Start-up

General Atlantic bastelt am nächsten deutschen Einhorn

General Atlantic führt die nächste Finanzierungsrunde von Staffbase an. Der 2014 gegründete Kommunikations-Software-Anbieter aus Chemnitz wird dabei dem Vernehmen nach mit 700 Mill. Euro bewertet

General Atlantic bastelt am nächsten deutschen Einhorn

hei Frankfurt

Beim Chemnitzer Start-up Staffbase steigt der Finanzinvestor General Atlantic ein. Die auf Later-Stage-Investments spezialisierte US-Gesellschaft führt bei dem Kommunikationssoftware-Anbieter die jüngste Finanzierungsrunde an, bei der das 2014 gegründete Unternehmen informierten Kreisen zufolge mit 700 Mill. Euro bewertet wird. Mit 122 Mill. Euro ist es die mit Abstand größte einzelne Kapitalaufnahme von Staffbase, die vor kurzem die kanadische Softwarefirma Bananatag übernommen hat. Damit hat das von seinen Gründern kontrollierte Start-up bisher insgesamt rund 170 Mill. Euro eingesammelt.

Christian Figge, Managing Director bei General Atlantic, sagte im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, er gehe davon aus, dass diese Kapitalspritze „erwartungsgemäß den Finanzierungsbedarf von Staffbase auf Sicht deckt“ und damit der Gesellschafterkreis zunächst stabil bleibt. Im Zuge der „strategischen Partnerschaft“ wird Achim Berg in den Beirat von Staffbase eintreten. Der Bitkom-Präsident und ehemalige Deutschland-Chef von Microsoft ist seit 2016 Operating Partner bei General Atlantic.

Zu den weiteren Geldgebern des Unternehmens zählen Insight Partners und E.ventures, die sich ebenfalls an dieser Runde beteiligen, sowie Kizoo und Capnamic Ventures. Figge zufolge sind die Investoren „in etwa gleichgewichtig im Kapital vertreten“. Staffbase passe sehr gut in das Investmentprofil von General Atlantic, die auf reife Start-ups fokussiert ist, die die nächste Wachstumsphase zünden wollen. Der Finanzinvestor, zu dessen prominentesten Beteiligungen hierzulande Flixmobility (Flixbus) gehört, investiert typischerweise in Tickets von mindestens 25 Mill. bis maximal 700 Mill. Dollar. Zum deutschen Portfolio gehören ferner unter anderem Qontigo (Deutsche Börse), die ProSieben-Töchter Nucom und Parship Meet sowie Powercloud. Global hat General Atlantic 53 Mrd. Dollar unter Management.

Starke Zuwächse

„Staffbase hatte zuletzt auch bereits jenseits des deutschsprachigen Marktes starke Zuwächse erzielt. Dies wollen wir unterstützen, besonders mit Blick auf den amerikanischen Markt.“ Weltweit zählt das Unternehmen inzwischen rund 8 Millionen Nutzer. Kunden in Deutschland sind zum Beispiel die Deutsche Post, Adidas oder Audi. International werden unter anderem Ikea, der Bergbauriese BHP sowie die Johns Hopkins University genannt. Das Start-up, das sich als ein „führender Anbieter von digitalen Lösungen für die interne Unternehmenskommunikation“ bezeichnet, gehört mit seinem Produktportfolio zu den Gewinnern der Corona-Pandemie wie alle Firmen, deren Angebot der Digitalisierung dient. Bisher erzielt Staffbase „Umsätze im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“, so Figge. Das Wachstum lag in den vergangenen Jahren jeweils „über 50%.“

General Atlantic hält ihre Portfolio-Unternehmen „typischerweise“ über fünf Jahre, hat aber im Gegensatz zu klassischen geschlossenen Fonds „keine Laufzeitbeschränkung“, wie Figge betont. Ein Umstand, den Wachstumsunternehmen zu schätzen wüssten. Der Manager sieht insgesamt „deutliches Potenzial im deutschen Markt“. Das Ökosystem hierzulande habe sich „enorm weiterentwickelt“, und zwar nicht nur mit jungen Firmen, die „als Kopien bereits erfolgreicher Ge­schäftsmodelle an den Start gehen“, wie dies beispielsweise bei Zalando einst der Fall war, sondern „mit echten Innovationstreibern“, wie Staffbase oder Powercloud.

Die Orientierung von Staffbase nach Amerika sei eine rein operative Entwicklung, die sich nicht in den Trend des „Ausverkaufs“ deutscher Start-ups in die USA einfüge. In der Vergangenheit war häufig ein Umzug von jungen Unternehmen beobachtet worden, wenn diese eine gewisse Größenordnung erreicht hatten. Viele taten sich dann leichter, weiteres Kapital aufzunehmen und wurden von ihren Investoren aufgrund der deutlich höheren Bewertungen auch gedrängt, eher ein IPO an der Nasdaq als in Europa oder in Deutschland ins Auge zu fassen.

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