Gespräche beendet

Geplatzter Stahl-Deal enttäuscht nur kurz

Die Investoren von Thyssenkrupp haben sich von der Nachricht über den geplatzten Verkauf der Stahlsparte an die britische Liberty Steel die Stimmung nur kurz vermiesen lassen.

Geplatzter Stahl-Deal enttäuscht nur kurz

ab Köln

Die Investoren von Thyssenkrupp haben sich von der Nachricht über den geplatzten Verkauf der Stahlsparte an die britische Liberty Steel die Stimmung nur kurz vermiesen lassen. Startete die Aktie zunächst mit einem Kursrutsch um mehr als 6 % in den Handelstag, notierte der MDax-Wert kurz danach wieder in positivem Terrain. Erst mit dem schwächeren Gesamtmarkt dreht die Aktie wieder deutlich ins Minus. Mehrere Gründe seien für den Abbruch der Gespräche verantwortlich gewesen, sagte Vorstandsmitglied Klaus Keysberg in einer internen Information. „Zum einen lagen die Vorstellungen zu der Bewertung des Geschäftes zu weit auseinander. Zum anderen standen Fragen zur Finanzierungsstruktur und damit Sicherheiten im Raum, für die wir am Ende keine gemeinsame Lösung gefunden haben.“ Letztlich habe das Gesamtpaket nicht gestimmt.

Dieser Aussage wollte sich Liberty Steel gleichwohl nicht anschließen. Letztlich habe man einzig bei der Bewertung nicht zueinandergefunden. Von daher werden die Gespräche auch nicht als beendet, sondern als ausgesetzt angesehen. „Liberty ist nach wie vor davon überzeugt, den einzigen langfristig tragfähigen Plan für das Stahlgeschäft von Thyssenkrupp vorgelegt zu haben, und wir werden uns weiterhin bemühen, die Bewertungslücke zu gegebener Zeit zu schließen“, heißt es.

Wenngleich der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp nicht in die Entscheidung involviert war, gab es von dort zustimmende Signale. Es sei ein Zeichen der Stärke, dass Thyssenkrupp den Verkauf nicht um jeden Preis durchgezogen habe. Allerdings dürfte die Stahlsparte unter dem Dach von Thyssenkrupp nun einer weiteren Rosskur unterzogen werden, um die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen.

Darauf hatten zuletzt sowohl Keysberg als auch Stahlchef Bernhard Osburg hingewiesen. Letzterer hatte zu einem „gemeinsamen Kraftakt“ aufgerufen, um die durch die Pandemie verursachte finanzielle Lücke zu schließen. „Von dem Ziel, die ursprünglich in der Strategie 20-30 angestrebte Profitabilität zu erreichen, weichen wir nicht ab. Es muss allen Beteiligten klar sein, dass wir daher auch über weitere Personal- und Kostenmaßnahmen sprechen müssen“, sagte Osburg. Im Rahmen der im Frühjahr 2020 verabschiedeten Stahlstrategie war bereits der Abbau von 3 000 der insgesamt 27 000 Arbeitsplätze vereinbart worden. Offen ist, welche Einschnitte nun vorgesehen sind.

Die IG Metall, die sich von Anfang an gegen die Liberty-Offerte ausgesprochen hatte, machte sich am Donnerstag erneut für staatliche Unterstützung stark. „Wir sind nach wie vor überzeugt, dass es angesichts des immensen Investitionsbedarfs ohne ein substanzielles Engagement des Staates im Sinne einer Brückenfinanzierung nicht gehen wird“, zitiert Reuters IG Metall Vorstandsmitglied Jürgen Kerner.

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