren zu erzielen “, sagt Torsten Grede, Vorstandssprecher der größten hiesigen Mittelstands-Private-Equity-Gesellschaft Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) – neben den Wettbewerbern Bregal, Equistone und Paragon.
Nach Daten, die die DBAG erhoben hat, sind die Preise für die Unternehmen, die dem börsennotierten Finanzinvestor zum Kauf angeboten werden, deutlich nach oben geklettert. Im Jahr 2020 lag das Verhältnis von Unternehmenswert inklusive Schulden (Enterprise Value) zum operativen Gewinn (Ebitda) im Mittel bei dem Neunfachen – und damit so hoch wie niemals zuvor. Noch im Jahr 2015 lag der „Multiple“ bei 6,3.
Zum Teil übertragen sich damit die hohen Bewertungen von Unternehmen an der Börse auch auf die Private-Equity-Transaktionen. So ist das Verhältnis von Unternehmenswert zu Gewinn im SDax in den vergangenen zehn Jahren von 8,8 auf 12,8 gestiegen. „Immer öfter wählen deshalb Finanzinvestoren auch die Börse als Weg für den Ausstieg aus ihren Beteiligungen“, sagt Grede.
Kapitalflut für Private Equity
Weil in anderen Asset-Klassen, insbesondere mit Anleihen, kaum noch Rendite erzielt werden kann, wird die Private-Equity-Branche mit Kapitalzusagen ihrer Investoren überhäuft: Das Fundraising deutscher Beteiligungsgesellschaften hat sich 2019 laut Branchenverband BVK von 4,2 Mrd. auf 5,2 Mrd. Euro erhöht.
Nach Einschätzung der DBAG werden sich auch die Finanzierungstrends im Mittelstand durch die Wirtschaftskrise grundlegend ändern. So vergeben Banken laut KfW „Darlehen an kleinere und mittlere Unternehmen zunehmend restriktiver“, obwohl sich die Eigenkapitalquote der deutschen Mittelständler seit 2002 von 18% auf 32% erhöht hat. „Durch die Krise wird die Quote voraussichtlich einknicken. Mit Eigenkapitalzufuhr von außen muss die Handlungsfähigkeit nach der Pandemie wiederhergestellt werden. Die Bedeutung des Kapitalmarkts für den deutschen Mittelstand steigt. Neben der Börse wird auch die Stellung von Private Equity wichtiger werden“, sagt Grede.
Nach fünf Jahren kontinuierlichen Wachstums hat der Buy-out-Markt jedoch 2020 eine Verschnaufpause eingelegt. Finanzinvestoren haben im deutschen Mittelstand nur 34 Management-Buy-outs (MBOs) strukturiert, ein Drittel weniger als ein Jahr zuvor. „Das ist aus unserer Sicht ganz klar eine Folge der Pandemie, denn im Frühjahr 2020 stand der M&A-Markt praktisch still“, kommentiert Grede. „Bemerkenswert ist, dass vom Sommer an der Markt wieder zu seiner alten Dynamik zurückgekehrt ist. Wir erwarten, dass das für die von der Pandemie nicht getroffenen Unternehmen auch 2021 so bleiben wird.“
Andere Entwicklungen haben sich 2020 fortgesetzt: Die MBOs speisen sich in den vergangenen fünf Jahren, anders als seit dem Entstehen des MBO-Marktes, vor allem aus den Veräußerungen aus der Hand von Unternehmensgründern und Familiengesellschaftern. „Dies belegt die Attraktivität Deutschlands für die Private- Equity-Branche“, meint Grede. Abspaltungen aus Konzernportfolios spielen in dem von der DBAG bearbeiteten Marktsegment nur noch eine geringe Rolle. Die Branchenstruktur der Mittelstands-Management-Buy-outs hat sich weiter zugunsten der Sektoren Healthcare und Software/IT-Services verschoben, Beteiligungen mit Industriebezug spielten im Ausnahmejahr 2020 praktisch keine Rolle.
Weniger Transaktionen 2020
Mit 34 Transaktionen strukturierten Finanzinvestoren im vergangenen Jahr im deutschen Mittelstand 17 MBOs weniger als 2019. Dies entspricht dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, liegt aber immer noch deutlich über dem Wert aus dem Jahr 2009. Im Jahr der Finanzkrise hatte es lediglich 12 MBOs gegeben. In 18 der 34 Transaktionen veräußerten Gründer oder Familien ihre Unternehmen an einen Finanzinvestor. Oft war damit auch die Nachfolge durch ein neues Management verbunden. Nur fünf Buy-outs gehen darauf zurück, dass Konzerne Randgeschäfte an einen Finanzinvestor veräußert haben. Die verbleibenden 11 MBOs waren Transaktionen zwischen Finanzinvestoren.