Genugtuung für Sixt

Von Stefan Kroneck, München Börsen-Zeitung, 27.11.2018 Erich Sixt nimmt kein Blatt vor dem Mund. Der Chef und Großaktionär des gleichnamigen Autovermieters neigt dazu, Wettbewerber mit Häme zu überziehen, um die Stärke des eigenen Unternehmens...

Genugtuung für Sixt

Von Stefan Kroneck, MünchenErich Sixt nimmt kein Blatt vor dem Mund. Der Chef und Großaktionär des gleichnamigen Autovermieters neigt dazu, Wettbewerber mit Häme zu überziehen, um die Stärke des eigenen Unternehmens hervorzuheben. Dieser Art der Kommunikation nach außen, die ein CEO in der Regel meidet, bedient sich der Vorstandsvorsitzende des SDax-Mitglieds seit Jahren. Dazu hat er allen Grund, stellt doch der Erfolg von Sixt die Leistung anderer Häuser in den Schatten.Dieser Tage war es wieder so weit, als sich Deutschlands börsennotierter Marktführer mit guten Neunmonatszahlen abermals in Bestform präsentierte (vgl. BZ vom 16. November). Der Firmenpatriarch zog über den Fahrdienstvermittler Uber her, der im dritten Quartal den Verlust um 100 Mill. auf über 1 Mrd. Dollar ausweitete. Nach neun Monaten häufte der an die Börse strebende US-Konzern 2,5 Mrd. Dollar an. Zum Vergleich: Sixt befindet sich mit einem im gleichen Zeitraum erwirtschafteten Vorsteuergewinn von 482 (i.V. 224) Mill. Euro 2018 auf Rekordkurs.Und in der Tat kommen bei solchen Milliarden-Defiziten berechtigterweise Zweifel auf, ob sich das Geschäftsmodell von Uber überhaupt auf Dauer trägt. Im vergangenen Jahr machten die Kalifornier 4,5 Mrd. Dollar Miese bei einem Umsatz von 7,4 Mrd. Dollar. Im laufenden Turnus könnte der Verlust zwar etwas geringer ausfallen, aber immer noch hoch genug, um manchen Investor abzuschrecken. Europcar geht es besserFür Sixt sind solche Vergleiche eine Art von Genugtuung, kann der langjährige CEO doch mit solchen verbalen Spitzen gegenüber aufstrebenden Konkurrenten zeigen, dass andere gerne heiße Luft verkaufen, anstatt solide Zahlen vorzulegen.Dabei fällt aber auf, dass Erich Sixt seit einiger Zeit nicht mehr über den Dauerwettbewerber Europcar herzieht, wie es noch vor einigen Jahren der Fall gewesen ist. Das hat seinen Grund. Der vor drei Jahren an die Börse gegangene französische Autovermieter hat sich nach hohen Verlusten 2016 in die Gewinnzone vorgekämpft und erzielt mittlerweile solide Ergebnisse. Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt erwirtschaftete der europäische Branchenprimus einen Vorsteuergewinn (Operating Income) von 242 Mill. Euro – das sind 45 % mehr als ein Jahr zuvor. Nach neun Monaten verzeichnete das Unternehmen mit Sitz in einem Vorort von Paris dadurch 346 (198) Mill. Euro.Wie Sixt profitierte Europcar unter anderem von einem guten Tourismusgeschäft in den Sommermonaten Juli bis September. 2018 zeichnet sich das beste Ergebnis in der Geschichte des 1949 gegründeten Unternehmens ab nach 223 Mill. Euro im vergangenen Jahr sowie 263 Mill. Euro 2016. In den Jahren 2015 und 2014 häufte Europcar noch einen Nettoverlust von zusammen 168 Mill. Euro an.Bei dieser Entwicklung bietet sich für Sixt kein Ansatzpunkt mehr, auf das Unternehmen mit seinem grünen Label als schlecht wirtschaftender Konkurrent zu verweisen. Doch für den Chef der alteingesessenen Firma mit Sitz in Pullach bei München bietet sich auch hier Genugtuung, wenn man die Profitabilität in Betracht zieht. Mit einer Rendite vor Steuern von 21,7 (11,4) % in den ersten neun Monaten dieses Jahres in Bezug auf den gesamten Konzernumsatz ist Sixt weitaus wirtschaftlicher unterwegs als die Europcar-Gruppe, die es mit ähnlich hohen Erlösen (2,3 Mrd. Euro) auf 15,1 (10,9) % brachte.Rechnet man allerdings die erlösten 196 Mill. Euro aus dem Verkauf der Anteile am Carsharing-Anbieter Drivenow an BMW heraus, beträgt die Rendite des Sixt-Konzerns 12,9 %. Das zeigt, dass die Franzosen sich bereits an das hohe Niveau der Bayern herangearbeitet haben.—–Die Häme von Sixt trifft Uber. Wettbewerber Europcar bietet keine Angriffsfläche mehr. —–