Gemischtwarenladen Fosun gar nicht happy
Von Walther Becker, FrankfurtWenig Spaß mit “Happiness”: Die in Hongkong gelistete Fosun Tourism Group, die sich auch “Foliday” nennt, hat in Großbritannien mit Zitronen gehandelt. Zu der Sparte, die eine von drei Divisionen des chinesischen Konglomerats, zählt Thomas Cook, mit deren Liquidation unmittelbar nach der Insolvenzanmeldung begonnen wurde. Fosun hat ihre diversen, breit gestreuten Investments in “Health”, “Happiness” und “Wealth” gebündelt.Ende August hieß es, der Großaktionär aus dem Reich der Mitte sowie Banken und Gläubiger würden dem Reisekonzern Thomas Cook finanziell unter die Arme greifen. Die Chinesen wollten 450 Mill. Pfund an frischem Geld bereitstellen und drei Viertel des Reisegeschäfts sowie ein Viertel der Airline-Gruppe übernehmen. Banken und Anleihegläubiger sollten ebenfalls 450 Mill. Pfund aufbringen und die Schulden, die Thomas Cook bei ihnen hat, in 25 % des neuen Kapitals des Touranbieters und 75 % der Airlines wandeln. Fosun hatte monatelang versucht, ein Rettungspaket zu schnüren, das ihr die Kontrolle über die Reiseveranstalter und eine Minderheit an der Fluggesellschaft geben würde, um die Regeln für ausländische Eigentümer von Airlines zu umgehen. Mit dem jetzigen “Grounding” ist dies Schnee von gestern.Von 2010 bis 2015 expandierte Fosun international und gab Milliarden für Investments aus – für Pharma, Tourismus, Mode und Banking im Westen. Thomas Cook kam 2015 hinzu. Unter anderem wurde für 430 Mill. Dollar die US-Versicherung Meadowbrook gekauft, das erste Mal, dass eine Assekuranz in den Vereinigten Staaten in chinesische Hände wechselt. Weitere Aktivitäten sind Club Med, das kanadische Unterhaltungsgruppe Cirque due Soleil, das (Film-)Studio 8, das französische Modehaus Lanvin, der Strumpfhersteller Wolford in Österreich, die strauchelnde Textilkette Tom Tailor in Hamburg, die chinesische Brauerei Tsingato oder ein Luxususressort in chinesischen Provinz Sanya. In den meisten Fällen, wie auch Thomas Cook, hat Fosun nicht das Sagen – anders beim Club Med: Das Tourismusunternehmen wurde 2015 nach einem Bieterwettstreit für 939 Mill. Euro geschluckt. Beim Börsengang im Dezember 2018 nahm Fosun 428 Mill. Euro ein. Seinerzeit wurde die Fosun-Tourismussparte mit 2,44 Mrd. Dollar bewertet.Zur Division Wealth zählt unter anderem auch das Bankhaus Hauck & Aufhäuser. In der Vergangenheit waren die Chinesen auch an der damaligen BHF-Bank beteiligt. Hierzulande kaufte Fosun zuletzt dem Gründer der Klinikkette Helios, Lutz Helmig, den Autozulieferer FFT ab.Fosun gilt als größtes Konglomerat in Privatbesitz in China. Von vier Uniabsolventen 1992 in Schanghai gegründet, kam das Unternehmen 2007 in Hongkong an die Börse. Schlagzeilen machte Fosun im Dezember 2015, nachdem Unternehmenschef Guo Guangchang spurlos verschwunden war. Später hieß es, er assistiere der Polizei bei Ermittlungen. Der Milliardär ist nach wie vor Chairman von Fosun.